Immenhof – Das große Versprechen

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Nachdem der Immenhof im ersten Film gerettet wurde, muss nun ein Pferd vor einem fiesen Giftmörder bewahrt werden. Dazwischen gibt es die üblichen Zutaten des Pferdefilms, hier jedoch reichlich garniert mit unfreiwilliger Komik. „Immenhof – Das große Versprechen“ ist ein merkwürdiger Film. Man kann sich amüsieren, aber wohl aus den falschen Gründen. Was bleibt, ist wohl nur, dass eine weiblich-jugendliche Klientel von den Pferden hin und weg ist.

Website: https://www.leoninedistribution.com/filme/158905/immenhof-das-grosse-versprechen.html

Deutschland 2021
Regie + Drehbuch: Sharon von Wietersheim
Darsteller: Leia Holtwick, Ella Päffgen, Caro Cult, Heiner Lauterbach, Max von Thun
Verleih: Leonine
Kinostart: 26.5.2022

FILMKRITIK:

Der Champion Cagliostro wurde vergiftet. Der Tierarzt rät zur Einschläferung, Lou setzt sich jedoch dafür ein, ihm eine Chance zu geben. Sein Besitzer hat sowieso kein Interesse, das Pferd zu verlieren, da es auf dem Weg ist, alle drei großen Turniere zu gewinnen, was es noch niemals gab. Da ein zweiter Giftanschlag befürchtet wird, wird Cagliostro auf dem Immenhof versteckt. Doch auch dort ist das Pferd nicht sicher, und Lou, die sich schon immer für Cagliostro eingesetzt hat, muss eine schwere Entscheidung treffen.

Der Standard des Pferdefilms ist gemeinhin die Rettung des Gestüts. Das hat „Immenhof“ aber schon mit dem ersten Film abgehakt, darum muss nun eine neue Geschichte konstruiert werden. Das Stichwort ist hier „konstruiert“. Denn die von Sharon von Wietersheim entwickelte Geschichte ist ein Mischmasch an Ideen, die nur selten zueinander finden. Mehr schon wirkt der Film wie ein Potpourri der Pferdefilm-Klischees.

Das Skript ist wirklich schwach, noch schwächer sind jedoch die Dialoge. Die sind teils so unfreiwillig komisch – insbesondere, wenn Sharon von Wietersheim versucht, den kindlichen Akteuren adäquate Texte zu geben – dass das Jugendwort des Jahres ins Gedächtnis kommt. Cringe. Damit ist das Gefühl des Fremdschämens gemeint. Dem kann man sich bei „Immenhof – Das große Versprechen“ wahrlich nicht erwehren.

Der Film ist häufig einfach unfreiwillig komisch. Das sorgt für Amüsement, aber doch aus den gänzlich falschen Gründen. Die Regisseurin ist aber auch zielsicher darin, immer noch einen draufzusetzen.

Bestes Beispiel: „Bella Ciao“. Das italienische Partisanenlied wird hier auf beschwingte Art und Weise benutzt, um eine kleine Pferdeverfolgungsjagd musikalisch zu illustrieren. Vermutlich hat die Regisseurin es beim Netflix-Hit „Das Haus des Geldes“ gehört und war begeistert, aber der Inhalt dieses Lieds passt so überhaupt nicht zur Szene, in der es verwandt wird, oder dem ganzen Film. Einen derart brutalen Fehlgriff eines Songs hatte man zuletzt bei Zack Snyders Zombie-Opus „Army of the Dead“, bei dem er den Cranberries-Hit „Zombie“ einsetzte – auch in völliger Ignoranz dessen, worum es in dem Song wirklich geht.

Die Probleme von „Immenhof – Das große Versprechen“ mögen aber auch nur einem erwachsenen Publikum eklatant ins Auge springen. Gut möglich, dass die ohnehin anvisierte Zielgruppe der jungen Pferdefans weit gutmütiger ist, da die das geboten bekommt, was diese Art Film schon immer auszeichnete: schöne Bilder von Pferden in Bewegung.

Peter Osteried