Axel der Held

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Lange Zeit ist Axel alles andere als ein Held, er ist im Gegenteil sogar ein tagträumender Feigling, der sich unterbuttern lässt. Doch dann entscheidet er sich, den märchenhaften Strukturen von Hendrik Hölzemanns „Axel, der Held“ zu folgen und sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Ein wenig Märchen, etwas Western, Melodram und Liebesfilm ist dieser originelle, bewusst künstliche Film.

Webseite: www.wfilm.de/axel-der-held/

Deutschland 2018
Regie: Hendrik Hölzemann
Buch: Hendrik Hölzemann & André Bergelt
Darsteller: Johannes Kienast, Christian Grashof, Emilia Schüle, Sascha Alexander Gersak, Oliver Bröcker, Adrian Zwicker, Imogen Kogge
Länge: 90 Minuten
Verleih: wFilm
Kinostart: 11. Juli 2019

FILMKRITIK:

Axel (Johannes Kienast) hat etliche Schwächen, seine Lust zu spielen ist eine davon. Hohe Schulden hat er bei Manne (Sascha Alexander Gersak), dem Besitzer der Spielhalle, des Bauernhofs, des Hühnerhofs, ja, eigentlich von allem und jedem in der kleinen Siedlung, irgendwo auf dem flachen Land, wo die Handlung spielt. Um die Schulden abzutragen verdingt sich Axel bei niedrigen Tätigkeiten auf Mannes Besitz, wo er zusätzlich tagein, tagaus seine Jugendliebe Jenny (Emilia Schüle) sehen muss, die nun mit Manne liiert ist.
 
Axel selbst schläft auf einer Matratze in der Datsche seiner Tante, wo er außerdem eine aufwändige Modelllandschaft gebaut hat, in der er all das sein kann, das er in der Realität nicht ist. Hier ist er stark und mutig, hier stellt er sich Manne und seinen Kumpanen entgegen, hier kämpft er um die Liebe Jennys.
 
In der Realität braucht es jedoch der Unterstützung durch den alternden Nachbarn Heiner (Christian Grashof), der mit seiner langen, weißen Mähne nicht umsonst wie ein Wiedergänger von Winnetou wirkt, damit Axel aus seiner Traumwelt ausbricht und endlich auch in der Realität zu Axel, dem Held wird.
 
Schon Karl May lebte vor allem in seiner Phantasie, bereiste nie die fernen Kontinente, die er in seinen zahllosen Romanen so blumig, aber eben auch phantasievoll beschrieben hat. Die besondere Freundschaft zwischen Winnetou und Old Shatterhand, bzw. dem greisen Heiner und dem jungen Axel, zieht sich als roter Faden durch „Axel, der Held“. Während Axel anfangs nur in seiner Phantasiewelt lebt und zu großen, mutigen Taten fähig ist, verhält es sich bei Heiner umgekehrt. Gegen den Versuch des finsteren Mannes, sein Haus endlich zu übernehmen, wehrt sich Heiner mit allen Mitteln, bricht in den Hühnerhof ein und schafft es mit Axels Hilfe sogar, Mannes Spielautomaten zu überlisten.
 
Ein wenig betulich entwickelt sich die Geschichte zwar, etwas vorhersehbar wird vom Wandel Axels erzählt, der sich langsam zu dem entwickelt, der er in seiner Phantasie schon lange ist. Wie ein erster Versuch, einen Langfilm zu inszenieren wirkt „Axel, der Held“ oft, dabei liegt Hendrik Hölzemanns Debüt „Kammerflimmern“ schon lange zurück. 2004 drehte er jene ungewöhnliche Liebesgeschichte zwischen einem Rettungsfahrer und einer Herzpatientin, in den folgenden Jahren konnte er keinen eigenen Film inszenieren, arbeitete stattdessen an Drehbüchern für andere Regisseure mit.
 
Vielleicht ist diese lange Regiepause mitverantwortlich dafür, dass „Axel, der Held“ eine ganze Weile braucht, bis er Fahrt aufnimmt, vielleicht ist es auch dem Versuch geschuldet, eine märchenhafte Geschichte zu erzählen, die bewusst klein und etwas künstlich anmutet. Dennoch ist „Axel, der Held“ ein sympathischer Film, der mit einfachen Mitteln eine phantasievolle Welt evoziert.
 
Michael Meyns