Son of the South

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Natürlich wird mit Spike Lees Namen geworben. Bei einem Film dieses Themas bleibt das nicht aus, auch wenn Lee als ausführender Produzent nicht viel mit dem Projekt zu tun hatte. Es ist das Baby von Barry Alexander Brown, der von der wahren Geschichte eines Mannes, dessen Familie tief mit dem Ku Klux Klan verwurzelt ist, sich aber für die Bürgerrechtsbewegung einsetzt, fasziniert war. Es ist die Geschichte von Bob Zellner, einem Mann aus Alabama, den viele damals als Nestbeschmutzer sahen, der aber seinem Gewissen folgte.

Website: https://buschmediagroup.de/

Son of the South
USA 2020
Regie: Barry Alexander Brown
Buch: Barry Alexander Brown
Darsteller: Lucas Till, Lucy Hale, Julia Ormond, Brian Dennehy, Sienna Guillory, Lex Scott Davis
Länge: 105 Minuten
Verleih: BuschMedia
Kinostart: 26.8.2021

FILMKRITIK:

Bob Zellner (Lucas Till) lebt in Alabama, einem Staat, in dem die Rassentrennung im Jahr 1961 noch Gang und Gebe ist und die Mitgliedschaft im Ku Klux Klan zum guten Ton gehört. Aber er ist nicht wie sein Großvater, er will auch nicht wie seine Mitmenschen sein. Bob Zellner setzt sich für die Gleichberechtigung von Schwarzen ein. Er wird das erste weiße Mitglied des Student Non-violent Coordinating Committees, das u.a. auch die Freedom Rides organisiert, mit denen Aktivisten in die Städte des Südens fahren und selbst dann passiven Widerstand leisten, wenn rassistische Mobs über sie herfallen.

Die Geschichte ist ehrenwert, sie ist auch ambitioniert und wird dem Mann, von dem sie inspiriert ist, durchaus gerecht, es gibt jedoch auch ein „aber“. Aber der Film ist etwas zu sauber gestaltet, etwas zu unaufgeregt, ohne echte Ecken und Kanten. Auch wenn er damit beginnt, dass Bob Zellner von weißen Rassisten ein Strick um den Hals gelegt wird, tritt dennoch nie ein echtes Gefühl der Gefahr auf. Und das nicht nur, weil man weiß, dass Zellner diese Begegnung überlebt hat, sondern auch, weil der Film seltsam losgelöst von seinem Thema ist.

Er ist eine sauber gestaltete Geschichtsstunde, aber die Emotion, die Frustration und die Wut über die Situation bleiben irgendwie auf der Strecke. Selbst die innerfamiliären Konflikte werden nur angekratzt. Brian Dennehy als harter Rassist ist eindrucksvoll, die Szene, als er seinem Enkel auf einer Parkbank ins Gewissen redet und ihm offen droht, ihm eine Kugel in den Kopf zu jagen, wenn er mit den Freedom Rides in seine Stadt kommt, bleibt aber seltsam ungreifbar. Das mag an der deeskalierenden Art von Bob Zellner, hier ganz gut von „MacGyver“ Lucas Till gespielt, liegen und auch so verbürgt sein, aber man wird das Gefühl nicht los, dass das dem Thema nicht gerecht wird. Insbesondere, wenn man daran denkt, dass etwa ein Film wie „Judas and the Black Messiah“, der in diesem Jahr auch in die Kinos kommt, da ganz anders agiert.

Gut ist „Son of the South“ dennoch. Weil er eine wichtige und interessante Geschichte erzählt und dabei ein Stück Historie aufarbeitet, das gerade auch aus europäischer Sicht etwas fremd erscheint, durchaus aber auch Aussagekraft hat. Passend dazu erklärt die fünf Sprachen sprechende farbige Joanne, die intellektuell jedem der weißen Rassisten überlegen ist, Bob Zellner auch etwas über ihre Zeit in Frankreich: „Dort waren die Weißen anders. Weniger weiß … mehr französisch.“

Peter Osteried