Come on, Come on

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Joaquin Phoenix ist der Star dieser kleinen Indie-Produktion, die in Schwarzweiß davon erzählt, wie ein Mann, der eigentlich nie etwas mit Kindern am Hut hatte, auf den Sohn seiner Schwester aufpassen muss und dabei etwas über sich selbst lernt, während beide sich auf einen Road Trip quer durchs Land begeben. Ein kleiner, stiller, unaufgeregter, aber schöner Film, der mehr über Elternschaft aussagt, als es dem Kino gemeinhin gelingt.

Website: https://dcmstories.com/de/collection/come-on-come-on/

C’mon C‘mon
USA 2021
Regie + Buch: Mike Mills
Darsteller: Joaquin Phoenix, Gaby Hoffmann, Woody Norman
Länge: 109 Minuten
Verleih: DCM
Kinostart: 24. März 2022

FILMKRITIK:

Der Radio-Journalist Johnny ist mal wieder Single, arbeitet an einer Reportage, die ihn durch die USA führt und muss sich nach einem Anruf seiner Schwester Viv unerwartet um deren Sohn, den neunjährigen Jesse, kümmern. Erstmals in seinem Leben ist Johnny damit nicht nur für sich verantwortlich, sondern auch für jemand anderen, und er muss sich mit dem Thema Elternschaft auseinandersetzen, während er mit dem Jungen auf einen Road Trip quer durch die USA geht. Er spricht mit jungen Menschen über ihre Träume, Ängste und Hoffnungen und baut darüber auch eine tiefe Verbindung zu Jesse auf.

Mike Mills wollte das intime Porträt einer Quasi-Vater-Sohn-Beziehung erzählen und hat dabei auch darauf geachtet, dies in kleinen, unscheinbaren Momenten zu tun, die im Kino sonst zumeist übergangen werden. Es sind diese ganz simplen Momente, die den Film auszeichnen, ebenso wie der Fakt, dass die Entscheidung, in Schwarzweiß zu drehen, dem Ganzen eine Intimität verleiht, die bei Farbe wohl nicht so gegeben gewesen wäre.

Joaquin Phoenix agiert in einer ungewohnten Rolle, ist aber gewohnt großartig. Beeindruckend ist hingegen Woody Norman, der für den Film seinen britischen Akzent abgelegt und absolut überzeugend ist. Vor allem ist seine Figur aber ein Kind, das nicht – wie so häufig in Hollywood – irgendwie verdummt wurde. Zu oft blicken amerikanische Filme auf Kinder herab und sprechen ihnen die Intelligenz ab, die sie ganz klar haben. Woody Normans Figur wiederum ist ein intelligenter, sensibler Junge. Ein paar der schönsten Momente sind darum auch, wenn Johnny und Jesse einfach nur miteinander reden.

Überhaupt hat man hier gar nicht das Gefühl, Schauspielern zuzusehen. Alles wirkt so real, so auf den Punkt. Dem trägt auch die Inszenierung Rechnung, denn der Film kommt mit einem stark dokumentarischen Feeling daher, das nicht nur durch die Szenen akzentuiert wird, in denen Johnny mit der heutigen Jugend von Amerika spricht.

„Come On, Come On“ ist starkes Independent-Kino, das vom echten Leben erzählt – und darum den Zuschauer stark involviert. Sicherlich einer der eindrucksvollsten Filme in diesem Kinojahr.

 

Peter Osteried