Drum

Südafrika/Deutschland/USA 2004
Regie: Zola Maseko
Darsteller: Taye Diggs, Jason Flemyng, Gabriel Mann, Tumisho K Masha,
Bonnie Mbuli, Moshidi Motshegwa
95 Minuten
Verleih: Kinowelt
Start: 1. Dezember 2005
www.kinowelt.de

Vor dem Hintergrund des Südafrikas der Fünfziger Jahre, erzählt Regisseur Zola Maseko die Geschichte des Journalisten Henry Nxumalo, der sich gegen das Unrecht der Apartheid wehrte. Ein Biopic der besseren Sorte, das durch seine straffe Erzählweise spannend ist, anstatt mit der endlosen Ansammlung von historischen Fakten langweilt.

Im Leben eines Menschen kommt der Zeitpunkt, an dem er sich entscheiden muss, ob er Teil eines größeren Ganzen zu werden bereit ist. Der Journalist Henry Nxumalo (Taye Diggs) schiebt diesen Augenblick vor sich her, denn vor der Realität verschließt er die Augen. Es ist 1951 in Johannesburg und die anhaltende Apartheid schürt massenhaft Konflikte in der südafrikanischen Bevölkerung. Nur in Sophiatown, einem Stadtteil in dem Schwarze und Weiße illegal gebrannten Alkohol trinken und Jazz hören, kann Henry seine Sorgen vergessen.

Seinen Freunden und der hübschen Sängerin der lokalen Band widmet er schon lange sehr viel mehr Aufmerksamkeit, als seiner Frau und den Kindern. Gemeinsam mit Künstlern, Gangstern und standhaften Trinkern feiert er bis in den Morgengrauen, um anschließend in seine Redaktion zu wanken. Seine Zeitschrift, das Magazin „Drum“, beschäftigt eine Gruppe von talentierten Autodidakten, die allesamt schön schreiben können, allerdings mehr in den Tag hinein leben, als knallharte Recherche zu betreiben.

Erst als Henry einen Tipp über die brutalen Verhältnisse auf einer Arbeiterfarm bekommt, beschließt er – unterstützt von seiner Ehefrau Florence – selbst auf einer dieser Farmen um Arbeit zu bitten, um somit verdeckt Informationen für einen Artikel zu sammeln. Gemeinsam mit dem deutschen Fotografen Jürgen Schadeberg (Gabriel Mann aus „Don’t come knocking“) enthüllt Henry daraufhin die Gräueltaten des Großgrundbesitzers, die ihren Weg auf den Titel der nächsten „Drum“-Ausgabe finden. Das Magazin wird sich mit einem Mal seines sozialen Einflusses bewusst und in kürzester Zeit zum medialen Sprachrohr der unterprivilegierten schwarzen Bevölkerung. Nach und nach deckt die „Drum“-Redaktion immer mehr Ungerechtigkeiten auf und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis weiße Machthaber und Polizei die Aufklärer zur Rechenschaft ziehen wird.

Ähnlich wie auch „Hotel Ruanda“ (2005), konzentriert sich „Drum“ auf die Heldengeschichte eines afrikanischen Mannes, der durch sein unmittelbares Handeln die sozialen Missstände radikal beeinflusst. Der Film bleibt bis zum Schluss spannend, auch deshalb, weil er nicht wie andere Biopics versucht, in epischer Länge eine Story von historischer Relevanz zu erzählen, die sich meist in zu vielen Details verzettelt. Die Geschichte von „Drum“ ist sehr kompakt, aber nicht zu knapp, immerhin wird auch einer politischen Persönlichkeit wie Nelson Mandela ein wenig Platz eingeräumt, als erster schwarzer Mann organisiert auf die Straßen Südafrikas zu treten.

Eine wahre Geschichte: Von 1951 bis 1965 berichtete das unabhängige Magazin „Drum“ über Jazz, Sport, Lifestyle und Fotografie, mit einem speziellen Blick auf das Leben der Schwarzen unter dem Apartheidsregime. Zwangsläufig kam es zu Reportagen und Berichten über politische Themen und Gräueltaten. Während sich die weiße Leserschaft zunehmend abwandte, begann die Polizei, das Magazin mit besonderem Interesse zu beobachten. Die Artikel wurden hauptsächlich von schwarzen Autoren geschrieben. Es stand den Journalisten frei, ihre Texte originell zu gestalten und an der Grenze des damals rechtlich Zulässigen zu arbeiten.

David Siems