The Gate – Ein Leben lang im Krieg

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Bedauerlich aktuell ist das Thema Krieg in den letzten Jahren wieder geworden, zumindest in Europa, wo man sich lange im Zustand ewigen Friedens wähnte. Anders in den USA, ein Land, in dem Krieg viel mehr Teil des Lebens ist. Mit welchen Folgen versuchen Jasmin Herold und Michael David Beamish in ihrem thematisch ambitionierten Dokumentarfilm „The Gate – Ein Leben lang im Krieg“ zu beschreiben.

Deutschland 2023
Regie & Buch: Jasmin Herold & Michael David Beamish
Dokumentarfilm

Länge: 89 Minuten
Verleih: GMfilms
Kinostart: 25. Juli 2024

FILMKRITIK:

„Area 52“ wird die Zone im amerikanischen Bundesstaat Utah auch genannt, eine Anspielung an die legendäre „Area 51“, wo angeblich Ufos gelandet sind und je nach Verschwörungstheorie auch Außerirdische gefangen sind. Ähnlich geheimnisvoll geht es in der „Area 52“ zu, die offiziell als Dugway Proving Ground bekannt ist, von drei Seiten von Bergen umgeben und generell sehr gut bewacht wird.

Hier testet das amerikanische Militär seit vielen Jahrzehnten Waffen, nicht nur konventionelle, sondern auch atomare und biologische. Versuche für die 1945 abgeworfenen Atombomben fanden hier etwa statt, was im Laufe der Jahrzehnte noch alles getestet wurde ist kaum bekannt, die Geheimhaltung des Militärs funktioniert gut.

Dieses Gelände nimmt das deutsch-Kanadische Filmemachergespann Jasmin Herold und Michael David Beamish als Ausgangspunkt für ihren zweiten gemeinsamen Dokumentarfilm. Vor einigen Jahren hatte das Duo in „Dark Eden“ über umweltzerstörende Ölförderung in Kanada berichtet, nun haben sie sich ein weit größeres Thema ausgesucht. In „The Gate – Ein Leben lang im Krieg“ soll es nicht einfach nur um das Testgelände in Dugway gehen, sondern um die Frage, wie ein Land damit umgeht, fast ständig Krieg zu führen, welche psychischen Folgen es für die Bewohner der USA hat, dass sich so viel um Waffen und Gewalt dreht.

Unterschiedliche Menschen lassen die Filmemacher zu Wort kommen, die das Thema lose umkreisen: Ein traumatisierter Soldat, der von seinen langen Auslandseinsätzen und seiner Suche nach innerem Frieden berichtet. Ein Militärseelsorger, der Gewalt zwar einerseits ablehnt, andererseits aber auch für notwendig hält. Ein Vater, dessen Sohn in Dugway arbeitete, bis er eines Tages spurlos verschwand. Ein japanischer Migrant, der im Leib seiner Mutter der Abwurf der Atombombe 1945 erlebte und überlebte.

Angesichts des losen Themas stehen die Protagonisten zwangsläufig oft etwas disparat nebeneinander. So interessant und berührend einzelne Erzählungen auch sind: Zu lose sind die Verbindungen oft, um sich zu einem konkreten Porträt eines Landes und seiner Menschen zu formen. Der Verbindungspunkt Dugway bleibt zwangsläufig wage, ihn zu betreten ist für Zivilisten nicht möglich, seine vielleicht auch dunklen Geheimnisse bleiben verborgen.

Gelang es dem Regieduo in „Dark Eden“ noch universelle Aussagen aus einem konkreten Ort heraus zu entwickeln, wirkt das Thema von „The Gate“ allzu umfassend. So viel ließe sich zum Themenkomplex USA-Militär-Waffen-Krieg-Gewalt sagen, dass zwar alles passt, sich aber nur schwer zu einem großen Ganzen formt. So bleiben am Ende einzelne Momente in Erinnerung, die aber zwangsläufig keine Antwort auf die Frage geben können, Warum die USA ticken wie sie ticken und immer wieder gewalttätige Lösungen suchen.

 

Michael Meyns