Breaking News in Yuba County

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Sue ist eine Frau, die vom Leben zurückgelassen wurde. Nicht mal ihr Mann erinnert sich an ihren Geburtstag. Aber als der unversehens stirbt, sieht sie ihre Chance. Wenn er nicht einfach nur tot wäre, sondern verschwinden würde, würde sie im Mittelpunkt steht – als die besorgte Ehefrau. Das ist die Ausgangslage von „Breaking News in Yuba County“, der mit seiner Fargo-esken Geschichte zwar nie an die großen Coens heranreicht, aber als schwarze Komödie durchaus für Kurzweil sorgt.

Website: www.constantin-film.de/kino/breaking-news-in-yuba-county/

Breaking News in Yuba County
USA 2021
Regie: Tate Taylor
Buch: Amanda Idoko
Darsteller: Allison Janey, Mila Kunis, Juliette Lewis, Awkwafina, Ellen Barkin, Regina Hall
Länge: 96 Minuten
Verleih: Constantin
Kinostart: 24. Juni 2021

FILMKRITIK:

Niemand aus ihrer Familie erinnert sich auch nur an ihren Geburtstag. Auf der Arbeit wird der Geburtstag einer Kollegin gefeiert, ihrer aber ganz und gar vergessen. Sue (Allison Janey) ist eine Frau, die sich Lebensratgeber anhört und das Mantra immer wiederholt: „Du bist wichtig.“ Aber nichts in ihrem Leben deutet darauf hin, dass sie wirklich ist. Als sie ihren Mann Karl (Matthew Modine) beim Ehebruch überrascht, rafft es ihn an einem Herzinfarkt dahin. Sie meldet den Tod nicht und beschließt, die Leiche zu vergraben und zu behaupten, er sei verschwunden. Mit dieser Geschichte will sie ins Fernsehen und endlich die Aufmerksamkeit erhalten, die ihr zusteht.

Wirklich neu erscheint an „Breaking News in Yuba County“ nichts zu sein. Geschichten, in denen durch eine Lüge Ereignisse in Gang gesetzt werden, aufgrund derer einige das Zeitliche segnen, hat man durchaus schön öfters gesehen. Originalität kann man Tate Taylors („The Help“) neuem Film also nicht unbedingt unterstellen, unterhaltsam ist das Ganze aber schon. Zumal er hier auf ein echtes Star-Ensemble zurückgreifen kann. Der Film ist durch die Bank exzellent besetzt. Das wertet ihn ungemein auf, weil es Spaß macht, die bekannten Gesichter in teils ungewöhnlichen Rollen zu sehen.

Tatsächlich ist der Film überraschend gut. Der Titel erscheint nicht vielversprechend, aber lässt man sich auf „Breaking News in Yuba County“ ein, präsentiert sich ein Film, der witziger ist, als erwartet – und vielleicht auch ein bisschen gewalttätiger, als erwartet. Denn die große Lüge von Allison Janeys Figur setzt eine Kettenreaktion in Gang, der einige Leute zum Opfer fallen. Das kommt mit Überraschungen und interessanten Wendungen daher, während der Humor immer tiefschwarz bleibt.

Der Film gefällt aber auch, weil Janneys Figur so perfekt dargestellt ist. Janney spielt die unscheinbare Frau, die nach Aufmerksamkeit giert, sehr überzeugend. In den Momenten steckt in dem Film auch so etwas wie Sozialkritik. Wenn der Gedanke vorherrscht, dass man nur jemand ist, wenn man im Mittelpunkt steht. Wenn die Geschichte, die man im Fernsehen verkauft, wichtiger ist, als die Wahrheit. Wenn die Medien sich wie Geier auf jede Geschichte stürzen, die es auszuschlachten gilt. Das ist der etwas ernste Unterbau einer ansonsten herrlich schwarzen Komödie, die rasant erzählt ist und immer wieder mit kleinen Überraschungen aufwartet.

„Breaking News in Yuba County“ hat der Tristesse des Alltags den Krieg erklärt. In seiner rasanten, keine Sekunde langweilenden Erzählweise lässt man sich gerne darauf ein. Sicherlich nichts, was preisverdächtig wäre, aber ein ausnehmend amüsanter Film.

Peter Osteried