Big Business – Außer Spesen nichts gewesen

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Die krude Mischung dieser schrägen Underdog-Komödie von brachialem Humor durchsetzt mit Moral und Lebensweisheiten ist sicher nicht jedermanns Sache. Dass in der globalen Geschäftswelt mit harten Bandagen um jeden Auftrag gekämpft wird und ein rüder Ton vorherrscht, dafür liefert Jungregisseur Ken Scott bizarre Beispiele. Sein Trio aus ausgemusterten Selbstständigen auf absurder Geschäftsreise erlebt in der deutschen Hauptstadt einen wilden Ritt durch sämtliche Szenen.

Webseite: www.big-business-film.de

USA 2015.
Regie: Ken Scott
Drehbuch: Steve Conrad
Darsteller: Tom Wilkinson, Nick Frost, Vince Vaughn, Sienna Miller, James Marsden, Dave Franco, June Diane Raphael, Britton Sear, Ella Anderson, Uwe Ochsenknecht.
Länge: 92 Minuten
Verleih: Twentieth Century Fox
Kinostart: . 9. Juli 2015
 

FILMKRITIK:

Vertreter Dan Trunkman (Vince Vaughn) kündigt impulsiv seinen Job, als ihn seine Vorgesetzte Chuck Portnoy (Sienna Miller) einmal zu viel provoziert. Kurzerhand eröffnet der Familienvater mit dem alten Timothy Mc Winters (Tom Wilkinson) und dem schüchternen Schulversager Mike Pancake (Dave Franco) eine eigene Firma. Schon bald stehen sie jedoch kurz vor der Pleite. Um zu überleben, ist ein großer Deal vonnöten. Aber um den ersehnten Handschlag zu bekommen, mit dem solche Geschäfte besiegelt werden, müssen sie zusammen über den großen Teich. Der Sprung in Deutschlands Hauptstadt Berlin artet in eine vollkommen aberwitzige Dienstreise aus.
 
Das Trio erlebt die verrücktesten Abenteuer und ahnt dabei nicht, dass die Gegenseite ein abgekartetes Spiel spielt und ohnehin kein Interesse an diesem Geschäft hat. In Berlin ist natürlich sowieso der Bär los, anfangen vom G7-Gipfel bis hin zu diversen Messen. Ein Hotelzimmer zu bekommen ist deshalb ein aussichtsloses Unterfangen. Und so bucht Dan ahnungslos ein Zimmer, das sich als Kunstinstallation für den „American Businessman 42“ entpuppt.
 
 
Tagein, tagaus muss er sich nun noch als lebende Kunst, von zahlreichen Besuchern bestaunen lassen. Aber auch zuhause läuft alles aus dem Ruder. Sein korpulenter Sohn Paul wird in der Schule permanent gehänselt. Um ihren großen Bruder zu verteidigen prügelt sich Dans kleine Tochter Bess für ihn und handelt sich einen Verweis ein. Doch das Geld für eine teure Privatschule hat Dan erst, wenn der Deal steht. Davon kann aber noch keine Rede sein. Zu allem Überfluss funkt ihm auch seine Ex-Chefin Chuck, die ihn gefeuert hat, dazwischen. Sie will sich den Deal ebenfalls unter den Nagel reißen.
 
Die krude Mischung dieser Komödie von obszönem Humor durchsetzt mit Moral und Lebensweisheiten ist sicher nicht jedermanns Sache. Zu brachial und plump überzeichnet wirken manche der Runing Gags. Das Trio bei seinem wilden Ritt durch Fetisch-Schwulenclubs oder Unisex-Saunas, die in Berlin angeblich Mode sind, zu begleiten, ist nichts für zartbesaitete Gemüter. Gleichzeitig zeigt Jungregisseur Ken Scott mit seiner schrägen Underdog-Komödie ein entfesseltes Bild globaler Geschäftswelt im Taumel kultureller Missverständnis und Klischees, das trotz seiner schrillen Töne nicht ganz an der Wahrheit vorbeigeht.
 
Schon Arthur Miller entlarvte Anfang der 50er Jahre in seinem berühmten sozialkritischen Psychodrama „Tod eines Handlungsreisenden“ den „American Dream“ als Trugbild. Sein Handelsvertreter Willy Loman zerbricht an einem inhumanen Wirtschaftssystem, in dem es nur auf immer mehr Profit ankommt. Die Tragödie seines Protagonisten steht für eine gescheiterte Gesellschaftsordnung. Inzwischen hat auch Deutschland als „Global Player“ seine Rolle im  „amerikanischen Traum“ gefunden. Und so tritt am Ende des Films Uwe Ochsenknecht als mächtiger Wirtschaftsmagnat auf, der entscheidend zum Deal beiträgt.
 
Luitgard Koch