Nonna Mia! – Liebe ohne Abzüge

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Die Mama ist den Italienern sprichwörtlich heilig, die Großmutter wird dagegen mit deutlich weniger Respekt behandelt. Das zumindest mag man nach der Liebesklamotte „Nonna Mia! - Liebe ohne Abzüge“ denken, in der das Regie-Duo Giancarlo Fontana & Guiseppe G. Stasi bekannte Komödienmuster um tote Verwandte mit einigen Breitseiten gegen die verkrusteten Strukturen der italienischen Gesellschaft anreichert.

Webseite: www.eksystent.com/nonna-mia.html

Metti la nonna in freezer
Italien 2018
Regie: Giancarlo Fontana & Guiseppe G. Stasi
Darsteller: Miriam Leone, Fabio De Luigi, Barbara Bouchet, Lucia Ocone, Marina Rocco, Francesco di Leva, Eros Pagni
Länge: 100 Minuten
Verleih: eksystent Filmverleih
Kinostart: 4. Juli 2019

FILMKRITIK:

Claudia (Miriam Leone) hat Geldsorgen. Ihre Werkstatt, in der sie liebevoll alte Kunstwerke restauriert, steckt in großen Schwierigkeiten, nicht zuletzt, da die korrupte Museumsverwaltung ihr schon seit langem Geld schuldet und sich weigert, zu bezahlen. Allein der Rentenscheck ihrer sehr alten Großmutter, der Nonna (Barbara Bouchet), bewahrt sie vor der Pleite.
 
Doch dann ist Nonna plötzlich tot und Claudia steht in vielerlei Hinsicht vor dem Nichts. Doch ihre Freundinnen Rossana (Lucia Ocone) und Margie (Marina Rocco) haben eine Idee. Nicht ganz uneigennützig, denn sie arbeiten mit Claudia in deren Werkstatt und wären vom Bankrott des Unternehmens auch persönlich betroffen. Daher liegt der Gedanke vielleicht nah, den Tod der Großmutter noch ein wenig zu verheimlichen, zumindest bis der nächste Scheck eingetroffen ist. Gesagt getan, die Oma landet in der Gefriertruhe, zwischen Tortellini und Thunfisch.
 
Kein schlechter Plan, zumal in dem kleinen provinziellen Kaff wohl keiner so genau hinschaut und eine Hand die andere wäscht. Doch weit gefehlt: Ausgerechnet der wohl unbestechlichste Steuerfahnder Italiens wird auf Claudia angesetzt, allerdings nicht der Oma wegen. Denn so geschickt Simone (Fabio Luigi) auch agiert, wenn es um Steuern und vor allem ihre Hinterziehung geht, so unbeholfen verhält er sich im Umgang mit Frauen. Und so haben seine Kollegen beschlossen, ihn mit Claudia zu verkuppeln, die zwar sehr hübsch aber seltsamerweise noch Single ist.
 
„Stell die Oma in die Gefriertruhe“ lautet der Originaltitel dieser italienischen Komödie, die den Ton deutlich besser trifft als der etwas verschämte deutsche Titel. Wie es für eine Komödie über das verstecken von Leichen kaum anders erwarten lässt, ist auch Giancarlo Fontana und Guiseppe G. Stasi eher grobschlächtig als feinsinnig, bevorzugt Komik der brachialen Natur und fügt sich damit nahtlos in frühere Vertreter dieses sehr speziellen, kleinen Genres ein, man denke nur an Alfred Hitchcocks „Immer Ärger mit Harry“ oder Ted Kotcheffs „Immer Ärger mit Bernie.“
 
Wie die Vorgänger sorgt der verzweifelte Versuch, eine Leiche zu verstecken, gepaart mit der Notwendigkeit, sie gelegentlich „lebendig“ erscheinen zu lassen, auch hier für den roten Faden, der zusätzlich durch die sich anbahnende Liebesgeschichte verkompliziert wird. Wenn man mag, könnte man angesichts der Breitseiten gegen das verkrustete, um nicht zu sagen korrupte italienische System eine gewisse Gesellschaftskritik entdecken, die dem komödiantischen Treiben eine gewisse Tiefe verleiht. In erster Linie funktioniert „Nonna Mia! - Lieber ohne Abzüge“ jedoch als ungewöhnliche Mischung aus Liebesfilm und Klamauk, die leichte Unterhaltung für warme Sommerabende ist.
 
Michael Meyns