Liebe im Gepäck

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Das schlimmste im Leben einer Frau ist es, keinen Ehemann zu finden. Das ist die Essenz von "Liebe im Gepäck", einer konventionellen romantischen Komödie, in der eine Flugbegleiterin im geradezu biblischen Alter von Ende 20 nach dem Mann ihrer Träume sucht.  Einer der wenigen ungewöhnlichen und interessanten Aspekte des Films ist die Darstellung einer afroamerikanischen Mittelschicht.

Webseite: www.liebe-im-gepaeck.de

OT: Baggage Claim
USA 2013
Regie, Buch: David E. Talbert
Darsteller: Paula Patton, Derek Luke, Taye Diggs, Jenifer Lewis, Jill Scott, Adam Brody, Boris Kodjoe, Djimon Hounsou
Länge: 96 Minuten
Verleih: Fox
Kinostart: 15. Mai 2014

FILMKRITIK:

Wenn Montana (Paula Patton) nicht gerade als Flugbegleiterin durch die Lüfte jettet, lebt sie im amerikanischen Baltimore Tür an Tür mit ihrem High School-Freund William (Derek Luke). Doch während William in scheinbar glücklichen Händen ist, lebt Montana auch mit Ende 20 noch allein. Sehr zum Unwillen ihrer resoluten Mutter Catherine (Jenifer Lewis), die selbst fünf Mal verheiratet war. Selbst Montanas kleine Schwester hat einen Mann gefunden und wird bald heiraten, was Montana zusätzlich unter Druck setzt: Um nicht erneut bei einer Familienfeier als Single zu erscheinen, fast sie einen Plan: Binnen 30 Tagen will sie endlich einen heiratswilligen Mann gefunden haben.

Doch das ist leichter gesagt als getan. Mit Langston (Taye Diggs) scheint sie zwar einen guten Fang gemacht zu haben, doch dann erweist sich ihr Freund als verheirateter Familienvater, der sich mit Montana nur die Zeit vertrieben hat. Schließlich haben Montanas Kollegen Gail (Jill Scott) und Sam (Adam Brody) eine Idee: Mit Hilfe von diversen Freunden in verschiedenen Positionen der Fluggesellschaft für die das Trio arbeitet, soll Montana scheinbar zufällig diversen Ex-Freunden über den Weg laufen, um zu testen, ob diese inzwischen heiratsfähig sind.

In rasanten Montagen hetzt Montana fortan von Flughafen zu Flughafen, trifft mal einen angehenden Abgeordneten in Washington, der mehr Interesse an seinem Schoßhund hat, als an einer Frau, einen Musiker in New York, der ein paar Affären zu viel hat, und schließlich einen reichen Hotelbesitzer, der mit Montana um die Welt jetten will. Die Tage vergehen, die Hochzeit ihrer Schwester rückt immer näher, doch Montana finden keinen Mann, denn wie so oft in romantischen Komödien liegt das Glück nicht in der Ferne sondern ist viel näher als man Anfangs ahnte.

Dass romantische Komödien in aller Regel mit der Ehe oder zumindest dem Versprechen auf baldige Vermählung enden ist Teil des Genres. Selten jedoch wirkte dieses Muster so spießig wie es David E. Talbert in "Liebe im Gepäck" präsentiert. Ohne einen Funken Selbstironie wird die geradezu verzweifelte Suche nach einem Ehemann erzählt und behauptet, dass ein Dasein ohne Ehemann für eine Frau praktisch ein verschwendetes Leben darstellt. Für ein paar Momente wirkt es zwischendurch zwar, als würde sich Montana für ein freies, selbstbestimmtes Leben entscheiden, ihr Glück nicht vom Suchen nach Eheglück abhängig machen, doch bald läuft "Liebe im Gepäck" wieder Schnurstracks in Richtung Ehehafen.

Das ist so konservativ und konventionell erzählt, wie so viele romantische Komödien – mit dem größten Unterschied, dass hier praktisch ausschließlich Afroamerikaner zu sehen sind. Selbst bei der fiktiven Fluggesellschaft Trans Alliance arbeiten nur Schwarze, so dass  "Liebe im Gepäck" auch ein wahres Potpourri schwarzer Typen und Stereotypen ist. Die Darstellung dieser schwarzen Mittelschicht ist einer der wenigen ungewöhnlichen und interessanten Aspekte eines Films, der sich ansonsten sehr streng in den engen Konventionen seines Genres bewegt.
 
Michael Meyns