Der achte Kontinent

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Mühsam musste der deutsch-türkische Regisseur Serdar Dogan die finanziellen Mittel für seinen zweiten Spielfilm "Der 8. Kontinent" über die Crowdfunding-Methode beschaffen. Das begrenzte Budget sieht man seinem ebenso sympathischen wie vor kreativen Einfällen strotzenden Weltreise-Drama, in dem eine junge Studentin den letzten Wunsch der verstorbenen Mutter erfüllt, nicht an. "Der 8. Kontinent" ist kurzweiliges, erfrischendes Kino aus Deutschland, das von seiner charismatischen Hauptfigur lebt.

Webseite: www.der-achte-kontinent.de

Deutschland 2014
Regie: Serdar Dogan
Drehbuch: Serdar Dogan
Darsteller: Maike Johanna Reuter, Cosma Shiva Hagen, Thomas Scharff, Joris Gratwohl
Länge: 100 Minuten
Verleih: Rekord-Film
Kinostart: 30. April 2015
 

FILMKRITIK:

Völlig am Boden zerstört ist die 22-jährige Architekturstudentin Lena (Maike Johanna Reuter), als sie von ihrem Vater mitgeteilt bekommt, dass ihre Mutter Hannah (Cosma Shiva Hagen) plötzlich verstorben ist. Auch wenn sie vor einiger Zeit nach einem heftigen Streit zu Hause ausgezogen ist und seitdem mit ihren Eltern nicht gesprochen hat: jetzt bereut sie es, dass es nicht zu einer Aussöhnung und Aussprache gekommen ist. Aus den hinterlassenen Briefen von ihrer Mutter erfährt sie, dass diese den großen Wunsch hatte, mit ihr gemeinsam die Welt zu umrunden. Für Lena steht schnell fest: um den letzten großen Wunsch der Mutter zu erfüllen, muss sie die Reise allein antreten. In nur wenigen Wochen reist die junge Frau von den USA über Südamerika und Asien bis nach Australien und zur Antarktis. In dieser intensiven Zeit lernt Lena zum ersten Mal sich selber genau kennen.

"Der 8. Kontinent" ist der zweite Spielfilm des aus Karlsruhe stammenden deutsch-türkischen Regisseurs Serdar Dogan. Mit Crowdfunding-Mitteln finanziert, begab sich Dogan mit seinem Team tatsächlich an die im Film auftretenden Original-Schauplätze um ein möglichst hohes Maß an Realismus zu erreichen. Hinsichtlich der Rollen-Besetzung beweist Dogan ein glückliches Händchen: so gelang es ihm nicht nur, mit Cosma Shiva Hagen eine bekannte deutsche Schauspielerin für sein Projekt zu gewinnen, sondern mit Maike Johanna Reuter auch eine frische und charismatische Hauptdarstellerin zu finden, die perfekt in die Rolle der mutigen, selbstbewussten Lena passt.

Reuter spielt in "Der 8. Kontinent" in ihrem ersten Kinofilm, nachdem sie zuvor bereits in einem TV- sowie einem Kurzfilm und vor allem auch am Theater (z.B. Volkstheater Rostock, Comedia Köln) zu sehen war. Sie verleiht ihrer Figur die nötige Frische und den Tatendrang bzw. die Aufbruchsstimmung, die es braucht, um eine junge Studentin Anfang 20 auf abenteuerlicher Weltreise zu verkörpern, die sich auf eine abenteuerliche Reise rund um den Erdball begibt. 

Die Mutter ist immer wieder im Bild beim Verfassen inniger Zeilen an ihre Tochter zu sehen, während Cosma Shiva Hagen die Inhalte der Briefe mit ihrer prägnanten Stimme auch selber gleich zum Besten gibt. Und das alles unterlegt mit sanft-melancholischen Klavierklängen. Als ausgesprochen kreativ und abwechslungsreich erweist sich der Einfall, die handschriftlich erstellten  Sätze als Textbausteine immer wieder über die Leinwand wandern zu lassen. Kunstvoll baut Regisseur Dogan diese in die Szenerie ein und verwebt sie gelungen mit den auf der Leinwand zu sehenden Ereignissen. Ein optischer Kniff, wie man ihn in dieser Form nicht allzu oft sieht.

Mit einem Augenzwinkern spielt Dogan an einer Stelle des Films auch auf die dem Film zugrunde liegende Crowdfunding-Finanzierung an: wenn sich Lena für ihre Reise der finanziellen Mittel eines Architektur-Projekts bedient, die ebenfalls über diese Schwarm-Methode zusammengekommen sind, dann beweist Dogan selbstreferenzielle Ironie, die begeistert. 

Einfallsreichtum zeigt Dogan auch bei den ganz unterschiedlichen Personen und Figuren, denen Lena auf ihrer Weltreise begegnet, die ebenso bunt und vielfältig erscheinen wie die Kulturen der Länder, die sie bereist: von der aus Frankreich stammenden Isabelle, die von einer Weltkarriere als Model träumt und die Lena auf ihrer ersten Station in New York trifft, bis hin zum südafrikanischen Taxifahrer Biko, dessen warmherzige und besonnene Art einen bleibenden Eindruck bei der jungen Studentin hinterlässt.

Björn Schneider