Matti & Sami und die drei größten Fehler des Universums

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2011 avancierte der Kinder- und Jugendroman „Matti und Sami und die drei größten Fehler des Universums“ des Berliner Autors Salah Naoura zum Bestseller. Nun folgt die deutsch-finnische Kinoadaption von Regisseur Stefan Westerwelle („Solange Du hier bist“). Die Handlung des humorvollen Kinderfilms dreht sich um den zehnjährigen Matti, der ungläubig auf die Notlügen der Erwachsenen blickt. Also nimmt es der Junge ebenfalls nicht mehr so genau mit der Wahrheit und gaukelt seinen Eltern einen Hausgewinn in Finnland vor, um die angespannte Familiensituation zu kitten.

Webseite: www.matti-und-sami.de

Deutschland, Finnland 2018
Regie: Stefan Westerwelle
Drehbuch: Ingo Schuenemann und Stefan Westerwelle nach dem Roman von Salah Naoura
Darsteller/innen: Mikke Emil Rasch, Nick Holaschke, Sabine Timoteo, Tommi Korpela, Roy Peter Link, Eero Milonoff, Eeva Soivio, Bendix Hansen
Laufzeit: 94 Min.
Verleih: Universum Film/SquareOne Entertainment
Kinostart: 19. April 2018

FILMKRITIK:

Der zehnjährige Matti (Mikke Emil Rasch) geht von einer Fehlerhaftigkeit des Universums aus. Sonst müsste sein Vater Sulo (Tommi Korpela) wohl kaum unfreiwillig als Busfahrer schuften und seine Mutter Annette (Sabine Timoteo) könnte ihrem cholerischen Chef endlich die Meinung geigen. Um seine gestressten und oft streitenden Eltern auf andere Gedanken zu bringen, fingiert Matti kurzerhand den Gewinn eines Traumhauses in Finnland. Nur so kann er seine Eltern dazu bewegen, mit ihm und seinem kleinen Bruder Sami (Nick Holaschke) ins Heimatland des Vaters zu reisen. Dass die Eltern als Reaktion auf den Lotteriegewinn sofort ihre Jobs kündigen und nach Finnland übersiedeln wollen, konnte Sami ja nicht ahnen. Erst als die Familie vor dem vermeintlich gewonnenen Haus am See steht, kommt die Wahrheit ans Licht...
 
Es sind die vielen Notlügen seiner geplagten Eltern, die Matti zu seinem folgenreichen Bluff anregen. Wenn die Erwachsenen lügen, warum sollte Matti das nicht ebenfalls tun? Schließlich darf man laut seiner Mutter flunkern, wenn man es gut meint. Was bei der Umsetzung des Plans allerdings verwundert, ist die immense Leichtgläubigkeit der Eltern. Matti bastelt die Gewinnbenachrichtung mit einem Katalogfoto, doch Annette und Sulo kommt keine Sekunde in den Sinn, den unwahrscheinlichen Hauptgewinn zu hinterfragen. Stattdessen brechen sie fix alle Zelte ab und fliehen nach Finnland.
 
Der Film nimmt die Perspektive von Matti ein, der einen kindlich fragenden Blick auf die Zwänge und Rituale des Erwachsenseins wirft und seine Theorie von den Fehlern des Universums sowie die Idee hinter seiner Finte in einem Voice-Over darlegt. Im Verlauf der Geschichte erkennt das Kind, dass Lügen große Konsequenzen haben können und es schwerfällt, eine einmal geäußerte Unwahrheit aus der Welt zu schaffen. Letztlich ist aber alles halb so wild, denn Matti begeht zwar einen Vertrauensbruch, verleiht dem festgefahrenen Familienleben damit aber neue Impulse.
 
Mit viel Humor, Musik und sommerlich-bunten Bildern in Deutschland und Finnland bietet der sinnigerweise als deutsch-finnische Koproduktion realisierte Kinderfilm abwechslungsreiche Unterhaltung. Mit den sympathischen Kinderdarstellern Mikke Emil Rasch („Die Wilden Kerle 6“) und Nick Holaschke („Krauses Glück“) pendelt der Film zwischen kindlichem Charme und realitätsnaher Schilderung, wobei sich flotte und nachdenkliche Passagen abwechseln. Für das jüngste Publikum dürfte die Handlung zu komplex sein, während ältere Kinogäste ein Auge zudrücken müssen, was die Logik der folgenschweren Mogelei angeht.
 
Christian Horn