Jota – Ein spanischer Tanz

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Der spanische Regie-Altmeister Carlos Saura widmet sich in seinem neuesten Werk einem der traditionsreichsten spanischen Tänze, der immer ein wenig im Schatten des Flamenco steht: der Jota. Sein Film ist eine in sich stimmige, optisch betörende Mischung aus Musical und kulturellem Trip durch die vielfältigen Regionen Spaniens. Saura geht es nicht darum, sich dem Thema dokumentarisch zu nähern und trockene Infos zu liefern. Vielmehr lässt er die Bilder der Tänzer, Musiker und Kulissen für sich sprechen.

Webseite: www.jota.cineglobal.de

Spanien 2016
Regie & Drehbuch: Carlos Saura
Länge: 92 Minuten
Kinostart: 6.12.2018
Verleih: Cine Global

FILMKRITIK:

„La Jota“ ist ein traditioneller Tanz, der in Spanien sehr weit verbreitet ist. Je nach Region, wird die Jota in ganz unterschiedlichen Ausprägungen getanzt. Außerdem tragen die Tänzer normalerweise die Tracht ihrer autonomen Gemeinschaft. Am bekanntesten sind die galicische und die aragonesische Variante. Die Schritte der Jota erinnern an den Walzer, getanzt wird im ¾-Takt. An Instrumenten kommen Gitarren, Lauten, Tamburine sowie kleine und große Trommeln zum Einsatz. In Form einer visuellen Entdeckungsreise huldigt Carlos Saura der Jota und zeigt ihre unterschiedlichen Facetten auf. Und die der Liedtexte: Diese sind breit gefächert und handeln unter anderem von der Unterdrückung während der Franco- Diktatur, Patriotismus, Liebe, Sexualität und Religion.

Spanische Tänze sind eines der bevorzugten filmischen Themen des 86-Jährigen Carlos Saura, der bereits seit Mitte der 50er-Jahre als Regisseur aktiv ist. In eigenen seiner Filme befasste er sich bereits mit traditionellen Tänzen wie dem Flamenco, andere Werke rückten moderne Musikstile („Fados“) ins Zentrum. Bei all diesen Arbeiten kam ihm seine langjährige Tätigkeit als Tanzfotograf zugute.

Saura legt „Jota“ eher wie ein Musical an, weniger wie eine klassische Doku. Hintergrundinfos etwa zur Geschichte oder Entstehung des Tanzes gibt es keine, ebenso wenig Text-Einblendungen oder Off-Kommentare zu den einzelnen Tanzdarbietungen. Saura will die Tanzkunst ganz für sich sprechen lassen und arbeitet die mannigfaltigen Formen der Jota akkurat heraus – in Form vieler Einzelszenen, die er in kunstvollen Schnitten aneinanderreiht.

So sehen wir etwa einen Solotänzer mit bemerkenswerter Körperbeherrschung, der seine schnellen Schrittfolgen neben einem Kontrabassspieler aufführt. Ein Paar, das umgeben ist von einer Gruppe Instrumentenspieler und in deren Mitte später selbst zu Kastagnetten greift. Oder einige vor bemalten Leinwänden tanzende Männer und Frauen, allesamt in traditionelle spanische Gewänder gehüllt. So zeigt sich, dass Jota – abhängig davon, wo man sich in Spanien befindet – immer ein wenig anders aufgeführt wird. Mal steht die Musik im Mittelpunkt, mal die Tanzenden. Gleich ist den regionalen Abwandlungen stets jedoch die tiefe Verankerung in der spanischen Geschichte, Kultur und Tradition.

Dass „Jota“ in Richtung Tanzshow oder Revue tendiert erkennt man auch daran, da Saura viele Tanz-Performances wahlweise in ein traumwandlerisches Setting oder eine realistische Kulisse einbettet. Die Wahl der Kostüme und Requisiten ist zudem oft abhängig davon, von wem oder was die Texte der Lieder handeln. Oder durch welche lokalen und kulturellen Besonderheiten die entsprechende Region gekennzeichnet ist. Das alles macht „Jota“ zu einem optisch äußerst reizvollen Film, der der jahrhundertealten Tanz-Tradition Tribut zollt.

Björn Schneider