Goldene Zeiten

Deutschland 2005
Regie: Peter Thorwarth
Mit Wotan Wilke Möhring, Dirk Benedict, Wolf Roth, Alexandra Neldel, Ralf Richter, Gedeon Burkhard
129 Minuten
Verleih: Senator
Kinostart: 26.1.06
www.senator.de

Es bleibt dabei: auch in seinem neuen Kinospielfilm „Goldene Zeiten“ verfährt Regisseur Peter Thorwarth nach dem Motto „Was nicht passt, wird passend gemacht“ (so der Titel seiner letzten Dreharbeit von 2002). Diesmal hat er sein Personal im Umfeld eines Wohltätigkeits-Golfturniers angesiedelt, in dem so gut wie jeder der Beteiligten andere über’s Ohr haut. Ungeplante Zwischenfälle sorgen in dieser schwarzen Komödie dafür, dass die Ereignisse aus dem Ruder laufen.

Was wird hier geklotzt und gekleckert! Thorwarths zusammen mit Drehbuchautor Alexander Rümelin ausgedachte Geschichte vereint einen ganzen Hasenstall an Hochstaplern und zwielichtigen Persönlichkeiten, das Leben in Saus und Braus mit schnellen Autos, Koks und Frauen dominiert, Milieuklischees werden sattsam bedient. Im Zentrum des Geschehens steht ein Benefizturnier im Golfclub Unna, der Erlös soll an ein rumänisches Waisenhaus gehen. Sagt zumindest Clubpräsident Jürgen Matthies (Wolf Roth). Damit die Provinz-Veranstaltung entsprechend Medienaufmerksamkeit bekommt, hat er „Eventmanager“ Ingo (Wotan Wilke Möhring) beauftragt, einen echten Promi zu engagieren. Dieser Promi ist ein echter und dann doch wieder nicht.

Zu verstehen ist das folgendermaßen: die Figur des Hollywoodstars Douglas Burnett alias US-Serienstar John Striker ist erfunden, die Rolle selbst spielt mit Dirk Benedict aber ein Schauspieler, der tatsächlich ein bekannter US-TV-Seriendarsteller ist, u.a. in „A-Team“ aus dem Jahr 1983. Sein Sprüchlein „You can run, but you can’t hide“ mit dem entsprechenden Fingerzeig nebst Augenzwinkern darf er wiederholt loswerden. Problematisch in Zusammenhang mit seinem Charity-Auftritt aber erweist sich der Umstand, dass Ingo statt des richtigen Burnett seinen Kornwestheimer Kumpel Horst Müller das einschlägige 80er-Jahre-Sprücherepertoire abspulen lässt. Die Gelegenheit, als Hollywoodstar gefeiert zu werden, nutzt Müller nach Strich und Faden aus, sehr zum Leidwesen von Ingos Geldbeutel und seiner Angst, der Schwindel möge auffliegen.

Doch es spielen ja auch noch ein paar andere mit gezinkten Karten. Golf-Präsi Matthies zum Beispiel, der offensichtlich die Pacht für die Golfanlage noch nicht an Bauer Buschschulte gezahlt hat, seine von Schönheits-OP’s entstellte Frau einer jüngeren Geliebten vorzieht und am Ende zum tölpeligen Rambo wird. Die Gattin wiederum sinnt ihrerseits auf Rache und engagiert zwei russische Auftragskiller, die nebenher aber noch als Bodyguards von Burnett Spalier stehen. Als sie Wind vom falschen Hollywoodstar bekommen, wittern sie schon die nächste lukrative Einnahmequelle. Ingo wiederum sorgt sich währenddem um Freundin Bianca, die sich von seinem Chef auf Ibiza aushalten lässt, über den mittlerweile zum Tuning-Spezialisten gewordenen Speditions-Sohn Kampmann aus Thorwalds „Bang Boom Bang“ kommt er in Kontakt mit dem stadtbekannten Zuhälter Bullet-Harry (Ralf Richter), der für seine Dienste auch noch ein Plätzchen während der Golfgala erbittet. Eine Hand wäscht in dieser vom Kapitalismus verseuchten Gesellschaft schließlich die andere.

Ein wahres Kuddelmuddel an Ereignissen also, das hier über die vermeintlich „Goldenen Zeiten“ hereinbricht. Trotzdem lässt sich nicht sagen, hier würde mit der Brechstange agiert, es kommt eben eines zum anderen und wird, wo nötig wie schon in den vorangegangenen Filmen von Thorwardts „Unna“-Trilogie passend gemacht. Unter den überzogenen Figuren freilich ist Douglas Burnett („hätte ich damals nicht diese westindische Grippe gehabt, Spielberg hätte mich als Indiana Jones verpflichtet“) der König, zusammen mit dem den „Traumschiff“-Fahrer Sascha Hehn verulkenden Mischa Hahn (Gedeon Burkhard) und dem von Alexandra Neldel gespielten Ex-Glamour-Girl Melanie fährt Thorwardt hier einen Angriff auf die oberflächliche Welt vom schönen Ruhm und bunter Fernsehwirklichkeit. So gesehen wäre aber auch das Fernsehen der bessere Platz für diese schwarze Komödie. Wotan Wilke Möhring wiederum zeigt am Ende Einsicht darin, dass Erfolg mit falschen Karten und zusammen mit den falschen Leuten vielleicht dann doch nicht das gelbe vom Ei ist. Und die Moral von der Geschicht’: eine Gesellschaft, in der sich alle immer nur bereichern wollen und ohne Rücksicht auf andere ihren Egomanien nachgehen, das kann nicht funktionieren. „Goldene Zeiten“ führt es auf angenehm unterhaltsame Weise vor.

Thomas Volkmann