The Loft

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2008 sorgte der kleine belgische Whodunit-Thriller „Loft“ nicht nur in seiner Heimat für Furore. Der clevere Kriminalplot um fünf Freunde, die in ihrem geteilten Appartement plötzlich eine Frauenleiche vorfinden, schien für ein Hollywood-Remake geradezu prädestiniert. Sechs Jahre später lässt sich nun das Ergebnis begutachten. Wieder unter der Regie von Eric Van Looy entstand ein fesselnder, sehr unterhaltsamer Hochglanz-Thriller mit vielen Hitchcock-Anleihen und unerwarteten Twists.

Webseite: www.the-loft-film.de

The Loft
USA 2014
Regie. Erik Van Looy
Drehbuch: Wesley Strick, Bart de Pauw (Originalfilm „Loft“)
Darsteller: Karl Urban, James Marsden, Eric Stonestreet, Matthias Schoenaerts, Wentworth Miller, Isabel Lucas, Rachael Taylor
Laufzeit: 103 Minuten
Kinostart: 11.12.2014
Verleih: Universum
 

FILMKRITIK:

Etwas Abwechslung kann nicht schaden. Gerade in einer Ehe. Das dachten sich auch die fünf Freunde Vincent (Karl Urban), Chris (James Marsden), Luke (Wentworth Miller), Marty (Eric Stonestreet) und Phil (Matthias Schoenaerts), als sie beschlossen, in einem neu errichteten Apartmentkomplex ein luxuriöses Loft anzumieten, von denen ihre Ehefrauen nichts wissen sollten. Hier konnten sie fortan ihre kleinen Geheimnisse ausleben, flüchtige Affären treffen und unbeobachtet ihren Spaß haben. Doch plötzlich kehrt sich dieses geheime Refugium in einen für alle Beteiligten grausamen Albtraum um. Eines Morgens findet Luke eine blutverschmierte Frauenleiche im Loft. Da die Alarmanlage ausgeschaltet war und keine Einbruchspuren vorhanden sind, kann nur einer der Fünf der Täter sein. Das Misstrauen zwischen den angeblich so guten Freunden wächst mit jeder Minute.
 
Es stellt sich heraus, dass doch jeder ein Geheimnis mit sich herumträgt, von denen die anderen nichts wussten oder wissen sollten. Aus dieser Konstellation entwickelt „The Loft“ einen klassischen Whodunit-Plot mit vielen falschen Fährten, Wendungen und überraschenden Enthüllungen. Der Belgier Eric Van Looy feierte 2008 mit „Loft“ nicht nur in seiner Heimat sensationelle Erfolge (1,2 Millionen Belgier sahen den Thriller). Auch in anderen europäischen Ländern und auf Festivals reüssierte der clever konstruierte Thriller, weshalb ein US-Remake seitdem immer wieder diskutiert wurde. Tatsächlich funktioniert die Geschichte in einem amerikanischen Setting noch etwas besser, wie die vorliegende, ebenfalls von Van Looy inszenierte Neuauflage beweist.
 
Damit folgt der Belgier seinen europäischen Kollegen Ole Bornedal („Nightwatch“) und Michael Haneke („Funny Games“), die bereits zuvor für Hollywood ihre eigenen Werke neu verfilmten. Im Gegensatz zu Haneke entschied sich Van Looy jedoch nicht für ein bloßes 1-zu-1-Remake. Auch wenn die Handlung stets nah am Original bleibt und sich die Figuren sehr ähneln, besitzt die US-Version doch eine eigene Handschrift, was vor allem auf die Kameraarbeit von Van Looys Landsmann Nicolas Karakatsanis zurückzuführen ist. Die Bilder in „The Loft“ sind die einer klassischen US-Hochglanzproduktion und machen aus dem bereits stilvollen Original einen Hochglanzthriller, den man auch mit einem Regisseur wie Ridley Scott oder einen Produzenten wie Michael Bay in Verbindung bringen könnte. Die unterkühlten, jederzeit hochästhetischen Aufnahmen bilden dabei den perfekten Rahmen für einen nicht wirklich tiefgründigen, gleichwohl aber sehr unterhaltsamen weil spannenden Rätselspaß.
 
Hier darf sich der Zuschauer selbst als Ermittler versuchen. Falsche Fährten gehören folglich ebenso zum Repertoire von „The Loft“ wie eine gezielt gesteuerte Verwirrung, in die auch eine für das Genre obligatorische Femme Fatale verwickelt ist. Bemerkenswert selbstbewusst war schon das Original. Im zweiten Anlauf greifen die einzelnen Puzzlestücke des Plots jedoch noch ein wenig sicherer ineinander. Auch Van Looy zeigte sich zufrieden mit seiner ersten Hollywood-Arbeit, die er als „Upgrade“ des belgischen Originals begreift. Selbst wer dieses bereits kennt, wird sich hier keine Minute langweilen. Zu verdanken ist das nicht allein Van Looys präziser Regie sondern auch dem überzeugenden Hauptdarsteller-Quintett. „The Loft“ ruft wieder einmal in Erinnerung, wie wenig gute, überzeugende Thriller heutzutage noch das Kino erreichen. Da sollte man sich jede Ausnahme – ganz gleich ob Original oder Remake – keinesfalls entgehen lassen.
 
Marcus Wessel