Intrigo – Tod eines Autors

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Daniel Alfredson hat bereits zwei Filme der „Millennium“-Trilogie verfilmt. Mit „Intrigo“ steht nun die Adaption einer weiteren dreiteiligen Reihe an, die diesmal allerdings nicht aus der Feder von Stig Larsson stammt, sondern von seinem Landsmann Håkan Nesser. Den Auftakt macht „Tod eines Autors“.

Webseite: www.fox.de/intrigo-tod-eines-autors

OT: Intrigo: Death of an Author
USA 2018
Regie: Daniel Alfredson
Darsteller: Benno Führmann, Ben Kingsley, Tuva Novotny, Veronica Ferres, Michael Byrne, Daniela Lavender, Sandra Dickinson
Länge: 106 Minuten
Verleih: 20th Century Fox
Kinostart: 11. Oktober 2018

FILMKRITIK:

Um ihm aus seinem neuen Buch vorzulesen, trifft sich der Schriftsteller und Übersetzer David Moerk (Benno Führmann) auf einer verlassenen Insel mit dem Literaturexperten Henderson (Ben Kingsley). Moerk hatte den Auftrag erhalten, einen Roman des kürzlich verstorbenen Autoren Germund Rein zu übersetzen – nur Moerk solle mit diesem Auftrag betraut werden, hieß es in einem Brief, der dem Manuskript beigelegt war. Als sich Moerk Hals über Kopf in die Arbeit stürzt, erkennt er mit der Zeit Parallelen zwischen den im Buch geschilderten Ereignissen und seinem Leben. Auf einmal muss er sich mit seiner dunklen Vergangenheit auseinandersetzen, die Stück für Stück an die Oberfläche zu dringen droht…

Das Besondere an „Intrigo: Tod eines Autors“ ist in erster Linie seine in sich verschlungene Erzählweise. Immer wieder springt das Skript von Daniel Alfredson und seiner Co-Autorin Brigitta Bongenhielm („Die Patchworkfamilie“) zwischen zwei verschiedenen Zeitebenen hin und her: Da ist auf der einen Seite der Handlungsstrang, in dem David Moerk dem geheimnisvollen Henderson aus seinem Buch vorliest und auf der anderen Seite sehen wir ebenjene Romanhandlung als eine Art „Film im Film“, in dem die Hauptfigur ebenfalls von Benno Führmann verkörpert wird. Nach und nach beginnt man als Zuschauer zu erahnen, dass es sich bei den Ereignissen im Buch gleichermaßen um die Vergangenheit Moerks handelt. Inwiefern das Ganze dann allerdings mit dem Tod des Autoren Germund Rein zu tun hat, geschweige denn mit Moerks Besuch auf der Insel, macht „Tod eines Autors“ zu einem Film, der nach klassischem „Whodunit“-Prinzip funktioniert. Es geht hier zwar nicht um die Frage nach irgendeinem Killer, aber das Mitknobeln ob der allumfassenden Auflösung am Ende macht dennoch so viel Spaß, dass der Auftakt zur „Intrigo“-Trilogie in vielen Momenten ungeheuer spannend ist. Auch wenn man sich erst einmal daran gewöhnen muss, dass hier inszenatorisch einige merkwürdige Entscheidungen getroffen wurden.

So eine ist etwa die Sache mit der Sprache: „Tod eines Autors“ wurde komplett auf Englisch gedreht. Hier wird selbst an deutschen Schauplätzen von jeder Figur englisch gesprochen, was allerdings nicht zuletzt auf den Part der Übersetzung zurückzuführen ist. Gewiss ist „Intrigo“ so auch international deutlich einfacher zu vermarkten, doch wenn Moerk schon dazu angehalten ist, das Skript zu übersetzen und seinem englischsprachigen Gegenüber ebendiese Version vorträgt, dann muss er das nun mal auf alles anwenden. Das mutet hier und da gewöhnungsbedürftig an (Veronica Ferres kommt englischsprachig leider nicht einmal im Ansatz an das heran, was sie als Schauspielerin sonst leistet), aber es hat eben tatsächlich einen tieferen Sinn. Der bisweilen billig wirkenden Inszenierung lässt sich das allerdings nicht zusprechen. Die zum Großteil überbeleuchteten Bilder geben dem Ganzen einen Touch von öffentlich-rechtlichem Fernsehen, was sich gerade auf der großen Leinwand zum Nachteil auswirkt. „Tod eines Autors“ wäre eigentlich prädestiniert für den typisch düsteren Skandinavien-Look seiner vielen Genre-Kollegen. 

Was die Auflösung angeht, so lässt sich hier wohl getrost von einer 50/50-Chance sprechen, wenn es darum geht, ob man verfrüht hinter die Auflösung steigt, oder nicht. Die Einen mögen sie kommen sehen, die Anderen von ihr überrascht werden. Damit man im Falle von Ersterem trotzdem bis zum Schluss gebannt bei der Sache bleibt, geben sich die Darsteller alle Mühe, mit ihrer Performance zu fesseln. Dies gelingt ausgerechnet einem Urgestein wie Ben Kingsley („Ghandi“) nur bedingt, der hier überraschend gelangweilt agiert, aber auch gar nicht so viel zu tun bekommt, um zu zeigen, was er kann. Benno Führmann („Volt“) bildet dagegen das Herzstück des Films. Und mit ihm ganz langsam in den Wahnsinn abzudriften, macht über die eineinhalb Stunden dann doch eine Menge Laune. 

Antje Wessels