Night Moves

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Spannend und mit der ihr eigenen Intensität erzählt die amerikanische Independent-Regisseurin Kelly Reichardt eine Geschichte um drei radikale Umweltaktivisten, die einen Staudamm sprengen wollen. Dabei ist ihr Film sowohl Thriller als auch Psychodrama. Die nüchtern elegante Inszenierung besticht durch ausgezeichnete Darsteller, die hier neue Facetten zeigen. Herausragendes Independent-Kino.

Webseite: www.mfa-film.de

USA 2013
Regie: Kelly Reichardt
Drehbuch: Jon Raymond, Kelly Reichardt
Produzent: Todd Haynes u.a.
Darsteller: Jesse Eisenberg, Dakota Fanning, Peter Sarsgaard, James Le Gros 
Länge: 112 Minuten
Verleih: MFA
Kinostart: 14. August 2014

Pressestimmen:

„Eine hochaktuelle Reflexion über Idealismus und Aktionismus“ (FAZ)

FILMKRITIK:

Kelly Reichard gehört zu den spannendsten RegisseurInnen einer neuen Generation des amerikanischen Independent-Kinos. Ihre Geschichten erlauben einen eher seltenen Blick auf die USA, u.a. weil sie stets im ländlichen Oregon spielen. Und sie entstammen einem authentischen Alltag, wirken wie ausschnitthafte Fragmente eines Ganzen und zeigen Menschen auf einem bestimmten Weg (oder: in the middle of something), denen man als Publikum für einen Moment in dieser besonderen Situation folgt, um sie dann wieder in eine unbekannte Zukunft zu entlassen. Dabei sind Reichardts Filme durch eine ruhige, konzentrierte Kamera-Arbeit immer ganz nah bei ihren Protagonisten und entwickeln so eine faszinierende Intensität. Eine Herausforderung für die Schauspieler, die wortwörtlich ungeschminkt agieren, so wie eine eindrucksvolle Michelle Williams in Reichardts letzten Filmen „Wendy & Lucy“ (2008) und „Meek's Cutoff“ (2010).
 
Reichardts neuer Film „Night Moves“ erzählt von drei Umweltaktivisten, die aufrütteln wollen und deshalb planen, einen Staudamm in der Nähe eines Naturfreizeitgebiets zu sprengen. Josh (Jesse Eisenberg) und Dena (Dakota Fanning) kaufen das Motorboot für die Tat, die am Wochenende ausgeführt werden soll. Der erfahrene wie abgebrühte Harmon (Peter Sarsgaard) ist als Kopf des Anschlags wenig begeistert, dass Dena, die bereits eine vorangegangene kleine Aktion finanziert hat, auch bei der Sprengung dabei sein soll. Für ihn ist sie ein Sicherheitsrisiko, Kind eines reichen Daddys, das mitspielen will. Doch die engagierte Dena überzeugt durch den heiklen Kauf einer auffällig großen Menge an Ammoniumnitratdünger, der für die Sprengung benötigt wird. Der Anschlag ist für sie und Josh der endgültige Schritt zur extremen Radikalisierung, aber beide sind sich einig: er ist definitiv notwendig, und am Montag geht es unauffällig zurück in den Alltag. Kein Wort mehr über die Tat, kein Kontakt mehr. Doch dann geht etwas schief, und die Ereignisse lassen sich nicht einfach löschen. Der Anschlag löst bei Josh und Dena nicht kalkulierte Emotionen aus. Normalität ist kaum noch möglich.
 
Reichardt konzentriert sich in der ersten Hälfte entlang der akribischen Vorbereitungen für den Anschlag auf ihre Protagonisten und ihren Umgang mit dem Plan, allein und untereinander. Im zweiten Teil lotet sie vor allem anhand des introvertierten Josh aus, welche Konsequenzen für die Psyche aber auch für die weiteren Lebensumstände daraus entstehen. Dabei greift sie auf klassische Thrillerelemente zurück, die durch die nüchtern elegante Inszenierung einen ganz eigenen Reiz und vor allem eine durchgängige Spannung entwickeln. Im Mittelpunkt aber stehen die Darsteller, die eine besondere Intensität auf die Leinwand bringen.
 
„Night Moves“ ist wie seine Vorgänger herausragendes originäres Indie-Kino mit Sogwirkung und einer unverwechselbaren Handschrift, das um sich selbst wenig Aufhebens macht, dafür aber umso mehr begeistert.
 
Anke Teuber