Career Day mit Hindernissen

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In ihrem Regiedebüt „Career Day mit Hindernissen“ erzählt die ewige Nebendarstellerin Judy Greer von einem Tag an einer Schule, an dem Schüler, Lehrer und Eltern kleine und große Sorgen des Alltags erleben.

Webseite: www.kinostar.com

OT: A Happening of Monumental Proportions
USA 2017
Regie: Judy Greer
Darsteller: Bradley Whitford, Jennifer Garner, Allison Janney, Nat Faxon, Katie Holmes, Rob Riggle
Länge: 84 Minuten
Verleih: kinostar Filmverleih
Kinostart: 11. Oktober 2018

FILMKRITIK:

An einer ganz normalen Schule im ganz normalen Amerika kreuzen sich die Wege verschiedener Menschen, die an diesem Tag alle etwas ganz Besonderes vor sich haben. Daniel (Common) zum Beispiel ist ein Account Manager und in seinem langweiligen Job totunglücklich. Beim Karrieretag seiner Tochter möchte er dennoch alles geben, doch vor allem die Büroromanze mit seiner charmanten, aber auch ein wenig überspannten Kollegin (Jennifer Garner) sowie ein Streit mit seinem fiesen neuen Chef (Bradley Whitford) bringen ihn immer wieder auf andere Gedanken. Ausgerechnet der Sohn seines Bosses verliebt sich in Daniels Tochter (Storm Reid). Um sie rumzukriegen, holt er sich Hilfe von ihrem hippen Lehrer (John Cho) und ihrem depressiven Musiklehrer Mr. McRow (Anders Holm) – leider erfolglos. Hinter den Kulissen der Schule versuchen derweil die Direktorin (Allison Janney) und ihr Kollege Mr. Pendlehorn (Rob Riggle), den toten Gärtner vor dem Personal, den Schülern und deren Eltern zu verstecken. Doch ausgerechnet die herbeieilenden Notärzte erweisen sich da als größter Stolperstein…
 
Judy Greer („30 über Nacht“) ist seit ihrem Karrierebeginn 1997 im Thrillerdrama „Stricken“ so etwas wie die ewige Nebendarstellerin. Die gebürtig aus Detroit stammende Schauspielerin hat über diesen Umstand sogar ein Buch geschrieben; nun versucht sie sich erstmals als Schauspielerin und karrt für ihr Debüt „Career Day mit Hindernissen“ eine ganze Armada ihrer Kolleginnen und Kollegen an, die ihre episodenhaft erzählte Tragikomödie veredeln. Bradley Whitford („Get Out“), Jennifer Garner („Wunder“), John Cho („Searching“), Rob Riggle („Midnight Sun“) und Allison Janney („I, Tonya“) – um nur einige zu nennen und vor allem den Superstar-Cameo ganz zum Schluss des Films zu verraten – füllen einen Film mit Leben, der ansonsten recht arm an Highlights bleibt. „Career Day mit Hindernissen“ ist eine nette, kleine und mitunter sehr charmant erzählte Episoden-Tragikomödie, die von den vielen kleinen Einzelschicksalen ihrer Hauptfiguren lebt. Der ganz große Wiedererkennungswert bleibt allerdings aus, weshalb sich in wenigen Monaten kaum noch Jemand an den Film erinnern dürfte. Ausgerechnet Judy Greer hätten wir Besseres gegönnt.
 
Die einzelnen Subplots in „Career Day mit Hindernissen“ (der englische Originaltitel „A Happening of Monumental Proportions“ war den Verantwortlichen vermutlich zu kompliziert) sind mal charmant, mal witzig, mal absurd und mal emotional. Auch die Schauspielerinnen und Schauspieler füllen sie ihrem darstellerischen Handwerk entsprechend angemessen mit Leben. Doch gleichzeitig sind die verschiedenen Kurzgeschichten auch nicht recht ausgereift. Die Story rund um die Direktorin und ihren Kollegen, die gemeinsam daran scheitern, eine Leiche verschwinden zu lassen, ist auf den Punkt inszeniert und benötigt keinerlei Charakterisierung der Figuren, da die Pointe auf die Sekunde genau funktioniert. Auch Daniels Probleme als alleinerziehender Vater sind nachvollziehbar; das Skript von Gary Lundy (spielte unter anderem in „Donnie Darko“ mit) belädt ihn mit genügend Problemen, dass man als Zuschauer zwangsläufig mit ihm mitfühlen muss, auch wenn das Drehbuch nach hinten raus ein wenig dick auftragen. Die restlichen Schicksale der Figuren können sich so völlig ohne ihre Charakterisierung dagegen nur bedingt entfalten. Und das sorgt dafür, dass „Career Day mit Hindernissen“ die meiste Zeit nur vor sich hinplätschert.
 
Besonders tragisch ist das dann, wenn eigentlich tieftraurige Schicksale wie die Todessehnsucht des depressiven Mr. McRow hier lediglich zur Randnotiz verkommen. An den Darstellern liegt das nicht. Sie alle stellen sich ganz in den Dienst des Films und verkörpern ihre Rollen mit viel Leidenschaft und Hingabe. Mit einem stimmigeren Drehbuch wäre hier aus einem soliden wohlmöglich sogar ein richtig guter Film geworden. Immerhin qualifiziert sich Judy Greer durch „Career Day mit Hindernissen“ ganz offensichtlich dafür, eine Zweitkarriere als Regisseurin anzustreben.
 
Antje Wessels