Feinde – Hostiles

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1892 soll ein U.S. Army Captain einen Cheyenne-Häuptling und seine Angehörigen von einem Gefängnis-Fort in New Mexico nach Montana bringen, eine schwer traumatisierte weiße Frau und ein wegen Mordes verurteilter Soldat sind mit von der Partie. Eine beschwerliche Reise, in dem Weiße und Indianer an einem Strick ziehen müssen, wollen sie überleben. Atemberaubend fotografierter Western, der den bitteren Hass zwischen den Ureinwohnern Amerikas und weißen Siedlern und Soldaten drastisch deutlich macht. In der Hauptrolle von Christian Bale eindrücklich gespielt.

Webseite: www.hostiles-film.de

USA 2017
Regie: Scott Cooper
Darsteller: Christian Bale, Rosamunde Pike, Wes Studi, Timothée Chalamet, Ben Foster
Länge: 134 Min.
Verleih: Universum Film, Vertrieb: Central
Kinostart: 31.5.2018

FILMKRITIK:

Schon der Filmtitel verheißt nichts Gutes, und dann stellt Regisseur Scott Cooper dem Film ein Zitat von D.H. Lawrence voran: „Die amerikanische Seele ist in ihrer Essenz hart, isoliert, stoisch und mörderisch. Sie ist bisher noch niemals aufgetaut.“ Gleich die erste Szene, die sich als Verbeugung vor John Fords „Der Schwarze Falke“ lesen lässt, gibt in puncto Grausamkeit und Skrupellosigkeit den Ton an. Im New Mexico des Jahres 1892 geht eine weiße Siedlerfamilie – Vater, Mutter und drei Kinder – ihrem Alltag nach, als plötzlich Comanchen die Farm überfallen. Sie erschießen und skalpieren den Vater, töten die Kinder und setzen die Farm in Brand. Nur Rosalie Quaid, dargestellt von Rosamund Pike, kann sich im nahegelegenen Wald verstecken. In der nächsten Szene lernt der Zuschauer U.S. Army Captain Joseph Blocker (Christian Bale) kennen, der in der Vergangenheit mehrere gnadenlose Feldzüge gegen die Indianer geführt hat und sie abgrundtief hasst. Darum ist er wenig begeistert, als er den kranken, alt gewordenen Cheyenne-Häuptling Yellow Hawk (Wes Studi) und seine Angehörigen von Fort Berringer, einem Gefängnis-Fort in New Mexico, in das Stammesland der Cheyenne nach Montana bringen soll. Um seine Pension nicht zu gefährden, nimmt Blocker den Auftrag an, stellt einen Trupp zusammen und bricht mit der Familie des Häuptlings auf. Unterwegs lesen sie noch die schwer traumatisierte Rosalie Quaid und einen wegen Mordes verurteilten Soldaten auf – was den beschwerlichen Weg nicht einfacher macht.

Eigentlich ist die große Zeit des Westerns schon lange vorbei, nur noch selten kommt einer in die Kinos. Noch seltener ist es, dass ein Film so anschaulich und beklemmend den bitteren Hass beschreibt, der die Indianer von den Siedlern, die ihnen ihr Land wegnahmen, und den Soldaten, die sie vertrieben, trennte. Dieser Hass lässt sich vor allem an Joseph Blocker festmachen, dem Christian Bale mit wenigen Gesten Verbitterung und Wut verleiht. Sein Gesicht offenbart die Jahre des Schmerzes und der Gewalt, die er erfahren, aber auch bis zum Exzess ausgeübt hat. Das gilt auch für Yellow Hawk, der die Weißen genauso verachtet wie Blocker die Indianer. In puncto Gewaltbereitschaft und Grausamkeit schenken sich beide Männer nichts. Im Folgenden geht es also darum, gemeinsam an einem Strick zu ziehen, weil die Gefahren der Reise nur gemeinsam abzuwehren sind. Vor allem Blocker macht die größte Wandlung durch, weil er seine Menschlichkeit wiederfinden muss, um den Cheyenne so etwas wie ein menschenwürdiges Dasein zu gewährleisten. Der Fokus auf Blocker und seine charakterliche Veränderung führt zwangsläufig dazu, dass den Indianern keine gleichberechtigte Rolle zukommt. Zudem lenken einige Episoden, z. B. um den von Ben Foster gespielten Mörder oder drei weiße Pelztierjäger, die die Frauen der Gruppe entführen, unnötig von der eigentlichen Thematik ab und verlangsamen das Erzähltempo. Dem Genozid der Indianer im 19. Jahrhundert wird „Feinde – Hostiles“ so nicht vollends gerecht. Ein wuchtiges Drama ist der Film aber dennoch – nicht zuletzt wegen der atemberaubend schönen Landschaftsaufnahmen und der starken Leistungen der Darsteller.

Michael Ranze