Findet Dorie

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Mit „Findet Dorie“ vertrauen Disney und Pixar ganz dem Erfolgsrezept des beliebten Vorgängers. Dieses Mal begleiten wir den unter Amnesie leidenden Doktorfisch Dorie bei der Suche nach seinen Eltern. In einem Meerespark an der kalifornischen Küste scheint die leicht zerstreute Dorie endlich am Ziel angekommen zu sein. Dort trifft sie auf viele neue Freunde wie den siebenbeinigen Oktopus Hank – und die Stimme von Sigourney Weaver. Verpackt in brillante, farbenfrohe 3D-Bilder dürfte die Magie der Pixar-Künstler vor allem die kleinen Kinozuschauer verzaubern.

Webseite: www.disney.de

OT: Finding Dory
USA 2016
Regie: Andrew Stanton, Angus MacLane
Drehbuch: Andrew Stanton, Victoria Strouse
Originalstimmen: Ellen DeGeneres, Albert Brooks, Ed O’Neill, Hayden Rolence, Diane Keaton, Idris Elba, Eugene Levy
Deutsche Stimmen: Anke Engelke, Christian Tramitz, Franziska van Almsick, Udo Wachtveitl
Laufzeit: 103 Minuten
Verleih: Walt Disney
Kinostart: 29.9.2016
 

FILMKRITIK:

Déjà-vu – laut Google ein Gefühl der Vertrautheit mit etwas, von dem man glaubt, es genau so schon einmal erlebt zu haben. Für den aufgeweckten, unter Amnesie leidenden Doktorfisch Dorie (Original-Stimme Ellen DeGeneres) müsste das Leben im Grunde aus unzähligen solcher Déjà-vus bestehen. Ihr kleines Handicap verhindert jedoch meist, dass sie sich an ein bestimmtes Ereignis erinnern kann. Umso aufgeregter ist sie, als ihr plötzlich der Gedanke an ihre Familie durch den Kopf schießt. Und noch ehe sich ihre Amnesie zurückmeldet, beschließt sie, ihre Eltern zu suchen. Dabei kann sie auf die Hilfe ihrer Freunde zählen – darunter auch ein kleiner Clownsfisch mit Namen Nemo.
 
Auch für den Zuschauer dürfte die Geschichte von „Findet Dorie“ gefährlich nahe einem Déjà-vu sein. Immerhin erzählen Andrew Stanton und seine Pixar-Mannschaft leicht abgewandelt erneut die Handlung des 2003 erschienenen Vorgängers „Findet Nemo“, der bis heute als einer der erfolgreichsten Animationsfilme aller Zeiten gilt. Der neue Spitzenreiter – zumindest in den USA – ist seit kurzem jedoch „Findet Dorie“ mit einem Einspielergebnis von 136 Mio. Dollar am Startwochenende. Eigentlich spiegelt das Sequel den Plot des Originals und überträgt Nemos Suche auf die liebenswerte Dorie. Diese war ohnehin schon der heimliche Star in „Findet Nemo“, nicht zuletzt dank einer großartigen Ellen DeGeneres, die mehr als nur ihre Stimme dem vergesslichen Doktorfisch lieh. Ihre Qualitäten als Entertainerin, Comedian und Schauspielerin bringt sie nun abermals in ihre Rolle und in jeder ihrer Dialogzeilen ein.
 
Dories Suche führt sie schließlich an die Küste Kaliforniens und in ein dort ansässiges Meeresforschungsinstitut, wo mit dem ebenfalls leicht gehandicapten Oktopus Hank, dem unter Koordinationsschwierigkeiten leidenden Walhai Destiny und dem Seelöwen Fluke bereits neue Verbündete auf sie warten. Dazu gibt es in der Originalfassung eine wunderbar surreale Begegnung mit Sigourney Weaver oder zumindest mit ihrer Stimme. Auch wenn am guten Ausgang von Dories Mission nie jemals auch nur die geringsten Zweifel aufkommen – wir befinden uns bekanntlich in einem Disney-/Pixar-Film –, so hofft, bangt und freut man sich mit ihr. Schon die kurze Exposition, in der Stanton uns auch den einschneidenden Moment vorstellt, in dem die kleine Dorie ihre Eltern plötzlich aus den Augen verliert, zeugt von Pixars Künsten über die technisch perfekte Verpackung hinaus. Es ist zugleich der emotionale Trigger für den Rest der Geschichte und das seit „Findet Nemo“ bestehende Bündnis zwischen Dorie und Publikum.
 
Im Unterschied zu anderen Pixar-Geschichten wie dem psychologisch ausgeklügelten „Alles steht Kopf“ oder dem durchaus konsumkritischen „Toy Story“ bleibt „Findet Dorie“ erkennbar geradliniger. Der Film baut nie einen vergleichbaren Hintersinn auf. Stattdessen setzen Stanton und sein Co-Regisseur Angus MacLane ganz auf den Charme ihrer Figuren, denen sie allen Raum und Aufmerksamkeit schenken. Dories unerschütterlicher Optimismus dürfte einmal mehr sowohl bei den jungen als auch den älteren Kinozuschauern verfangen. Dazu bringt der Film auch neue potentielle Lieblinge ins Spiel. Ansonsten bleibt man dem bekannten Erfolgsrezept aus „Findet Nemo“ weitgehend treu. Dass man die fehlende inhaltliche Weiterentwicklung auf visueller Ebene überzeugend nachholt, lässt einen über gewisse Dopplungen in Aufbau und Story leichter hinwegsehen. Noch schöner ist es, dass Pixar allen Eltern uneingeschränkt Mut zuspricht. Mit ihren gelegentlichen Sorgen und Ängsten um den Nachwuchs – vor allem wenn dieser ein kleines Handicap besitzt – sind sie keineswegs allein.
 
Marcus Wessel