Peterchens Mondfahrt

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Die hübsch animierte Neuverfilmung des Kinderbuchs von Gerdt von Bassewitz bietet Action und Spaß auch für die ganz Kleinen: Die Geschwister Anna und Peter lernen ausgerechnet auf dem Mond, wie wichtig es ist, füreinander da zu sein. Der Maikäfer Sumsemann - wunderbar gesprochen von Peter Simonischek - fungiert dabei gleichzeitig als Auslöser des Konflikts und als Vermittler in einer turbulenten Handlung.

Ali Samadi Ahadi führte bereits Regie bei den teilanimierten, erfolgreichen PETTERSSON UND FINDUS-Filmen. Mit PETERCHENS MONDFAHRT, teils im klassischen Zeichentrickverfahren, teils computeranimiert gedreht, bringt er einen weiteren Kinderbuchklassiker ins Kino, der mit seiner liebevollen, ideensprühenden Gestaltung ein Kinohit für die ganze Familie werden könnte.

Deutschland, Österreich 2022
Regie: Ali Samadi Ahadi
Drehbuch: Ali Samadi Ahadi, Arne Nolting
Sprecher: Dirk Petrick, Peter Simonischek, Roxana Samadi, Raphael van Bargen, Tom Vogt, Gerti Drassl und andere
Musik: Ali N. Askin
Länge: 81 Minuten
Verleih: Little Dream Pictures
Kinostart: 31. März 2022

FILMKRITIK:

Gerade erst sind die Geschwister Anna und Peter zusammen mit ihrer Mutter umgezogen, da wartet schon wieder mal Ärger auf Peter: Nicht nur, dass er sich in der neuen Schule mit einer ganzen Bande Rabauken auseinandersetzen muss, auch seine kleine Schwester Anna sorgt für Stress am laufenden Band. Zum einen nennt sie ihn immer noch Peterchen, obwohl er ihr schon tausend Mal gesagt hat, dass er Peter heißt. Und dann nervt sie ihn ununterbrochen mit ihrer Fantasie und ihrem ständigen Gequatsche. Aber jetzt behauptet sie sogar, dass sie ein sprechendes Insekt getroffen hat: Sumsemann, von Beruf Maikäfer, aber schon seit langer Zeit arbeits- und heimatlos, seit seine Behausung in Gestalt einer Birke mitsamt seiner lieben Sumsefrau und einem seiner 6 Beinchen entführt wurde. Ehe er sich’s versieht, ist Peter mittendrin in einem Abenteuer, das ihn auf den Mond bringt, wo er seine Schwester aus den Klauen des fiesen Mondmanns befreien muss und sie gemeinsam mit den Naturgeistern nicht nur das 6. Beinchen, sondern auch die Sumsefrau und die Birke wiederfinden und auf die Erde zurückbringen.

Geschickt mischen Ali Samadi Ahadi und Arne Nolting als Autoren die fantasievollen Bestandteile des mehr als 100 Jahre alten klassischen Kinderbuchs von Gerd von Bassewitz mit modernen Elementen. Dabei bedienen sie sich, ähnlich wie von Bassewitz, einigermaßen hemmungslos, aber durchaus effizient aus der internationalen Schatzkammer der Sagen und Märchen, mixen das Ganze mit ein bisschen Jules-Verne-Technik, peppen es mit Humor, Abenteuer und Action auf und servieren das Ganze kindgerecht und elternfreundlich als großen Spaß schon für die Kleinsten. Zwischendurch wird es dann auch richtig spannend und ein bisschen gruselig, aber der Schluss ist selbstverständlich versöhnlich – ein richtig schönes Happy End. Viele schöne Ideen machen den Film auch für Ältere ansehbar: Der Mond sieht aus wie im Bilderbuch, aber es steht eine Apollo-Landekapsel herum. Und Peter, der als leicht nerdiger Technikfreak gezeichnet ist, kollidiert bei seinem nächtlichen Flug im Schlafanzug durch den Weltraum hin und wieder mit Satelliten. Die Sidegags sind gut getimt und die Charaktere interessant, so wie das Sandmännchen, das seinen Job macht, aber Kinder nicht besonders leiden kann. Eigentlich hat er ein ähnliches Problem wie Peter und möchte lieber Sandmann sein. Am lustigsten ist die Nachtfee, eine wunderschöne, aber leider ziemlich verpennte Herrscherin, der es eindeutig an Führungsqualitäten und Sorgfalt fehlt. Auffällig ist die visuelle und vor allem die auditive Nähe zu Comics und TV-Animés, praktisch keine Bewegung bleibt unkommentiert – offenbar wurde hier versucht, eine möglichst komplette Sammlung von Interjektionen vorzustellen: „Ui, uh, ah, ach, hah, huh, oh …“ Ein paar Sekunden Ruhe könnten die Kinder sicherlich gut aushalten. Absolut großartig ist Peter Simonischek als Stimme des Maikäfers Sumsemann. Wie ein sehr lieber Großvater, der eine Gute-Nacht-Geschichte erzählt, was übrigens der Ursprung des Kinderbuchs ist, verstellt er seine Stimme, brummt und brummelt, zirpt und zauselt, dass es nur so seine Bewandtnis hat. Ganz entzückend ist die Bande der Naturgeister, eine multikulturelle Truppe mit teilweise sehr originellen Charakterzügen, die beim großen Rennen von der Parmesanwüste ins Goudatal ihre jeweiligen Eigenschaften präsentieren. Eine hübsche Idee jagt die nächste: So wurde die Sumsefrau dazu verdonnert, die Buchhaltung und die Steuererklärungen für den fiesen Mondmann zu erledigen, der die Weltherrschaft anstrebt. Peter(chen)s Schwester Anna wird ebenfalls von ihm vereinnahmt und merkt erst spät, was es eigentlich mit der tollen Sternschnuppenschule auf sich hat – alles Manipulation! Beim Showdown gegen den Mondmann halten dann alle zusammen, um das Universum zu retten, was dann auch tatsächlich gelingt. Und am Schluss sind Peter und Anna richtig gute Freunde geworden, was vielleicht noch wichtiger ist.

 

Gaby Sikorski