Maleika

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Der als „Gepardenmann“ bekannt gewordene Filmemacher und Fotograf Matto Barfuss begleitet in „Maleika“ eine Geparden-Mama und ihren Nachwuchs. Der Film bietet intensive Szenen von höchster Intimität ebenso wie Momente größter Gefahr, eingefangen in stimmungsvollen und anmutigen Naturaufnahmen. Aus „Maleika“ hätte ein nahezu makelloser Tierfilm werden können - dafür  hätte man allerdings auf den verniedlichenden Off-Kommentar im Disney-Stil verzichten müssen, der die Tiere stark vermenschlicht und manchmal sogar zu unfreiwilliger Komik führt.

Webseite: www.maleika-film.com

Deutschland 2016/17
Regie & Drehbuch: Matto Barfuss
Länge: 106 Minuten
Verleih: Camino
Kinostart: 12. Oktober 2017

FILMKRITIK:

Die Gepardin Maleika hat Junge zur Welt gebracht. Schon früh zeichnet sich bei allen sechs Jungtieren der individuelle Charakter ab. Während einige gerne klettern und spielen, sind andere eher scheu und zurückhaltend. Mit ihrer struppigen Nackenmähne sehen sie aus wie Punks, und mit jedem Tag werden die Kleinen mutiger. Doch das Leben in der afrikanischen Wildnis birgt viele Gefahren. Tierfilmer Matto Barfuss hält in seiner Doku gefährliche Momente sowie Augenblicke des großen Glücks fest. Er ist hautnah dabei, wenn die Geparden-Jungen allmählich zu selbstständigen Jägern heranwachsen.

Matto Barfuss lebte zwischen 1996 bis 2002 in Tansania über 25 Wochen lang mit einer wilden Gepardenfamilie zusammen. Er kannte Wesen und Verhalten der Tiere also bereits sehr gut, als er 2014 mit der Arbeit an „Maleika“ begann. Insgesamt begleitete er die Gepardenfamilie drei Jahre lang. Berühmt wurde Barfuss mit seinen Büchern und Berichten über sein Leben in der Wildnis. Er ist nicht nur UNESCO-Fotopreisträger sondern ebenso UN-Botschafter für biologische Vielfalt.

Einer der großen Pluspunkte von „Maleika“ ist, dass der Film das wahre Leben der Tiere in der Savanne Afrikas aus nächster Nähe zeigt. Zu diesem Leben gehören Begegnungen mit natürlichen Feinden ebenso wie z.B. die verzweifelte Futtersuche oder Momente der Freude und Begeisterung. All dies bildet „Maleika“ ab. Der Schwerpunkt liegt dabei jederzeit auf den pfeilschnellen, eleganten Raubtieren. Dennoch begegnen einem im Film auch viele tierische Weggefährten der Geparde, inklusive ihrer typischen Verhaltensweisen und Charakteristika: von Zebras über Nilpferde bis hin zu Krokodilen. Einige Minuten widmet Barfuss ganz explizit einer Gruppe von Löwen, die er ebenso aufmerksam beobachtet wie die Gepardenfamilie um Maleika, die sich aufopferungsvoll um ihre Jungen kümmert.

Ein wahres Auf und Ab der Emotionen durchläuft der Zuschauer, wenn er Maleika und den sechs putzigen Gepardenjungen bei ihrem alltäglichen Treiben zusieht. Dabei ist es auch diese Vielfalt an emotionalen – mal mitreißend und bewegend, mal lustig und unterhaltsam – Szenen, die den Film auszeichnet. So kommt es z.B. zu einem ernsten Unfall sowie einigen unerwarteten Zwischenfällen. Etwa, wenn sich Maleika an einem Ast den Bauch aufreißt oder eines ihrer Jungen bei einer Flussüberquerung verloren geht. Glück und Trauer liegen dabei sehr eng beieinander.

All diese Ereignisse fängt Barfuss in wunderschönen, stilvollen Naturbildern ein. Gerade die Jagdszenen in Zeitlupe, veranschaulichen nachhaltig die Eleganz und Pracht dieser Tiere. Auf eines aber hätte der Film verzichten sollen: wieder einmal setzen die Macher bei einem Tierfilm auf eine überzogene, teils sehr störende Vermenschlichung der Tiere. Angelehnt an die Erzählweise und Tonalität vieler Disney-Filme.

Das führt dazu, dass der Off-Kommentator (der Moderator Max Moor) die – angeblichen und vermuteten – Gedanken  der Tieren laut ausspricht. Anschließend lässt man die Geparden mit verniedlichender Stimme sprechen und miteinander kommunizieren. Auch weil einige der Dialoge und Kommentare oft sehr kitschig gehalten sind und vor Pathos regelrecht triefen, stellt sich hier und da sogar unfreiwillige Komik ein („Es ist ein Leben für die Liebe“, „Liebe heilt“, „Maleika gibt Liebe und bekommt auch viel Liebe zurück“ etc.). Ein sachlicher, einordnender Kommentar-Stil wäre die bessere Wahl gewesen. Dann gäbe es an „Maleika“ nichts auszusetzen.

Björn Schneider