Die Schadenfreundinnen

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Drei Frauen drehen den Spieß um: Als Carly (Cameron Diaz), Kate (Leslie Mann) und Amber (Kate Upton) erkennen, dass sie von demselben Mann belogen und betrogen werden, beschließen sie, ihm eine Lektion zu erteilen. Nick Cassavetes’ „Schadenfreundinnen“ ist gelungene, wenn auch nicht immer niveauvolle Kinounterhaltung mit eindeutig weiblichem Zielpublikum.

Webseite: www.dieschadenfreundinnen.de

USA/2014
Regie: Nick Cassavetes
Drehbuch: Melissa Stack
Darsteller: Cameron Diaz, Nikolaj Coster-Waldau, Leslie Mann, Don Johnson
Länge: 105 Minuten
Verleih: 20th Century Fox
Kinostart: 1. Mai 2014

FILMKRITIK:

Die attraktive und selbstbewusste Anwältin Carly (Cameron Diaz) verliert ihr Herz an den schönen Mark (Nikolaj Coster-Waldau), der sich jedoch wenig später als Lügner entpuppt. Tatsächlich nämlich ist der charmante Geschäftsmann mit der Hausfrau Kate (Leslie Mann) verheiratet. Carly nimmt die Situation gelassen, doch für die naive Kate bricht eine Welt zusammen. Zunächst gezwungener Maßen, schließlich aus eigenem Antrieb wird Carly zu ihrer Verbündeten und Freundin. Gemeinsam mit einer weiteren Geliebten des nimmersatten Don Juans, beschließen die gehörnten Frauen Rache zu nehmen.

„Schadenfreundinnen“ ist in erster Linie ein Film über eine ungewöhnliche Frauenfreundschaft. Regisseur Nick Cassavetes und Drehbuchautorin Melissa Stack präsentieren mit Carly und Kate zwei Frauen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Die erste abgebrüht, wenn nicht gar hartherzig, selbstbewusst und erfolgreich, die andere naiv, verletzlich und hysterisch. Jede für sich stark übertrieben funktionieren diese Figuren ausnahmslos in der Kombination. Dies gilt nicht nur für den gemeinsamen Racheakt, sondern auch für die Dramaturgie des Films. Carlys Ruhe gleicht Kates Nervosität aus, die nicht nur ihren Mitmenschen, sondern auch dem Zuschauer zuweilen auf die Nerven geht.

Leslie Mann legt ein immenses komödiantisches Talent an den Tag. Ihre Darstellung der Kate ist zugleich nervtötend wie auch sympathisch. Mann setzt nicht nur Mimik, sondern ihren gesamten Körper ein, um die Tollpatschigkeit und Orientierungslosigkeit ihrer Figur zu vermitteln und das Publikum immer wieder zum Lachen zu bringen. Selbstredend bleibt da die eine oder andere Slapstickeinlage nicht aus. „Schadenfreundinnen“ ist eine ehrliche Komödie, die an keiner Stelle versucht, ein ernsthaftes Drama vorzutäuschen. Mit dieser ehrlichen Art kann Cassevetes sein Publikum über lange Strecken unterhalten, doch insbesondere im Zuge des Rachefeldzugs verliert seine Inszenierung an Niveau, bedient sich zunehmend platter Komik und infantilem Fäkalhumor. Der Einsatz von Abführmitteln zur Erniedrigung des „Bösewichts“ hat nun wirklich schon vor langer Zeit seine Originalität und seinen Witz verloren.

In den starken Frauenfiguren, die sich von Männern nicht länger an der Nase herum führen lassen wollen, steckt nichtsdestotrotz auch eine positive Botschaft. Insbesondere Kate steht für einen devoten Typ Frau, der im konservativen Modell der Ehe die Untreue des Ehemanns zu Gunsten des Hausfriedens ertragen möchte. Ihre Verwandlung in eine Furie ist ein Befreiungsschlag, auch wenn sich ihre Figur durch die Hysterie bedauerlicher Weise ihrer Glaubwürdigkeit beraubt. Indem „Schadenfreundinnen“ jedoch verschiedene Frauenfiguren aneinanderstellt, vermeidet der Film zumindest in dieser Hinsicht die Klischeefalle und zeigt Carly als rationale und respekteinflößende Identifikationsfigur.

Mit „Schadenfreundinnen“ hat Nick Cassavetes einen Frauenfilm im positiven Sinne gedreht, also einen Film, der von Frauen und ihrer Agenda dominiert wird. Bedauerlich bleibt dabei, dass sich das Leben der drei weiblichen Hauptfiguren letztlich doch nur um einen Mann dreht. Erst ganz am Ende tauchen weitere Lebensmittelpunkte auf, verbleiben jedoch in der Andeutung. Es ist davon auszugehen, dass „Schadenfreundinnen“ ohnehin kein feministisches Manifest sein möchte, sondern einfach nur eine unterhaltsame Komödie. Und das ist größtenteils gelungen.
 
Sophie Charlotte Rieger