Christian Bräuer:

Man kann vieles an der politischen Antwort auf die Pandemie kritisieren. Nichts davon rechtfertigt üble und zynische Kampagnen, die suggerieren, wir leben in einer Diktatur. Dabei wäre es so schön gewesen, wenn 52 Prominente ihren Auftritt für die Erhaltung von Kinos und einer lebendigen Kultur genutzt hätten.

Wir verstehen den Frust über den Umgang mit der Kultur in der Corona-Politik. Trotz guter Konzepte und internationaler Studien über geringe Risiken wurden die Kulturorte etwa Anfang November geschlossen, mit dem Versprechen, so ein normales Weihnachtsfest zu ermöglichen. Das Ergebnis ist bekannt. Unseren Frust haben wir in der Vergangenheit auch oft öffentlich und in Gesprächen mit Entscheidern kundgetan.

Auch wenn wir uns davon mehr erhofft hätten: An vielen Stellen in den Ländern und im Bund finden engagierte Politiker*innen aller Parteien Wege und Mittel, um angeschlagene Kulturbetriebe zu unterstützen. Das unterscheidet uns auch von einer Diktatur.

Anstatt uns von Zynismus und Sarkasmus spalten zu lassen, ist es an der Zeit, gemeinsam wirksame Perspektiven zur Bekämpfung der Pandemie und zum Wiedererstarken kulturellen Lebens auf den Weg zu bringen. Die kommenden Wochen müssen wir dafür verwenden, verlässliche und evidenzbasierten Öffnungsstrategien für die Kultur zu entwickeln. Kinos haben bewährte und wissenschaftlich geprüfte Hygienekonzepte. Diese sollten auch die Basis für die Wiedereröffnung sein.

Die Vielfalt der Kultur ist – gerade im Zeitalter der digitalen Marktmachtmonopolisierung – das Fundament einer lebendigen Demokratie Dies gilt es ebenso anzuerkennen wie die wirtschaftliche Bedeutung der Kultur- und Kreativwirtschaft. Daher brauchen wir einen echten Zukunftsplan Kultur für die Zeit nach der Pandemie.