Hexe Lilli rettet Weihnachten

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Seit 1992 reüssiert die kleine Hexe Lilli in der erfolgreichen Kinderbuchreihe von Knister, die zwischen 2004 und 2014 auch als Zeichentrickserie adaptiert wurde. Nach dem ersten Kinoabenteuer „Der Drache und das magische Buch“ von Regisseur Stefan Ruzowitzky und dem Sequel „Die Reise nach Mandolan“ von Harald Sicheritz legt der „Vampirschwestern“-Regisseur Wolfgang Groos nun den dritten Kinobeitrag der Reihe vor. Wie der Titel anzeigt, spielt „Hexe Lilli rettet Weihnachten“ in der besinnlichen Jahreszeit. Die Nachwuchsdarstellerin Hedda Erlebach tritt als titelgebende Lilli in die Fußstapfen der inzwischen 20-jährigen Alina Freund und trägt mit ihrem lebhaften Auftritt sehr zum Charme des fantasievollen Kinderfilms bei.

Webseite: hexe-lilli-film.de

Deutschland 2017
Regie: Wolfgang Groos
Darsteller/innen: Hedda Erlebach, Jürgen Vogel, Neil Malik Abdullah, Anja Kling, Christopher Schärf, Maresa Hörbiger, Gerti Drassl
Laufzeit: 100 Min.
Verleih: Universum Film
Kinostart: 9. November 2017

FILMKRITIK:

Weihnachten steht vor der Tür, was natürlich auch nicht spurlos am Grundschulunterricht vorbeigeht. Lillis Klasse probt ein Theaterstück, bei dem die Inkognito-Hexe den Knecht Ruprecht und ihre muslimische Freundin Layla (Aleyna Hila Obid) den Nikolaus mimen. Um sich ohne viel Recherche auf die Rolle vorzubereiten und ihrem nervigen kleinen Bruder Leon (Claudio Magno) eine Lektion zu erteilen, zaubert Lilli gegen den Rat ihres Hausdrachen Hektor (Stimme: Michael Mittermeier) den leibhaftigen Knecht Ruprecht (Jürgen Vogel) herbei. Anfangs geht Lillis Plan auf und sie bekommt sogar das Kaninchen, das ihr wegen einer Allergie ihres Bruders verwehrt wurde. Doch es dauert nicht lang, bis der strenge Helfer des Nikolaus in unserer Gegenwart mit seinem altertümlichem Gebaren auffällt. Als die Leute ihn verspotten, lässt Ruprecht nach und nach Lillis Klassenkameraden in seinem Sack verschwinden. Nun liegt es an Lilli und Layla, das Weihnachtsfest zu retten.
 
Ein zentrales Thema der deutsch-österreichisch-belgischen Koproduktion ist das Aufeinanderprallen verschiedener Kulturen, wenn der von Jürgen Vogel mit tragischer Note gespielte Knecht Ruprecht in der Gegenwart für Irritationen sorgt. Lillis Lehrer hält den Gehilfen des Nikolaus noch für einen tief in seiner Performance versunkenen Theaterdarsteller, doch spätestens wenn sich der Knecht auf dem Weihnachtsmarkt mit einem Nikolaus-Imitator anlegt und freche Kinder kurzerhand wegzaubert, entsteht Chaos. Ruprechts altertümliche Sprechweise oder eine Szene, in der er den Inhalt eines Aquariums für einen Kräutertrank hält, steuern komische Momente bei.
 
In einer Variation taucht das Culture-Clash-Thema bei Lillis Schulfreundin Layla auf. Als Tochter muslimischer Eltern bedauert das Mädchen, dass Weihnachten bei ihr zu Hause keine Rolle spielt. Während die Mutter noch Verständnis für den Wunsch der Tochter aufbringt, stellt sich der konservative Vater zunächst quer, wenn es darum geht, das christliche Fest im muslimischen Haushalt zu feiern.
 
Mit bunter Farbgebung, reichlich Humor und einer flotten Erzählweise inszeniert Wolfgang Groos einen unterhaltsamen dritten Teil der „Hexe Lilli“-Kinoreihe, in dem die neu für die Rolle besetzte Hedda Erlebach ihr gelungenes Debüt als Lilli gibt. Neben den fantastischen Elementen, darunter der wie gehabt liebevoll computeranimierte Hausdrache Hektor und eine kurze Zeitreise ins Mittelalter, spielen Lillis und Laylas familiäre Beziehungen eine Rolle. Am Ende steht dann die frohe Botschaft, dass es an Weihnachten vor allem darum geht, Zeit mit der Familie zu verbringen.
 
Christian Horn