Heartbeats

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Für Tanzfilm-Fans ist Duane Adler kein unbeschriebenes Blatt, denn immerhin verfasste der Filmemacher die Skripts zu „Save The Last Dance“ und „Step Up“ und inszenierte „Born to Dance“. Sein neuer Tanzfilm folgt den Erzählmustern des Genres, gewinnt aber durch die exotische Bollywood-Kulisse in Indien eine gewisse Eigenständigkeit. Ein Urlaubsflirt und die Liebe zum Tanz verheißen in der Jugendromanze ein friedliches, produktives Miteinander.

Webseite: capelight.de/kino

USA 2017
Regie & Drehbuch: Duane Adler
Darsteller: Daphne Zuniga, Justin Chon, Paul McGillion, Krystal Ellsworth, Vidya Malvade, Zachary Coffin, Megan Alexander
Laufzeit: 110 Min.
Verleih: Capelight Pictures/Central
Kinostart: 10. August 2017

FILMKRITIK:

Die junge Tänzerin Kelli (Krystal Ellsworth) ist genervt, als sie mit ihren Eltern (Daphne Zuniga & Paul McGillion) von Los Angeles nach Mumbai fliegen muss, um der Hochzeit eines Verwandten beizuwohnen. Eigentlich steht nämlich ein wichtiger Auftritt mit ihrer Hip-Hop-Crew an. Im fernen Indien verfliegt der Groll, als Kelli den tanzbegeisterten Inder Aseem (Amitash Pradhan) kennen lernt, der Hochzeitstänze choreographiert. Schnell sprühen Funken, doch auch Kellis Sandkastenfreundin Deepika (Aneesha Joshi) hegt romantische Gefühle für den eleganten Aseem...
 
Der Plot ist ein Handlungsgerüst mit dünner Figurenzeichnung, das die Tanzszenen auf simple Weise verbindet. Wie wohl in jedem Tanzfilm seit „Dirty Dancing“ können Kelli und Aseem ihre Träume nicht gegen familiäre und soziale Widerstände ausleben. Ihren Eltern zuliebe begann Kelli sogar ein Jurastudium, schmiss aber bald hin, um sich voll und ganz dem Tanzen zu widmen. Die Familie würde die Tochter gern wieder an der Universität sehen, was Kelli in eine Genre-typische Zwickmühle manövriert: Wie kann sie ihren Traum leben, ohne das Umfeld zu enttäuschen?
 
Das ehrenwerte Anliegen des Films ist eine Zusammenführung unterschiedlicher Kulturen, wobei Liebe und (Tanz-)Leidenschaft als Schmiermittel dienen. Anders als im Genre üblich, legt Duane Adler keinen Schwerpunkt auf die obligatorischen Battles, sondern setzt auf (kulturellen) Zusammenhalt, der in einigen Gruppentänzen gipfelt: Teamgeist schlägt Konkurrenzdenken, Tanz und Musik schaffen den Brückenschlag zwischen Ost und West.
 
In erster Linie ist „Heartbeats“ ein sinnlicher, bunter Film. Am exotischen Schauplatz führen die Tänzerinnen und Tänzer ihre Choreographien teils unter freiem Himmel auf, in kunstvolle indische Kleider gehüllt. Zeitlupen setzen Akzente, die Kamera wirbelt herum, die Montage imitiert den Rhythmus der Tanzschritte. Die Filmmusik der Komponistin Gingger Shankar konturiert den versöhnlichen Culture Clash, wenn westliche Hip-Hop-Beats mit indischer Popmusik verschmelzen. Und während Hauptdarstellerin Krystal Ellsworth das Gefühlschaos ihrer Figur nicht immer glaubhaft vermittelt, überzeugt sie als Tänzerin umso mehr. Und das ist in dieser Tanzrevue ohnehin das Wichtigste.
 
Christian Horn