Ottolenghi und die Versuchungen von Versailles

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Der Starkoch Yotam Ottolenghi ist ein Selfmademan, jemand, der nicht nur Essen und die Zubereitung, sondern auch die Historie dahinter liebt. Ottolenghi, dessen Bücher sich millionenfach verkauft haben, erhält von der Met den Auftrag, das Dessertbuffet zu kreieren, passend zur Ausstellung über Versailles. Der Film zeichnet den nicht immer leichten Weg nach, Desserts zu erschaffen, die dem Thema der Ausstellung gerecht werden.

Website: https://www.mfa-film.de

Ottolenghi and the Cakes of Versailles
Dokumentarfilm
USA 2020
Regie: Laura Gabbert
Länge: 75 Minuten
Verleih: MFA+
Kinostart: 21.10.2021

FILMKRITIK:

Mit seinen Büchern, vor allem jenen über Süßspeisen, hat Yotam Ottolenghi ein millionenfaches Publikum gefunden. Er betreibt mehrere erfolgreiche Restaurants, seine Bücher werden als Bibel der Kochkunst bezeichnet und er ist fast so etwas wie ein Guru der kulinarischen Kunst. Aber auch Ottolenghi kann noch etwas überraschen, was seine Profession betrifft. So etwa eine E-Mail des Metropolitan Museum of Art – etwas, das man als Koch nicht erwartet. Man möchte, dass Ottolenghi das Dessertbuffet für eine Ausstellung über Versailles gestaltet. Ottolenghi beginnt darüber nachzudenken und sucht nach Spitzenkonditoren, die sich mit ihm dieser Herausforderung stellen.

In erster Linie ist dies ein Film, der einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Weil all die verschiedenen Süßspeisen nicht nur lecker aussehen, sondern sich auch üblichen Erwartungen entziehen. So hat Ottolenghi eine Konditorin gefunden, die einen Hintergrund in Architektur hat und ihre Kuchen wie komplexe, geometrische Muster gestaltet. Sie erscheinen nicht mehr wie Kuchen, schneidet man sie jedoch an, erkennt man ihre wahre Natur.

Die Desserts sind alle von Versailles inspiriert, vom pompösen Leben im Schluss. Sie sind verspielt und ungewöhnlich, was darin begründet ist, dass Ottolenghi Konditoren aus aller Herren Länder geholt hat. Dominique Ansel ist Franzose, sein „claim to fame“ ist jedoch das Erfinden des Cronuts, der in New York City zum riesigen Erfolg wurde. Janice Wong ist eine Patissière aus Singapur. Diana Kasko stammt aus der Ukraine und macht Kuchen mit Hilfe ihrer 3-D-Modelle und Silikonformen. Ghaya Oliver ist ein Meister der Desserts und Bompas und Parr aus London erschaffen Desserts mit einem Gelatine-Design.

„Ottolenghi und die Versuchungen von Versailles“ ist nicht gänzlich darauf ausgerichtet, die unglaublichen Dessert-Kreationen zu zeigen. Mehr noch ist er an den Menschen interessiert, die sie erschaffen, und an den Geschichten, die dahinterstehen.

Der Film ist mit einer Laufzeit von 75 Minuten etwas kurz. Vielleicht ist das auch der Fehler. Ihm fehlt ein wenig Tiefe, er wirkt mehr wie eine Fernsehproduktion. Entsprechend ist dieses Werk nicht unbedingt das, was man im Kino sehen wollen würde – oder gar müsste. Aber gefällig ist diese Reise in die Welt der feinen Nachspeisen schon.

Peter Osteried