Katja Riemann: Jeder hat. Niemand darf.

Katja Riemann: Jeder hat. Niemand darf. Projektreisen

Eine Buchbesprechung

KATJA RIEMANN ist seit Jahrzehnten eine der bekanntesten und populärsten Schauspielerinnen Deutschlands. Was viele nicht wissen: sie ist auch eine der engagiertesten! Seit 20 Jahren ist sie unterwegs in der Welt als Botschafterin von UNICEF, Amnesty International und vielen anderen NGOs. Jetzt hat sie ihre Projektreisen in die verschiedensten Länder dieser Welt aufgeschrieben, Anfang des Jahres ist es als Buch erschienen: „JEDER HAT. NIEMAND DARF“. Der Titel bezieht sich auf die Menschenrechtsartikel, die fast alle mit den Worten beginnen „Jeder Mensch hat …das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person“ und „Niemand darf …in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden“.

Aber Katja Riemann erzählt nicht von sich, sondern von den Menschen vor Ort, die etwas bewegen. Meist sind es starke Frauen, die sich nicht von Gewalt und Unterdrückung entmündigen lassen, sondern mit Mut und Empathie etwas bewegen. Sie sind die Helden ihres Buches, die im Kleinen Großes bewirken, die all dem Elend dieser Erde unendlich viel Positives entgegensetzen. Und tatsächlich viel bewirken.

Das ist denn auch das Überraschendste: auch wenn so vieles entsetzlich und für uns manchmal schier unbegreiflich ist, überzeugt die positive Energie, die dieses Buch ausstrahlt. Ja, man (oder oft: frau) kann was tun gegen Mädchenbeschneidung in Afrika und Frauenhandel in Osteuropa. „Drogen kann man nur einmal verkaufen, Menschen mehrmals“ heißt es etwa im Bericht aus Nepal, wo Töchter der Familien der „kastenlosen“ Kamalari als Dienstmädchen von Menschenhändlern nach Kathmandu verkauft werden. Aber das Gute: in Nepal und in vielen anderen Ländern gibt es hochengagierte Frauen, Männer, die sich dem widersetzen und vielen Menschen Hilfe und wichtiger noch: eine Perspektive bieten. All diesen „Heldinnen/Helden“, die etwas bewegen, gibt sie ein Gesicht.

Ein sehr lebendiges sogar, denn sie schreibt so greifbar direkt, dass man das Gefühl hat, mit ihr mitzufahren durch die Wüste zur nächsten Dorfgemeinschaft im Senegal zu Molly Melching, zu Maggy Barankitse in Burundi usw. Manche Kapitel sind nur schwer zu ertragen, etwa die Berichte von den „getraffickten“ Mädchen aus Moldawien, nach manchen Kapiteln braucht man Abstand – aber am Ende ist es immer wieder überzeugend, dass überall auf dieser Welt, und sei es an den entlegensten Orten, Menschen und NGOS im Einsatz sind, den täglich neuen und doch ewig gleichen Elendsnachrichten etwas Gutes, etwas Erfolgreiches entgegen zu halten.

So wie Katja Riemann all die Aktiven unterstützt, verdient sie jede Unterstützung – indem man ihr Buch kauft, liest, verschenkt, es weiterempfiehlt. Denn: Jeder hat… Niemand darf…

Hermann Thieken