She’s Funny That Way

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Vor über 40 Jahren schuf Peter Bogdanovich mit „Is' was, Doc?" einen Klassiker, für seine aktuelle Screwball-Comedy schickt die 75-jährige Regie-Ikone nun eine hochkarätige Starbesetzung ins Rennen, die auf der Theaterbühne die amourösen Verwicklungen ihres realen Lebens nachspielt– und umgekehrt. Owen Wilson gibt den berühmten Regisseur, der mit einem hübschen Call-Girl anbändelt. Das wiederum eine Rolle bei ihm möchte. Was allerdings der eifersüchtigen Gattin missfällt. In die freilich der Hauptdarsteller seit langem heftig verliebt ist. Beim Festival von Venedig hat der Kinosaal getobt bei dieser turbulenten Farce. Erst recht, als zum Schluss eine ziemlich coole Kult-Figur mit einem Überraschungsauftritt Nachhilfe in Filmgeschichte gibt – wer? Wird natürlich nicht verraten! 

Webseite: www.wildbunch-germany.de

USA 2014
Regie: Peter Bogdanovich
Darsteller: Owen Wilson, Imogen Poots, Jennifer Aniston, Rhys Ifans, Will Forte, Lucy Punch.
Filmlänge: 93 Minuten
Verleih: Wild Bunch Germany GmbH, Vertrieb: Central
Kinostart: 23. Juli 2015
 

FILMKRITIK:

Das hübsche Callgirl Izzi (Imogen Poots) kann ihr Glück kaum fassen: 30.000 Dollar bekommt sie am Morgen danach überraschend vom verliebten Kunden Arnold (Owen Wilson) geschenkt. Die Bedingung für das moralische Angebot des berühmten Theaterregisseurs: Die Lady soll ihr Lotter-Leben ändern, den schnöden Escort-Job für alle Zeiten an den Nagel hängen und sich fortan auf ihre wahren Werte besinnen. Noch ahnt der galante Gönner nicht, dass Izzi, von der großen Schauspielkarriere träumend, sich wenig später für eine Rolle in seinem neuen Broadway-Stück bewerben wird – ausgerechnet für den Part der Prostituierten. Arnold will, nein: muss das unbedingt verhindern, schließlich spielt seine Ehefrau Delta (Kathryn Hahn) die Hauptrolle in dem Stück. Die ahnungslose Gattin ist jedoch völlig begeistert von der fidelen Casting-Kandidatin, noch euphorischer reagiert Joshua, der Autor des Stückes, der sich sofort unsterblich in Izzi verliebt und sie zum Abendessen einlädt. Seine Freundin Jane (Jennifer Aniston), eine neurotische Psychotherapeutin, muss er deswegen versetzen. Diese platzt vor Wut und lässt sich zum Trost von ihrem neuen Klienten, einem alten Richter und fanatischen Ex-Kunden von Izzi, zum Essen einladen – just in jenes Lokal, wo auch das andere Pärchen speisen möchte.
 
Wie es das Schicksal und ein perfides Drehbuch wollen, werden sich beim Edel-Italiener an diesem Abend zufällig noch weitere illustre Gäste einfinden: Ein Detektiv, den der eifersüchtige Richter auf Izzi angesetzt hat, und der sich als Vater von Joshua entpuppt. Regisseur Arnold samt noch immer ahnungsloser Ehefrau. Sowie Hauptdarsteller Seth Gilbert (Rhys Ifans), der seit langem in Delta verliebt ist und fatalerweise vom Techtelmechtel ihres untreuen Gatten weiß. Unter solch widrigen Bedingungen hält die romantische Gemütlichkeit nicht lange vor. In der Restaurant-Arena fliegen die Fetzen sowie ein paar Gläser. Kaum haben sich die Beteiligten ein bisschen beruhigt, ertönt der Gong zur zweiten Runde. Allem Chaos zum Trotz wird das Broadway-Stück zähneknirschend weitergeprobt: The show must go on!
 
Köstliche Komödien gehören zur Königsklasse der Filmkunst. Zu den Kronjuwelen zählen dabei allemal die Screwball-Comedys. Capra, Lubitsch, Wilder lassen Cineasten-Augen bis heute leuchten, zumal würdige Nachfolger rar gesät sind. Schließlich erfordert das Timing echte Präzisionsarbeit, die Dialoge den Feinschliff von Diamanten und als Akteure bedarf es charismatischer Rampensäue mit sensibler Ader. Wie so etwas auch heute bestens funktioniert, beweist Regie-Veteran Peter Bogdanovich mit makelloser Souveränität. Der Altmeister weiß genau, wie man möglichst absurde Verwicklungen erst harmlos einfädelt, um die ahnungslosen Akteure danach in emotionale Fallen zu schicken. Je mehr sie darin zappeln, desto enger zieht sich die Schlinge zu – sehr zur Schadenfreude des Publikums, dem obendrein ein hübsches Stadtbild von New York geboten wird.
 
Von Owen Wilson weiß man nicht erst seit Woody Allens Midnight in Paris, wie gut ihm solche Typen liegen. Auch Rhys Ifans zieht erwartungsgemäß mit Bravour die Register des sympathischen Schlitzohrs und umschwärmten Frauenverstehers. Nicht minder talentiert die Damen-Riege: Ex-Friends“-Lady Jennifer Aniston gibt die durchgeknallte Psycho-Tante mit spürbarem Vergnügen, derweil die junge Imogen Poots sich in diesem erfahrenen Ensemble mit erstaunlicher Leichtigkeit halten kann – gerade so wie Issy selbst. Um es mit dem Titel zu sagen: Sie ist witzig auf diese Art!

Dieter Oßwald