Unter Freunden – Entre amis

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Drei alte Freunde, ihre Frauen und ein Segelschiff: Da kann viel passieren, und es passiert auch viel in dieser Komödie mit Daniel Auteuil. Er spielt einen reichen Geschäftsmann, der seinen Kumpels mal eben einen Wochenendtörn nach Korsika spendiert. Der turbulente Film ist durchaus unterhaltsam, jedoch fehlt dem Drehbuch ein wenig die klare Linie – anstelle von echten Konflikten mit komischem Potenzial gibt es jede Menge Chaos, Clownerien und einen veritablen Zickenkrieg. Das ist hübsch anzusehen und teilweise wirklich lustig, doch erst spät wird deutlich, was der Film eigentlich erzählen will: die Geschichte einer Männerfreundschaft, bei der die Beteiligten gerade noch rechtzeitig die Kurve kriegen und endlich ehrlich zueinander sind.

Webseite: www.unterfreunden.weltkino.de

Originaltitel: Entre amis
Frankreich 2015
Regie: Olivier Baroux
Drehbuch: Eric Besnard, Richard Grandpiere
Darsteller: Daniel Auteuil, Gérard Jugnot, François Berléand, Zabou Breitman, Mélanie Doutey, Isabelle Gélinas, Jean-Philippe Ricci, Justine Bruneau
90 Minuten
Verleih: Weltkino
Kinostart: 31. Dezember 2015
 

Preise/Auszeichnungen:

Ausgezeichnet mit dem Publikumspreis der Filmkunstmesse Leipzig 2015

FILMKRITIK:

Seit über 40 Jahren sind Richard (Daniel Auiteuil), Gilles (Gérard Jugnot) und Philippe (François Berléand) beste Freunde. Einmal im Jahr treffen sie sich mit ihren Frauen zum gemeinsamen Wochenendurlaub. Für gewöhnlich hat dabei der betuchte Richard die Spendierhosen an. Diesmal soll es etwas ganz Besonderes sein: Es geht hinaus aufs Meer – nach Korsika, und zwar mit einer hochmodernen gecharterten Segelyacht. Die Besatzung besteht lediglich aus dem piratenhaft finsteren Kapitän Battistu und der hübschen Köchin Cathalina. Schon vor dem Start sorgt Richard für den ersten Eklat: Statt wie üblich mit seiner Frau Charlotte erscheint er mit Daphnée (Mélanie Doutey), einer jungen, schönen Ärztin, mit der er erstmal demonstrativ vor den anderen herumknutscht. Besonders Astrid, Philippes Frau, hat ihre Probleme mit Daphnée. Astrid (biestig: Zabou Breitman) ist spitzzüngig und hyperaktiv, Gilles‘ Frau Carole (lieb: Isabelle Gélinas) dagegen ist ein richtiger Kumpeltyp. Sie genießt das Luxusleben auf dem Schiff in vollen Zügen, wo dank des schönen Wetters so richtig Kreuzfahrtstimmung aufkommt. Kapitän Battistu muss seine ganze Autorität geltend machen, um sich gegen die amüsierwilligen Landratten durchzusetzen und mit ihnen die vorgeschriebenen Seenotrettungsübungen inklusive Anlegen der Schwimmwesten durchzuführen. Die Partystimmung siegt. Der nächste Tag bringt allerdings eine unangenehme Überraschung, denn ein Unwetter droht, und während Battistu alle Vorbereitungen trifft, um das Schiff sicher durch den Sturm zu bringen, wird er außer Gefecht gesetzt …
 
Aus dem geplanten Wochenendtrip wird also eine Bewährungsprobe. Eine halbwegs lustige natürlich, denn schließlich handelt es sich um eine Komödie. Was die Drehbuchautoren Eric Besnard und Richard Grandpiere mit dieser Vorgabe gemacht haben, kann allerdings nicht durchgängig überzeugen: Die Handlung, bis hierher eher laut und manchmal albern, gewinnt durch die drohende Katastrophe zunächst an Tempo und Action, aber nicht an Tiefgang, wie man erwarten könnte, sondern sie kratzt immer noch weiter an der Oberfläche. Einer der Gründe: Zwischen den Männern gibt es auch jetzt keine echten Konflikte. Die Rollen sind verteilt, niemand zweifelt daran, niemand stellt irgendetwas in Frage. Stattdessen pflegen die Beteiligten weiterhin ihre Eigenheiten, besonders die Frauen: Daphnée tölpelt sich von einer Blessur zur nächsten, Astrid zickt schmallippig gegen alles und jedes, Carole versprüht gute Laune, und die Herren bleiben genau dieselben Jungs wie seit 40 Jahren, nur dass sie älter geworden sind.

Bis auf engstem Raum so richtig die Post abgeht, dauert es eine ganze Weile, aber irgendwann ist es endlich so weit: Die Fassade bröckelt, der Lack ist ab, und die ersten ehrlichen Worte fallen. Spät, sehr spät! Das mag nachvollziehbar sein, vielleicht ist es sogar typisch für Männer um die 60, aber erst jetzt werden sie so richtig liebenswert und ihre Handlungen nachvollziehbar. Dennoch ist der Film unterhaltsam, einige Gags sind ganz wunderbar, und die Schauspieler können zeigen, was sie können – unter anderem darf Daniel Auteuil einen sehr schönen Ausbruch spielen, bei dem er die Schiffsaxt für den Notfall in die Kabinenwand schleudert, was ihm später noch leidtun wird.
 
Die erwartete und schließlich doch noch vollzogene Selbstdemontage der drei alten Kumpels läuft praktisch parallel mit der Zerstörung des herrlichen Schiffes. Auch wenn dabei das Herz jedes Segelfans blutet: Das ist dann wirklich sehr komisch!
 
Gaby Sikorski