Deutschland 2005
Regie: RP Kahl
Mit Laura Tonke, Katharina Schuettler, Inga Birkenfeld, Nicolette Krebitz
Länge: 79 Min.
Verleih: Independent Partners / Neue Visionen
Kinostart: 2.2.2006
Ausgezeichnet mit dem Hessischen Nachwuchsförderfilmpreis 2005
„Es gibt Regisseure, die Komplizen der Männer sind und Regisseure, die Komplizen der Frauen sind“, sagt Francois Truffaut. „Mädchen am Sonntag“ schenkt seine Aufmerksamkeit vier Schauspielerinnen, die immer die Komplizinnen ihrer Regisseure sind. Der Produzent, Schauspieler und Regisseur RP Kahl wirft in seinem Porträtfilm einen liebenden Blick auf Laura Tonke, Katharina Schüttler, Inga Birkenfeld und Nicolette Krebitz und schafft somit eine Hommage an die Schauspielerin an sich.
Portraits über Schauspielerinnen folgen üblicherweise einem strikten Schema: Statements wechseln sich ab mit illustrierenden Filmausschnitten, die Kamera beobachtet die Protagonisten bei der Arbeit, manchmal folgt sie ihnen auch ganz unverfroren bis nach Hause um Intimität herzustellen - eine vermeintliche Vertrautheit, die dann immer zugleich die Beschränkung in sich trägt: Jemand in seinem Wohnzimmer zu zeigen, heißt nicht zwangsläufig sein Wesen zu erkennen und trägt erst recht nicht dazu bei, künstlerisches Schaffen zu beleuchten.
RP Kahl geht einen völlig anderen Weg. Er schafft für jede der vier Frauen ein eigenes Universum, sucht nach Motiven und Schauplätzen, die aus einem Spielfilm stammen könnten, in dem die jeweilige Schauspielerin die Hauptrolle spielt.
Laura Tonke aalt sich im Schaumbad oder im Hotelbett, ein Laken über sich drapiert – Bilder, die Assoziationen an die Schauspielerin als sensibles Luxusgeschöpf wecken - um dann mit rauem Lachen zu erzählen, dass sie immer glaubte, mit 21 sei sie ein Star, der sein eigenes Parfum kreiert. Mittlerweile ist Laura Tonke 31 Jahre alt, hochgelobt und oft tief verunsichert, ob sie die richtigen Wege eingeschlagen hat. RP Kahl folgt ihr mit der Kamera den Strand entlang, zeigt ihre Spuren in den Dünen und fängt Tonkes Sehnsucht ein, als Schauspielerin Spuren zu hinterlassen, Filme zu finden, die sie herausfordern, auch wenn es manchmal grausam lange dauert, bis wieder ein gutes Angebot kommt.
Die Fragen „Werde ich gesehen“ und „Wird es Regisseure geben, die mich erkennen und herausfordern“ treiben alle vier Schauspielerinnen um. Ihre Zweifel offenbaren die Dialektik ihres Charakters. Sie sind stark, aber auch fragil. Selbstbewusst genug, ihren künstlerischen Weg ohne große Kompromisse zu suchen, aber auch voller Zweifel, was sein wird, ob der Film kommen wird, für den sich all das lohnt.
RP Kahl findet eindringliche und poetische Bilder, die die innere und äußere Schönheit der Frauen feiern und zugleich die Magie des Kinos beschwören. Ganz absichtlich hält er sich nicht mit Äußerlichkeiten auf. Er wollte die Schauspielerinnen nicht in ihrem privaten Umfeld zeigen, um diesen Störfaktor auszuschließen. Und er braucht auch keine Filmausschnitte, die irgendetwas veranschaulichen und einordnen könnten, weil er den Blick nach innen wendet, nicht nach gazetten-bunten Oberflächlichkeiten sucht, sondern nach dem Wesenskern der Künstlerinnen.
Diese Portraits sind voller Hingabe geschaffene Gemälde, die man staunend und bewegt betrachtet.
Sandra Vogell