Mr. & Mrs. Smith

USA 2005
Regie: Doug Liman
Drehbuch: Simon Kinberg
Kamera: Bojan Bazelli
Musik: John Powell
Schnitt: Michael Tronick
Darsteller: Brad Pitt, Angelina Jolie, Vince Vaughn, Kerry Washington, Adam Brody
120 Minuten, Format 1: 2,35 (Scope)
Verleih: Kinowelt
Kinostar: 21.Juli 2005

Brad Pitt und Angelina Jolie als verheiratetes Profikiller Ehepaar, das nichts von der Identität des jeweils anderen weiß und in einer Mischung aus Sadomasochismus und Eheberatung aufeinander losgeht. Ein absurderes Konzept hat sich Hollywood lange nicht ausgedacht, aber dank der souveränen Regie Doug Limans, vor allem aber dem überbordenden Sexappeal der beiden Hauptdarsteller, ignoriert man die mehr als schwache Dramaturgie über weite Strecken des Films gerne.

Nach außen sind Mr. und Mrs. Smith ein ganz normales Ehepaar, seit fünf oder sechs Jahren verheiratet (sie können sich nicht einigen), das Knistern der ersten Wochen und Monate ist längst verloschen, Routine ist in das Vorortheim eingekehrt. Das beide dem Beruf des Killers nachgehen verheimlichen sie mit fingierten Identitäten, aber der Witz des Ganzen ist, dass sie sich dennoch über genau jene Dinge streiten, über die sich auch ganz normale Ehepaaren in die Haare kriegen. Aus diesem Gegensatz resultiert ein Großteil der Ironie des Films, auch wenn sich der zunächst amüsante Effekt, etwa während einer Autoverfolgung inklusive Schusswechsel einem Wortwechsel über Eheprobleme zuzuhören, nach einer Weile verbraucht. Denn so aberwitzig die Ausgangssituation ist, so offensichtlich ist auch, dass es Autor, Produzenten und Regisseur nicht gelungen ist, daraus eine über zwei Stunden tragende Geschichte zu entwickeln. Nach einer schleppenden Exposition, werden die Eheleute von ihrer jeweiligen, namenlosen Organisation auf das gleiche Ziel angesetzt und erfahren von der Identität des Anderen. Beauftragt den jeweils anderen innerhalb von 48 Stunden zu töten oder selbst auf die Abschussliste zu kommen, zerlegen sie mit allen Mitteln der Kunst das gemeinsame Haus, schaffen es jedoch nicht abzudrücken, die scheinbar verloschene Liebe ist einfach zu groß. Ein wenig bizarr mutet es schon an, wie wüste Schlägereien, Schusswechsel mit großkalibrigen Waffen als eine etwas extremere Form von Vorspiel geschildert werden und so verwundert es nicht, dass der Versöhnungssex kaum von der vorhergehenden Prügelei zu unterscheiden ist. Doch einmal wiedervereint geht dem Film, nach kaum der Hälfte der Distanz, endgültig die Puste aus, denn wohin soll er führen? Die eigentliche Komplikation ist gelöst, der häusliche Frieden wieder hergestellt, bleibt nur noch der langatmige Weg zu einem wenig überzeugenden, wenn auch brillant gefilmten, Finale.

Was den Film rettet sind einzig und allein die beiden Hauptdarsteller, die selten so überzeugend waren wie hier, in erster Linie weil sie fast nie versuchen komplexe Emotionen auszudrücken – man erinnert sich mit Grausen an die verzweifelten Versuche Brad Pitts in Troja neben Peter O’Toole zu bestehen – sondern sich auf das verlassen, was sie am besten können: Souverän und sexy zu sein. Und mit Hilfe seines Kameramanns tut Doug Liman wirklich alles, um diese Qualität noch zu betonen. Selten hat man einen Film gesehen, der sich derart in der Attraktivität seiner Hauptdarsteller suhlt, der sie in makelloses Licht taucht, sich an Jolies in engste Kostüme gehülltem Körper weidet, Pitts unverschämtes Grinsen noch mehr zur Geltung bringt, als es etwa Steven Soderbergh in Oceans Eleven und Twelve tat, der jegliche Bewegung erotisch auflädt. Mr. & Mrs. Smith ist pure Oberfläche, exzellent gefilmt, streng genommen vollkommen dämlich, aber eben auch ausgesprochen sexy.

Michael Meyns