Mein Freund Poly (Poly)

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In „Belle & Sebastian“ war es ein Hund, in „Der Junge und die Wildgänse“ Vögel, nun ist es ein Pony, zu dem in Nicolas Vanier neuem Film „Mein Freund Poly“ ein Kind eine innige Freundschaft entwickelt. Basierend auf einer Fernsehserie aus den 60ern Jahren und nur sehr behutsam modernisiert, mutet das kindliche Abenteuer je nach Geschmack altmodisch oder angenehm traditionell an.

Website: http://capelight.de/mein-freund-poly

Frankreich 2020
Regie: Nicolas Vanier
Buch: Nicolas Vanier, Maxime Giffard, Jérôme Tonnere, Cécile Aubry
Darsteller: Elisa de Lambert, Francois Cluzet, Julie Gayet, Patrick Timsit, Orian Castano, Yohann Drouin
Länge: 102 Minuten
Verleih: capelight Pictures, Vertrieb: Central
Kinostart: 17. Juni 2021

FILMKRITIK:

Die zehnjährige Cécile (Elisa de Lambert) ist wenig begeistert, dass sie von Paris in die Provinz umziehen muss. Ihre neue Heimat trägt zwar den schönen Namen Beaucastel, doch Freunde zu finden fällt ihr in dem kleinen, malerischen Dorf schwer. Hier arbeitet ihre Mutter als Krankenschwester, der Vater ist abwesend, nur durch Briefe hält Cécile Kontakt.

Erst als ein Wanderzirkus Station im Dorf macht ändert sich alles. Als sie sich in eine Vorführung schleicht, ist Cécile sofort vom kleinen Pony Poly eingenommen. Der böse Zirkusdirektor behandelt das Pony schlecht und plant sogar, es schlachten zu lassen. Angesichts dieser Vorstellung erwacht Céciles Kampfgeist und sie fasst einen Plan: Mitten in der Nacht befreit sie das Pony und versteckt es in einem abgelegenen Gewächshaus. Doch Poly will völlige Freiheit und entwischt bald. Mit der Hilfe der Dorfkinder kann Céline Poly zwar bald wiederfinden, doch größere Gefahr droht: Der Zirkusdirektor hat die Spur aufgenommen, und so entschließt sich Céline zusammen mit Poly, das Weite zu Suchen. Ihr abenteuerlicher Weg führt sie durch Südfrankreich, über hohe Berge und durch reißende Flüsse, bis sie schließlich auf einer Burgruine Zuflucht finden.

Schon sein großer Erfolg „Belle & Sebastian“ basierte auf einem Buch der Schauspielerin und Autorin Cécile Aubry, nun hat Nicolas Vanier eine Fernsehserie Aubrys verfilmt. Zwischen 1961 und 1973 lief die Serie erfolgreich im französischen Fernsehen, und allzu viel haben Vanier und seine Co-Autoren für die Neuverfilmung nicht verändert. Etwas seltsam mutet es dadurch in der heutigen Zeit, wenn die Zirkusleute durch ihre dunklen Haare und die gebräunte Haut als Wandersleute erkennbar sind, die heute freundlicher als Roma bezeichnet werden.

Dass die Polizisten und andere Dorfbewohner wie Karikaturen aus einem Louis de Funes-Film wirken, passt da nur ins betont nostalgische Bild, dem mit zeitgemäßer Ausstattung gehuldigt wird. Eine längst vergangene Zeit versucht Vanier zu evozieren, in der klassische Werte noch hochgehalten werden. Die innige Freundschaft zwischen Céline und Poly besteht gegen alle Widerstände, selbst reiten lässt sich das vormals verschreckte Pony bald von seiner kleinen Freundin.

Gefilmt vor eindrucksvollen Kulissen in Südfrankreich, ausladenden Lavendelfeldern, dichten Wäldern und schroffen Bergen, ist „Mein Freund Poly“ ein in jeder Hinsicht altmodischer Film, der ohne Brüche und ohne Ironie eine einfache Geschichte erzählt, der vielleicht gerade deswegen im letzten Herbst in den französischen Kinos ein Erfolg war.

Michael Meyns