Der Bestseller von Thees Uhlmann wurde von Charly Hübner inszeniert. „Sophia, der Tod und ich“ erzählt von einem Mann, der von seinem Tod Besuch bekommt, es aber ohne eigenes Zutun schafft, ihm erstmal von der Schippe zu springen. Fortan ist er mit dem Tod im Schlepptau unterwegs, um eine letzte, wichtige Reise zu unternehmen. Der Film ist skurril, ausgesprochen witzig und zugleich auch tiefsinnig. Es gelingt, die Momente des absurden Humors mit der Tragik des Endes eines Lebens zu kombinieren.
Webseite: https://dcmstories.com/movie/sophia-der-tod-ich/
Deutschland 2023
Regie: Charly Hübner
Buch: Lena May Graf, Wenka von Mikulicz
Darsteller: Dimitrij Schaad, Anna Maria Mühe, Marc Hosemann
Länge: 96 Minuten
Verleih: DCM
Kinostart: 31. August 2023
FILMKRITIK:
Reiner (Dimitrij Schaad) erhält Besuch. Der Tod hat an seiner Tür geklingelt. Genauer: sein Tod. Denn bei all den Todgeweihten kann ein Tod allein längst nicht alles bewältigen. Drei Minuten hat er noch, dann stirbt er an einem Herzfehler. Die Sekunden verticken, der Todeskampf beginnt, das Ende ist nah, aber dann passiert etwas. Sophia (Anna Maria Mühe) klingelt an der Tür. Sie reißt Reiner aus dem Sterben raus. Was nun kommt, weiß auch der Tod – sein Name ist Morten – nicht, aber er muss Reiner jetzt erstmal begleiten, während ein anderer Tod in Bewegung gesetzt wird, um den Auftrag zu beenden. Aber Reiner hat Zeit gewonnen, die er nutzen will.
Die Balance zwischen Humor und Ernsthaftigkeit zu wahren, ist eine der größten Herausforderungen, denen sich Filmemacher stellen können. Schwingt das Pendel zu sehr in die eine oder andere Richtung, kann das alles ruinieren. Bei der Umsetzung des Bestseller-Romans „Sophia, der Tod und ich“ ist es jedoch geglückt, den Humor mit dem Drama zu verbinden – bis hin zu einem Ende, das konsequent, aber auch irgendwie traurig ist.
Der Film arbeitet mit Mitteln des Kunstkinos. Der Auftakt mit der Imbissbude, von der aus die Aufträge an die Tode verteilt werden, ist annähernd wie bei schwerem, fast schon theatralischem Kino. Aber dann schleicht sich die Leichtigkeit ein. Erst, als Reiner die Zeugen Jehovas, die an seine Tür klopfen, ironisch abkanzelt, dann, als der Tod klingelt. Überhaupt: der Tod. Was für eine grandiose Leistung von Marc Hosemann. Wie er spricht, wie er auf alltägliche Floskeln und Gegenstände reagiert, wie er sich bewegt – das ist alles ausgesprochen originell. Ein klein wenig fühlt man sich an William Sadler in „Bill und Teds verrückte Reise in die Zukunft“ erinnert, aber „Sophia, der Tod und ich“ setzt nicht auf Slapstick. Der Humor hier ist deutlich feinsinniger.
Immer wieder überrascht der Film damit, wie er Szenen sich entwickeln lässt. Als die beiden Tode im Garten von Reiners Mutter sich bekämpfen, ist das nicht nur überraschend, sondern ach hochgradig amüsant.
Neben allem Humor und allen Dramas geht es in dem Film aber vor allem um eins: Um die Erkenntnis, die Zeit zu nutzen, die man hat. Die Dinge zu tun, die man tun will, den Menschen, die man liebt, sagen, was man zu sagen hat, aus jeder Minute herauszuholen, was in ihr steckt. Denn irgendwann ist es vorbei. Manchmal schneller, als man denkt.
Peter Osteried