Voll Rita!

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Kaum ein halbes Jahr sind seit dem Kinostart von Malte Wirtz letztem Film vergangen, da legt einer der aktivsten deutschen Regisseure schon ein neues Werk vor: „Voll Rita!“ ist erneut ein stark improvisierter Film, der inhaltlich und musikalisch oft ein wenig an Woody Allen erinnert und mit dementsprechender Leichtigkeit, Liebes- und Lebensleid junger Menschen zwischen Köln und Berlin schildert.

Webseite: www.dejavu-film.de

Deutschland 2018
Regie & Buch: Malte Wirtz
Darsteller: Marion Alessandra Becker, Anna-Maria Böhm, Eric Carter, Ulrich Faßnacht, Sebastian Kolb, David Kramer, Stephan Krespach, Philip Schlomm, Karsten Speck
Länge: 78 Minuten
Verleih: déjà-vu Film
Kinostart: 4. April 2019

FILMKRITIK:

Vor drei Jahren war Paula noch die Hauptfigur von „Voll Paula!“ nun steht sie immer noch irgendwie im Mittelpunkt, auch wenn sie nie zu sehen ist. Denn Paula ist schwanger und weiß nicht von wem. Hauptverdächtiger ist ihr Ex-Freund Max (Sebastian Kolb), ein angehender Schauspieler, der endlich hofft, eine größere Rolle zu bekommen. Die hat sein bester Kumpel Donnie (Eric Carter) schon, zumindest hat er genug Geld verdient, um sich die Augen lasern zu lassen und ein dickes Auto kaufen zu können. Zudem ist Donnie der zweite Kandidat auf die Vaterschaft, denn eines Abends sind er und Paula sich näher gekommen als Max lieb ist.

Der klagt bei einem langen Spaziergang Rita (Anna-Maria Böhm) sein Unglück, anfangs noch bei Kaffee, später bei Kölsch und am Ende bei Wodka, und schließlich kommt es gar zu einem Kuss. Schwer verwirft sucht Rita erst einmal das Weite und besucht Randy (Ulrich Fassnacht) in Berlin, wo dieser in einer Friedrichshainer WG vor sich hin gammelt und immer noch darauf hofft, endlich ein erfolgreiches Casting abzuliefern.

Am Ende der kurzweiligen 75 Minuten von „Voll Rita!“ ergreift die Erzählerin Rita noch einmal das Wort und fasst, wie ganz am Anfang, die Ereignisse zusammen. Eigentlich sei alles beim alten geblieben, auch wenn viel passiert ist. Was auch eine treffende Beschreibung für einen Film ist, in dem Menschen um die Dreißig über Leben und Liebe reden, über Pläne und Träume diskutieren, viel Kaffee und Bier getrunken und ein bisschen geknutscht wird und am Ende eigentlich alles gleich geblieben ist.

Keineswegs repetitiv und langweilig ist das jedoch, sondern vor allem lebensnah. Wozu vor allem die authentischen Dialoge beitragen, die zwar oft improvisiert wurden, aber doch stets pointiert bleiben, die zwar mäandernd um dies und jenes driften, aber doch auf einen Punkt zulaufen und die lose Handlung voranbringen. Meist sind die Dialoge in langen, frontalen Einstellungen gefilmt, nicht mehr im 4:3-Format des Vorgängers, sondern im Standard Breitwand-Format. Eine stilistische Entwicklung, die sich ohnehin durch die Filme von Malte Wirtz ziehen, der zuletzt mit „Nur ein Tag in Berlin“ einen Film ganz per Smart-Phone-Kamera gefilmt hat, in „Hard & Ugly“ auch schon mal in schwarz-weiß drehte, kurz gesagt, die Abwechslung schätzt. Zumindest stilistisch, denn sowohl in der stets überschaubaren Länge von um die 75 Minuten ähneln sich die schnell wachsenden Vertreter eines spannenden Ouevres, sondern auch thematisch. Auf beste Weise folgt Wirtz dem Tenor, Filme über das zu machen, was man kennt. Was in seinem Fall bedeutet, Filme über die Theater- und Filmszene zu drehen, von nicht mehr so ganz jungen Menschen, oft angehenden Schauspielern, zu erzählen, die sich – meist in Berlin – durchs Leben schlagen und nach ihrem Weg suchen. Mit zunehmender Souveränität gelingt ihm das, wie sein bislang rundester Film „Voll Rita!“ eindrucksvoll beweist.

Michael Meyns