Sternenjäger

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Rund um die Erde reisen die Filmemacher und begleiten fünf renommierte Naturfotografen in die entlegensten Ecken der Welt, um den nächtlichen Himmel im Bild festzuhalten. Die Dokumentation beeindruckt mit wunderschönen Bildern und sehenswerten Effekten. Die Faszination der ersten 30 Minuten weicht jedoch bald einer meditativen Stimmung, die in eine gewisse Gleichförmigkeit mündet. So faszinierend die Bilder sind – den Filmemachern gelingt es nicht immer, ihre beeindruckenden Aufnahmen mit den vorgestellten Mythen und Legenden sowie mit den persönlichen Geschichten der Fotografen schlüssig und interessant zu verknüpfen. Die ambitionierte kleine Dokumentation zu schätzen wissen wird, wer sich von der urtümlichen Kraft der Himmelsphänomene begeistern lässt.

Webseite: www.24bilder.net

Dokumentarfilm
Deutschland 2018
Regie & Buch: Christian Schidlowski, Rohan Fernando, Hannah Leonie Prinzler, Sebastian Kentner, Johannes Backes
Musik: Lars Löhn, Ian Max Mauch, Claas Oehler
Sprecher: Rufus Beck
Länge: 90 Minuten
Verleih: Universum, Vertrieb: 24 Bilder
Kinostart: 14. Juni 2018

FILMKRITIK:

Die Faszination für Himmelsphänomene zieht sich durch die gesamte Menschheitsgeschichte. Das Glitzern der Sterne, der bleiche Schein des Mondes, das Vergehen und die Wiederkehr des Sonnenlichts müssen auf frühere Generationen, die in Zeiten vor der Elektrifizierung der Erde lebten und über keinerlei astronomische Kenntnisse verfügten, faszinierend und angsteinflößend zugleich gewirkt haben. Die Mythen und letztlich auch die Religionen, die daraus entstanden sind, spiegeln diese ambivalente Beziehung bis heute wider – in den Legenden indigener Völker ist einiges davon erhalten. Doch kaum ein Mensch hat noch zu den Ursprüngen Zugang, kaum jemand kennt das Gefühl, unter dem vieltausendfach glitzernden Firmament zu stehen. Was außerhalb menschlicher Besiedlungen in Mitteleuropa als immer noch ziemlich eindrucksvoller Sternenhimmel existiert, ist nur ein ziemlich müder Abklatsch dessen, was sichtbar wäre, wenn es weder Großstädte noch Umweltverschmutzung gäbe.

Leider sorgt der Mensch selbst dafür, dass immer weniger vom Nachthimmel zu sehen ist, und so gibt es nur noch wenige Orte auf der Erde, wo der Blick in den Himmel so gut möglich ist wie zu den Zeiten, als der Homo sapiens noch nicht überall seine Spuren hinterließ. Der Film zeigt einige dieser außergewöhnlichen Plätze. Sie alle liegen fernab jeder Zivilisation. Fünf Fotografen, teils allein auf sich gestellt, teils im Team, sind als seltene Besucher zu Gast an diesen abgeschiedenen Orten, um mit aufwändiger Technik und nahezu endloser Geduld Aufnahmen zu erstellen, die von bestrickender Schönheit sind und gelegentlich erfüllt von einer meditativen Spiritualität.

Die Sicht auf die Sterne allein wäre schon beeindruckend genug, doch mit Hilfe von Spezialkameras und Super-Zeitraffer lassen sich zusätzliche Effekte generieren: Da scheint der Nachthimmel um den Polarstern zu kreisen, Galaxien schimmern wie fremdartige Schattenkörper, eine Sonnenfinsternis verdunkelt für kurze Zeit den Horizont, Polarlichter flackern in farbigen, wilden Mustern über den Himmel. Eine ganze Nacht wird dank der Technik zur Bildfolge von wenigen Sekunden Dauer und erstrahlt in beinahe unwirklichem Glanz. Die fünf Sternenfotografen sind allesamt der Magie des Nachthimmels und der Himmelsphänomene erlegen, sie sind Kenner und Könner ihres Fachs und zeigen, wie sie die Spezialaufnahmen erstellen. Manchmal erzählen sie von sich selbst, wie sie wurden, was sie sind. Die persönlichen Geschichten wirken allerdings manchmal etwas aufgesetzt, dasselbe gilt für gelegentliche Kontakte zur indigenen Bevölkerung.

Möglicherweise sind die „Sternenjäger“ aufgrund ihrer Profession und ihrer Einstellung zur Natur und zu den Menschen eher zurückhaltend und nicht unbedingt die größten Dampfplauderer unter der Sonne bzw. unter dem Mond. Möglicherweise liegt es aber auch an der Zuordnung der „Sternenjäger“ zu den jeweiligen Drehteams, dass es auf der Ebene der zwischenmenschlichen Kommunikation zu Wiederholungen kommt. Letztlich sind die Bilder allein doch nicht abendfüllend, denn auch Schönheit kann auf Dauer langweilig werden. Immerhin laden die aufwändigen, imposanten Aufnahmen zum Staunen und zum Nachdenken darüber ein, wie unbedeutend der Mensch ist – und mit ihm der ganze winzige Planet Erde im Universum.

Gaby Sikorski