Sieben verdammt lange Tage

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In seinem neuen Film „Sieben verdammt lang Tage“ schlägt Komödienspezialist Shawn Levy meist einen ruhigeren  Tonfall an, als man es von ihm gewöhnt ist. Doch bei aller Selbstfindung einer dysfunktionalen Familie, die sich nach dem Tod des Vaters im (jüdischen) Elternhaus zusammenfindet, kommt auch der Humor nicht zu kurz.

Webseite: www.siebenverdammtlangetage.de

THIS IS WHERE I LEAVE YOUUSA 2014
Regie: Shawn Levy
Buch: Jonathan Tropper, basierend auf seinem gleichnamigen Roman
Darsteller: Jason Bateman, Tina Fey, Adam Driver, Rose Byrne, Timothy Olyphant, Corey Stoll, Jane Fonda
Länge: 103 Minuten
Verleih: Warner Bros.
Kinostart: 25. September 2014

 

FILMKRITIK:

Erst erwischt er seine Frau mit seinem Boss im Bett, dann stirbt auch noch sein Vater: Es läuft gerade nicht wirklich gut für Judd (Jason Bateman), der mit Anfang 40 vor dem Nichts steht. Seinen drei Geschwistern geht es zwar auf den ersten Blick besser, aber wirklich glücklich ist keiner in der Familie, die sich anlässlich des Todes des Vaters zum ersten Mal seit Jahren wieder im Elternhaus in einer Kleinstadt zusammenfinden.

Judds großer Bruder Paul (Corey Stoll) führt das Geschäft des Vaters und ist verheiratet, doch seine Frau verzweifelt langsam aber sicher daran, dass sie nicht schwanger wird. Die einzige Frau im Geschwister-Quartett ist Wendy (Tina Fey), die zwei Kinder und einen nur ans Geschäft denkenden Mann hat, zu viel trinkt und ihrer Jugendliebe Horry (Timothy Olyphant) nachtrauert, der nach einem Unfall leicht zurückgeblieben ist und immer noch in der Kleinstadt lebt. Der Vierte im Bunde ist Phillip (Adam Driver), ein unzuverlässiger Lebemann, der beruflich an immer neuen Projekten scheitert und gerade eine Affäre mit seiner deutlich älteren Psychiaterin hat.

Nun sind diese vier ungleichen Geschwister und ihre omnipotente Mutter (Jane Fonda), die als Autorin von Selbsthilfebüchern immer viel zuviel über die Intimitäten ihrer Kinder verraten hat, dazu gezwungen, sieben Tage miteinander zu verbringen. Denn sieben Tage dauert die jüdische Tradition des Shiva sitzen, der Andacht für einen Verstorbenen. Am Ende dieser sieben Tage wird sich das Leben der Geschwister auf die ein oder andere, oft auch überraschende Weise verändert haben.

Es sind klassische dramatische Muster, denen sich Shawn Levy hier bedient: Menschen in der Midlife-Crisis, die durch außerordentliche Situationen wieder in die Spur finden. Dass er die Irrungen und Wirrungen seiner Figuren oft wenig subtil benennt, sie in zahlreichen Dialogen den Weg zur Selbsterkenntnis überdeutlich verbalisieren lässt, macht „Sieben verdammt lange Tage“ zum typischen Vertreter einer Art Selbsthilfekinos. Ohne Ecken und Kanten entwickelt sich die Geschichte, die Welt, die gezeigt wird, ist heil, die Probleme eigentlich auch nicht wirklich dramatisch und am Ende wird alles gut.

Das ist in keiner Weise – weder filmisch noch inhaltlich – besonders substanziell oder originell, doch für einen Film seiner Art ist „Sieben verdammt lange Tage“ fraglos gelungen: Die sympathische Darsteller agieren überzeugend, die Regie verzichtet auf Mätzchen und stellt die Charaktere in den Mittelpunkt, das Drehbuch findet eine gelungene Mischung aus nachdenklichen und komischen Momenten und Jane Fonda als omnipotente Mutter zu erleben, die ihre Kinder oft in den Wahnsinn treibt ist ohnehin sehenswert.
 
Michael Meyns