Book Club – Das Beste kommt noch

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Vier Damen älteren Semesters entdecken durch den skandalträchtigen Erfolgsroman „Fifty Shades of Grey“ ihre Lust auf die Liebe und das Leben neu. In den USA wurde „Book Club“ bereits zu einem Achtungserfolg und angesichts der charmant-zeitlosen Inszenierung ist das auch kein Wunder.

Webseite: www.bookclub-film.de

USA 2018
Regie: Bill Holderman
Darsteller: Jane Fonda, Diane Keaton, Candice Bergen, Mary Steenburgen, Andy Garcia, Craig T. Nelson, Don Johnson
Länge: 104 Minuten
Verleih: Square One Entertainment
Kinostart: 13.09.2018

FILMKRITIK:

Vivian (Jane Fonda), Diane (Diane Keaton), Carol (Mary Steenburgen) und Sharon (Candice Bergen) sind seit der Schulzeit die besten Freundinnen. Seit vielen Jahren treffen sie sich regelmäßig im Rahmen eines Buchclubs, um einander Bücher vorzustellen und gemeinsam über allerlei geschriebene Werke zu diskutieren. Nun ist „Fifty Shades of Grey“ dran – er skandalumwitterte Erotikroman von E.L. James. Bis zum nächsten Treffen sollen die Frauen den ersten Roman gelesen haben, um sich anschließend darüber auszutauschen. Doch obwohl sich vor allem Diane an der miserablen Qualität des Buches stört, erwecken die darin geschilderten Sexfantasien erotische Gelüste bei den Frauen. Sie alle fangen an, ihre Beziehungen und Lebensentwürfe zu überdenken, daten Männer oder melden sich in Online-Partnerbörsen an…

„Fifty Shades of Grey“, jener Roman, der als Fan-Fiction zu den umstrittenen „Twilight“-Büchern begann und mittlerweile mitsamt seiner Fortsetzungen verfilmt wurde, gehört zu den skandalösesten Werken zeitgenössischer Literatur. Dass dieser jetzt im Rahmen von Dan Holdermans „Book Club“ ausgerechnet von vier Frauen inspiziert wird, die die Sechzig längst hinter sich gelassen haben und damit nicht mehr unbedingt zur anvisierten Zielgruppe gehören, macht den in den USA zu einem Überraschungserfolg gewordenen Film nicht bloß sympathisch, sondern auch zu einer weitaus kreativeren Best-Ager-Komödie, als viele andere der letzten Jahre. Zwar lässt auch Regiedebütant Holderman (schrieb da Skript zu „Picknick mit Bären“) seinen Film auf eine bekannte Message hinauslaufen: „Es ist nie zu spät, etwas an seinem Leben zu ändern“, doch dank eines hochengagierten Ensembles und jeder Menge zündender Pointen verläuft die begrüßenswerte Intention hier nicht im Sande, sondern wird greif- und nachvollziehbar.

„Book Club“ ist ein wenig wie „Sex and the City“ für die Generation Grau: Völlig ohne Hemmungen unterhalten sich hier Frauen im höheren Alter über ihre erotischen Vorlieben, Dates und Männergeschichten. Anders als etwa in Andreas Dresens aufsehenerregenden Liebesfilm „Wolke 9“ oder zuletzt dem kubanischen Drama „Candelaria“ bleibt es hier allerdings vorwiegend beim Reden und dem Treten in diverse Fettnäpfchen. Offensiv nackt wird es nie – vermutlich, weil das immer noch ein Tabu ist und sich entsprechend mit der Feelgood-Attitüde des Films beißen würde. Immerhin sind die Probleme, die die vier Hauptfiguren hier ausdiskutieren, vielseitig: Vom Abflachen der Libido im hohen Alter, über eine Bevormundung durch die Kinder bis hin zum sich Sehnen nach einer neuen Liebe, handelt „Book Club“ von allen Möglichen Facetten, die das romantische Beisammensein auch im hohen Alter mit sich bringt. Das, was den Damen hier im Zuge ausschweigender Verabredungen so passiert, ist dann entsprechend auch nicht weniger peinlich, als das unbeholfene, allererste Date mit dem Mann oder der Frau seiner Träume.

Getragen wird „Book Club“ erwartungsgemäß von seinem stimmigen Ensemble. Jane Fonda („Ewige Jugend“), Diane Keaton („Das grenzt an Liebe“), Candice Bergen („Liebe zu Besuch“) und Mary Steenburgen („The Last Man on Earth“) nimmt man ihre jahrzehntelange Freundschaft zu jedem Zeitpunkt ab, denn die Frauen geben einander nicht bloß Rückhalt, sondern animieren sich auch aktiv gegenseitig dazu, endlich Dinge zu tun, die man schon immer tun wollte und alte Probleme aus der Welt zu schaffen. Passend dazu zeichnet das Skript von Bill Holderman und Erin Simms (schrieben die vier Grazien obendrein als vollkommen gegensätzlich zeichnet. Das ist zwar nicht besonders originell – im Grunde basiert jede Ensemblekomödie auf diesem Prinzip. Doch durch die episodenfilmartige Inszenierung unterliegt jedes Kapitel einem anderen Tonfall. Am Ende ist in „Book Club“ für jeden Zuschauer etwas dabei – ganz egal, ob alt oder jung.

Antje Wessels