Bad Luck

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Dagmar ist mit der Miete im Rückstand, Lippo ist vom Chef gefeuert worden, Gerhard wurde von seiner Frau verlassen, und Rizzo wohnt noch bei Mutter. Die lakonische österreichische Komödie BAD LUCK schildert  die zum Scheitern verurteilten Versuche von sechs Bewohnern einer Kleinstadt,  mit Hilfe von schnellen, gewaltsamen Mitteln aus  ihrem deprimierenden Alltag heraus und heran ans schnelle Glück zu kommen. Eine zentrale Rolle spielt dabei eine Tüte Geld.

Webseite: www.dejavu-film.de

Österreich 2015
Regie:  Thomas Woschitz
Darsteller: Valerie Pachner, Markus Schwärzer, Christian Zankl, Thomas Oraze, Ernestine Schmerlaib, Josef Smretschnig, Gerhard Kubelka
Filmlänge: 80 Minuten
Verleih: déja-vu Filmverleih
Kinostart neu:  2.7.2015
 

FILMKRITIK:

Die Zuschauer haben im ultra-lakonischen österreichischen BAD LUCK deutlich mehr zu lachen als die glücklosen Protagonisten des Films. Deren Stimmungslage beschreibt gleich das allererste Bild des Films sehr schön. Ein Tümpel im Wald, alles schön grau in grau, es regnet Bindfäden … und langsam treibt ein Toter an die Oberfläche.

Die Story: der ramponierte Abschleppwagenfahrer und Wasserreinigungsgeräte-Vertreter  Karl und sein zotteliger Freund Rizzo, den alle für etwas dumm halten, pinkeln im Wald. Da fällt ihnen auf einmal aus den Zweigen ein Auto vor die Füße. Im Auto liegen ein vermutlich toter Mann und eine Tüte voll Geld. Die beiden beschließen, abzuhauen und das Geld mitzunehmen. Allerdings vergessen sie Karls Brecheisen und als sie später zurückkommen, ist der Mann verschwunden. Der Film erzählt nun rückblickend, wie die Tüte Geld in das Auto gekommen ist und das Auto in die Bäume und vorwärts, was die beiden Gelegenheitsräuber anstellen, nachdem sie entdecken, dass der Besitzer der Tüte verschwunden ist. Mit dabei sind die Tankstellenservicekraft Dagmar, die mit der Miete seit Monaten im Rückstand ist, der geschiedene und sehr einsame Polizist Gerhard, der frisch arbeitslose und deshalb sehr angefressene Lippo, und Dagmars sehr planloser Freund Robert. Sie alle könnten ein bisschen Geld, sprich ein bisschen Glück, sehr gut brauchen. Und sie alle sind in die Geschichte mit der Tüte verwickelt.

BAD LUCK ist keine gewöhnliche Einbruchs- und Diebstahlgeschichte. In BAD LUCK geht es um eine lächerlich kleine Geldsumme. Ein paar hundert Euro, vielleicht tausend, sind in der Tüte. Genug um ein paar Monate Miete zu bezahlen, aber nicht genug, um dafür ein Verbrechen zu begehen. Aber so weitsichtig ist keiner der Beteiligten. Alle haben nur ihr kleines bisschen Unglück im Blick und alle greifen nach jedem Strohhalm, beziehungsweise nach jeder Tüte, die ihnen erreichbar scheint. Und das sind nicht viele. Als Verbrecher stellen sie sich dabei so hilflos und idiotisch an, wie auch sonst im Leben.

BAD LUCK schaut ihnen bei diesem eigentlich jämmerlichen, aber tatsächlich sehr unterhaltsamen Herumstolpern voller Sympathie aber auch in aller Gemütsruhe zu. Wenn BAD LUCK schneller wäre, könnte man den Film mit den Slapstickkomödien von Laurel & Hardy oder Buster Keaton vergleichen, so aussichtslos und aberwitzig sind die Versuche unserer Helden, auf einen grünen Zweig zu kommen. Aber im Gegensatz zum Overdrive vieler Komödien nimmt BAD LUCK sich Zeit und entwickelt gerade aus dieser Gemächlichkeit einen ganz eigenen fatalistischen  Humor. Feines böses Kino aus Österreich, netterweise mit deutschen Untertiteln.

Hendrike Bake