Holy Lola

Frankreich 2004
Regie: Bertrand Tavernier
Drehbuch: Tiffany Tavernier, Dominique Sampiero
Darsteller: Jacques Gamblin, Isabel Carré, Bruno Putzulu, Maria Pitarresi,
Philippe Said, Anne Loiret
Filmverleih: Prokino
Filmlänge: 128 Minuten
Kinostart: 18. August 2005

Wie schwer ist es ein Kind zu adoptieren? “Holy Lola³ zeigt die Tour de Force eines französischen Paares, dass nach Kambodscha reist, um scheinbar vergeblich ein passendes Kind zu finden. Korruption und Monsun-Regen, dazu die Mühlen der Bürokratie, die bekanntlich langsam mahlen. Leider ist auch der Film äußerst langatmig und mühsam geworden.

Dr. Pierre Cessac (Jacques Gamblin) und seine Frau Geraldine (Isabel Carré) wünschen sich sehnlichst Nachwuchs, doch können sie keinen bekommen. Die beiden reisen ins ferne Kambodscha, um ein Kind zu finden, dass zur Adoption freigegeben ist. Kaum angekommen in der Hauptstadt Phnom-Penh, erweisen sich die Umstände allerdings schwieriger als gedacht. Auf einem Mofa fährt das Ehepaar durch grenzenloses Verkehrschaos, in dem die Straßen vom Monsun-Regen unter Wasser gesetzt sind und die Polizeibeamten nach Willkür die ausländischen Gäste mit Bußgeldern schikanieren.

Schnell merken die beiden, dass nicht nur die Gunst der Waisenhäuser gewonnen werden will, um ein Kind adoptieren zu können. Neben zahlreichen schriftlichen Genehmigungen, Dokumenten und Geschenken, bedarf es neben einem obligatorischen Preis für das Baby, auch der ein oder anderen “Spende³, die meist einem recht üppigen Geldbetrag im vierstelligen Bereich gleicht. Die Nerven der beiden Möchtegern-Adoptiveltern werden in ihrem mehrwöchigen Aufenthalt aufs äußerste strapaziert. In ihrem Hotel, das auch von anderen französischen Paaren mit gleichen Absichten bewohnt wird, herrscht mitunter Neid und Missgunst. Zu alledem macht das Gerücht die Runde, dass “die Amerikaner³ 20.000 $ hinlegen, sofort ein Baby bekommen und nach ein paar Tagen wieder das Land verlassen.

Von den Behörden gibt es die tröstenden Worte: “Es gibt drei Sorten von
Adoptiveltern: Diejenigen, die mit ihren vielen Dollars alles kaputt machen, diejenigen, die vor allen anderen dran sind, aber auch kein bisschen besser sind  und welche wie sie. Behalten sie ihr Lächeln.³ Trotz der vielen Enttäuschungen geben die beiden ihre Hoffnung nicht auf. All ihre Mühen halten sie auf dem Tonband ihres Diktiergeräts fest, dass sie eines Tages ihrem Kind vorspielen wollen.

“Holy Lola³ ist eine zweistündige Tour de Force über den Wunsch eines jungen Paares nach einer Zukunft. Mitunter löst sich das Drama von seiner bedrückenden Thematik und wird zur Komödie, zum Beispiel wenn die Ehepaare im Hotel sehr vortrefflich über verschwundene Lacoste-Polohemden streiten. Ähnlich albern sehen die Franzosen aus, wenn sie im feinen Anzug durch die verregneten Straßen von Phnom-Penh hetzen, auf dem Weg zum nächsten “Vorstellungsgespräch³. Am Rande erwähnt der Film die sozialen Probleme im heutige Kambodscha, dessen Wunden der Diktatur unter Pol Pot noch längst nicht geheilt sind. Noch 12 Jahre nach der Schreckensherrschaft, in der ein Drittel der Bevölkerung dem Genozid zum Opfer fiel, sind Landminen eine große Gefahr (meistens) für spielende Kinder in den Landgebieten.

Trotz seiner interessanten Thematik bleibt es mühsam, dem Film bis zum Schluss aufmerksam zu folgen. Die Kombination der Aneinanderreihung von aussichtslosen Situationen und den Hürden der Bürokratie, machen nicht nur müde, sondern geben schon einen Vorgeschmack auf den nächsten Behördengang. Und da geht niemand wirklich gerne hin.

David Siems