Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück

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Auch in Deutschland sind Francois Lelords Romane um den Glückssuchenden Hector große Erfolge. Kein Wunder also, dass „Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück“ eine deutsche Produktion ist, die internationale Schauspieler um die Welt schickt, auf das der Psychiaters Hector sein Glück findet. Das Ergebnis ist Feelgood-Kino, das meist über Kalenderweisheiten nicht hinaus kommt, aber auf kurzweilige Art  unterhält.

Webseite: www.hectorsreise.de

Hector and the Search for Happiness
Deutschland/ Kanada 2012
Regie: Peter Chelsom
Buch: Peter Chelsom, Tinker Lindsay, Maria von Heland, nach dem Roman von Francois Lelord
Darsteller: Simon Pegg, Rosamunde Pike, Toni Collette, Christopher Plummer, Stellan Skarsgard, Jean Reno, Veronica Ferres
Länge: 120 Minuten
Verleih: Wild Bunch/ Central
Kinostart: 14. August 2014

Pressestimmen:

"...bietet die Chance, das Kino ein bißchen glücklicher zu verlassen."
ZDF Heute Journal

FILMKRITIK:

Das Leben des Psychiaters Hector (Simon Pegg) läuft in überaus geregelten Bahnen: Seine Freundin Clara (Rosamunde Pike) bemuttert den rund vierzigjährigen in Ermangelung eigener Kinder wie ein kleines Kind, bindet ihm die Krawatte, wischt ihm den Mund ab und hält den Haushalt in Ordnung. Und auch Hectors Patienten sind seit Jahren dieselben, berichten von den immergleichen Problemen, denen Hector kaum noch zuhört. Lieber malt er kleine Zeichnungen in sein Notizbuch und träumt vom Fliegen. Im Regal seiner Praxis finden sich zahlreiche Modellflugzeuge, Fotos von alten Propellermaschinen und passende Tim und Struppi-Hefte, die den verhinderten Weltreisenden Hector zudem an seinen verstorbenen Hund erinnern.
 
So geregelt sein Leben auch ist, wirklich glücklich fühlt sich Hector nicht. Und so macht er sich eines Tages reichlich unvermittelt auf eine Reise um die Welt. Das Ziel: raus zu kommen aus dem Alltag, etwas Erleben und nach Möglichkeiten festzustellen, wie man glücklich wird.
 
Auf der ersten Station in Shanghai begegnet er dem Geschäftsmann Edward (Stellan Skarsgard), der ihm mit teurem Essen und Prostituierten zum Glück verhelfen will, anschließend steht ein Besuch in einem buddhistischen Kloster an, bevor die Reise nach Afrika weitergeht, wo Hector einem alten Freund in einem Flüchtlingslager helfen will, statt dessen jedoch an den kolumbianischen Drogendealer Diego (Jean Reno) gerät und von Kriminellen eingesperrt wird.
 
Am Ende seiner Reise führt es ihn nach Los Angeles, wo seine Jugendfreundin Agnes (Toni Collette) lebt und die Kinder hat, die Hector noch in seinem Leben vermisst. Beim Psychologen Professor Corman (Christopher Plummer) findet Hectors Suche nach dem Glück schließlich ihr Ende – ein glückliches natürlich.
 
Selbstfindungsbücher haben in den westlichen Industriestaaten seit Jahren Konjunktur und so überrascht es nicht, dass Francois Lelords „Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück“ hierzulande inzwischen schon über 40 Auflagen erlebt hat. Im enormen Erfolg in Deutschland liegt nun auch die deutsche Produktion begründet, in der Simon Pegg in seiner typischen unbeholfenen Art durch die Welt reist und in seinem Notizbuch unterschiedlichste Sinnsprüche festhält: Von „Glück kommt oft überraschend“, über „Glück ist, wenn man spürt, dass man den anderen nützlich ist“ bis hin zu „Glück ist, wenn man dafür geliebt wird, wie man eben ist“ reichen dabei die Erkenntnisse, die sich zwischen Banalität und Lebensklugheit bewegen.
 
Größeres Problem als die nicht immer bemerkenswerten Lebensweisheiten, die dennoch immer wieder zu fundamentalen Erkenntnissen stilisiert werden, ist allerdings die Art und Weise, wie China und besonders Afrika einmal mehr als Hintergrund für westliche Selbstfindung benutzt werden: wirkliches Interesse an fremden Menschen und Ländern hat weder Hector noch der Film selbst. Stattdessen wird mit allen Mitteln Exotisches herausgestellt. Wie es anders geht, zeigte erst vor wenigen Monaten der ähnlich gelagerte Ben Stiller-Film „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“, in dem die Erfahrung, fremde Länder zu bereisen, tatsächlich zu persönlicher Glückserfahrung führte und nicht nur wie in „Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück“ zum Fazit: Heirate und alles wird gut.
 
Michael Meyns