Spielmacher

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Fußball, das liebste Spiel nicht nur der Deutschen wird zunehmend von Skandalen erschüttert, die jedoch bislang der Begeisterung am Sport keinen Abbruch getan haben. Auf den Spuren der Wettmafia wandelt nun Timon Modersohn mit seinem Film „Spielmacher“, der wie eine bessere Kolportage wirkt und seine guten Schauspieler an eine schematische Geschichte verschwendet.

Webseite: www.warnerbros.de

Deutschland 2018
Regie: Timon Modersohn
Buch: Christian Brecht
Darsteller: Frederick Lau, Oliver Masucci, Antja Traue, Mateo Wansing Lorrio, Paul Faßnacht, Karl Markovics
Länge: 95 Minuten
Verleih: Warner Bros.
Kinostart: 12. April 2018

FILMKRITIK:

Wegen schwerer Körperverletzung saß Ivo (Frederick Lau) lange im Gefängnis, nun ist er entlassen worden und will ein ehrbares Leben führen. Doch zweite Chancen gibt es für einen wie ihn nicht und so kommt es, wie es kommen muss: Ivo betritt eine Spielhalle und setzt auf ein Fußball-Spiel. Mit mehreren Tausend Euro verlässt er den Laden hat aber die Aufmerksamkeit von Dejan (Oliver Masucci) geweckt, einem kroatischen Wettpaten, der in Ivo eine verwandte Seele entdeckt zu haben glaubt.
 
Seine Kenntnisse über das Spiel hat Ivo einst auf dem Platz gewonnen, hätte es fast zu den Profis geschafft, doch dann kam ihm das Geld dazwischen. Nun spioniert er für Dejan die unteren Spiel-Klassen im Ruhrgebiet aus, knüpft Kontakte und lässt sich immer tiefer in die kriminelle Welt der Sportwetten ziehen.
 
Auch der talentierte Lukas fällt Ivo auf, noch mehr allerdings dessen Mutter Vera (Antje Traue), die ihren Sohn vor der Enttäuschung bewahren will, es doch nicht zu den Profis zu schaffen. Doch Ivo glaubt an das Talent von Lukas, wird zu seinem väterlichen Berater und sieht sich schließlich vor schwierige Entscheidungen gestellt.
 
Bald wird die Aufmerksamkeit der Deutschen wieder ganz dem runden Leder gelten, werden Fragen nach der Korruption des Weltverbandes FIFA, Steuerhinterziehung von Stars wie Messi oder Ronaldo und auch die Machenschaften der Wettmafia in den Hintergrund treten. „Die Wahrheit liegt auf dem Platz“ heißt einer dieser gern zitierten Fußball-Sprüche, doch wenn man nicht vollkommen naiv ist, weiß man, dass dem nicht immer so ist. Ob Geldberge zwar auch in der Realität in Mayonnaise-Eimern durchs Land gefahren werden, wie es in „Spielmacher“ passiert, sei zwar dahingestellt, doch ist dies einer der gelungeneren, weil visuellen Momente in einem Film, der ansonsten kaum ein erzählerisches Klischee auslässt.
 
Im Bemühen, eine spannende Geschichte über die Strukturen der Wettmafia zu erzählen, die mittels Erpressung Spieler zu Aktionen zwingt, auf die sie Millionen setzen, die Schiedsrichter und andere Funktionäre bestechen, die im Zweifelsfall auch Beine bricht, wenn ihre Forderungen nicht erfüllt werden, erzählt Timon Modersohn nach einem Drehbuch von Christian Brecht eine Geschichte, die kaum über das Niveau einer Kolportage hinausgeht. Fraglos sind die Aktionen des Wettpaten und seiner Schergen nur leicht stilisiert dargestellt, von den Verstrickungen von chinesischen Kartellen ganz zu schweigen, doch gelingt es Brecht nicht, glaubwürdige Figuren zu entwerfen, die die vom Fußball besessene Welt des Ruhrgebiets authentisch wiedergeben würden.
 
Wie der Versuch, aus Zeitungsberichten über Fußball-Skandale ein filmisches Drama zu formen wirkt „Spielmacher“ am Ende, erzählt zwar fraglos wahres und relevantes über das Millionengeschäft Fußball, tut dies aber auf eine holzschnittartige Weise, die nur selten zum Leben erwacht.
 
Michael Meyns