L´Auberge Espagnole – Wiedersehen in St. Petersburg

Regie: Cédric Klapisch
Darsteller: Romain Duris, Kelly Reilly, Audrey Tautou, Cécile de France
F 2005
Länge 125 Min.
Verleih : Tobis

Der weitere Werdegang des versponnen Studenten Xavier bringt weniger eine Fortsetzung der turbulenten EU-Wohngemeinschaft, als eine federleichte moderne Version von Truffauts tragikomischen Casonovas in  „Der Mann, der die Frauen liebte“. Zwischen Beruf und Bett sucht Xavier seinen Platz in der Welt der Erwachsenen.

Fünf Jahre sind vergangenen seit der französische Student Xavier (Romain Duris) ein aufregendes Jahr seines Studiums in Barcelona verbracht hat. Der damals gefasste Entschluss, Schriftsteller statt Beamter zu werden, hat der Pariser zwar eingelöst, doch richtig im Leben angekommen ist Xavier noch nicht. Sein Roman „L´Auberge Espagnole“  hat noch immer keinen Verleger gefunden, statt dessen schlägt sich Xavier mit unbefriedigenden Auftragsarbeiten durch. Kleine Jobs als Journalist oder fürs Fernsehen reichen in Paris aber bestenfalls für die Miete. Noch unsteter als im Beruf erweist sich junge Franzose in der Liebe. Seitdem seine Affäre mit der Barcelonabekanntschaft Neus in die Brüche gegangen ist, gibt es nur noch flüchtige Bettgeschichten. Aus Barcelona sind ihm nur noch seine streitbare Ex-Freundin Martine (Audrey Tautou) und die lesbische Wirtschaftsjournalistin Isabelle (Cécile de France) geblieben. Die beiden Frauen, bei denen der nomadisierende Xavier zuweilen Unterschlupf findet, hadern wie Xavier auch noch mit dem großen Liebesglück. Während sich Isabelle zumindest mit attraktiven Affären tröstet, sucht Martine Lebenssinn im politischen  Engagement. Die allgegenwärtige Globalisierung bekommt sogar Xavier zu spüren. Sein mühsam erstelltes Drehbuch für eine TV-Schnulze ist nun plötzlich hinfällig, weil eine britische Mediengruppe den Sender gekauft hat und nun ein englischsprachiges Buch verlangt. Xavier rettet sich mit einer Notlüge und sitzt wenig später auf Vermittlung von William (Kevin Bishop) bei dessen großer Schwester Wendy ( Kelly Reilly) in London. Wie es der Zufall so will, weilte das enfant terrible William für einige Tage in Paris und erneuert so den Kontakt zu Xaviers ehemaliger WG-Gefährtin Wendy. Die hat es in Großbritannien zu Ansehen als Drehbuchautorin gebracht. Die gemeinsame Arbeit trägt in jeder Hinsicht Früchte. Die beiden passen nicht nur bei dem Projekt perfekt zusammen. Doch ein zusätzlicher Auftrag, die Memoiren (!) für das 24jährige Top-Model Celia zu schreiben, bringt Xavier wieder auf gefährliche Abwege. Eine Reise nach Russland soll Klärung bringen. Wendys Bruder William hat nach St. Petersburg zur Hochzeit eingeladen. Während der wilde William durch den Einfluss seiner russischen Braut endlich zu Ruhe gekommen scheint, treibt es Xavier auch im Vorfeld der Feier noch um. Celia, mit der er in Paris bereits ein kurzes Verhältnis angefangen hat, weilt für Aufnahmen in Moskau, und  Xavier muss sich entscheiden, ob er bei Wendy in St. Petersburg bleibt oder die Reise zur vermeintlichen Traumfrau antritt.

Eigentlich wollte Regisseur Cédric Klapisch keine Fortsetzung seiner erfolgreichen WG-Komödie „L´ Auberge Espagnole“ machen. Und das Resultat rückt auch weiter von dem ersten Film ab, als es der missverständliche deutsche Titel glauben machen lässt. Spielt doch im zweiten Film weder die russische Metropole noch die alten WG eine tragende Rolle. „Les Poupées Russes“ heißt der Film treffender im französischen Original. Der Titel verweist bereits auf die beiden wesentlichen Elemente dieser Komödie. Xavier, der diesmal viel stärker in den Mittelpunkt rückt, ist auf der Suche nach jener letzten Puppe, die ihm Gewissheit über die wahre Liebe gibt. Doch auch wenn Klapisch hier das romantische Klischee der einen großen Liebe zitiert, so gestaltet er zumindest den Weg dahin spielerisch, eben wie bei den zusammengesteckten russischen Puppen. Xaviers turbulenter Weg zum Erwachsenwerden ist mit vielfältigen filmischen Spielereinen gepflastert. Klapisch sorgt nicht nur für mitunter verwirrende Zeitsprünge durch ineinander verschachtelte Rückblenden, sondern setzt auch Splitscreens, Film-im-Film- und alternative Sequenzen ein. Über dem ganzen Film liegt ein Flair von Freiheit und chaotischem Charme. Besonders tief wird dabei zwar nicht geschürft, doch die sichtlich gereiften Stars des ersten Films tragen den Film über so manche Oberflächlichkeit. Audrey Tautou kann ihre im ersten Teil noch überraschend unsympathischen Rolle der Martine ebenso stärkere Konturen verleihen, wie die agile Cécile de France, deren erdige Leinwandrolle als Lesbe einen schönen Kontrast zu den sentimentaleren Momenten mit Martine bietet. Im Mittelpunkt stehen aber eine hinreißend  erblühte Kelly Reilly („Stolz und Vorurteil“) und der verschmitzte Schwerenöter Romain Duris („Der wilde Schlag meines Herzens“). Die beiden bilden ein solch bezauberndes Leinwandpaar, dass Romain Duris schon seinen ganzen Charme einsetzten muss, damit man ihm den schmählichen Betrug an der wunderbaren Wendy verzeiht.