Seit über sieben Wochen sind die Kinos geschlossen. Mit ihrem hohen gesellschaftlichen und kulturellen Engagement folgen sie nicht allein dem Prinzip der Gewinnmaximierung und verfügen nicht über gerade jetzt erforderliche Rücklagen. Zugleich belastet sie eine hohe Grundkostenstruktur durch oft hohe Mieten und die Tatsache, dass viele ihrer Beschäftigten nicht unter die Kurzarbeitergeldregelungen fallen. Die daraus entstandenen Defizite sind vielerorts enorm. Die bisher bekannten Programme richten sich an Kleinstbetriebe sowie die Industrie und Konzerne. Sie sind deshalb für den Kulturort Kino an der Schnittstelle zwischen Kultur und Wirtschaft nur zum Teil geeignet.

Mit der nun beschlossenen Erhöhung des Kinoprogrammpreises sowie der angekündigten Stärkung des Zukunftsprogramms Kino wird dem nun entgegengesteuert. „Hierfür gilt es Monika Grütters und ihrem Team sowie den Abgeordneten im Kulturausschuss des Deutschen Bundestages ausdrücklich zu danken,“ so Christian Bräuer.

„Mit dem Ausbau der kulturellen Filmförderung hat Monika Grütters schon vor Jahren einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Siebten Kunst gesetzt“, so Christian Bräuer. „In Zeiten der Krise muss es nun um die Konzentration auf das Wesentliche gehen und der Fokus auf den Erhalt der kulturellen Infrastruktur liegen. Gerade kulturell anspruchsvolle Filme brauchen jedes einzelne Kino und jeden einzelnen Zuschauer, damit sie überhaupt entstehen können. Ansonsten geht uns eine ganze Kunstform verloren.“

Die AG Kino- Gilde hat sich daher seit Beginn der Krise für eine Erhöhung und frühere Auszahlung der Kinoprogrammpreise stark gemacht. Viele Bundesländer haben ihre Preise schon bald nach Kinoschließung vorgezogen und aufgestockt, um damit die Kinovielfalt zu sichern.

Noch immer gibt es keinen Termin für die Wiedereröffnung der Kinos. Der Verband setzt sich daher für einen Fahrplan zur Wiederöffnung ein. Denn gerade Filmtheater verfügen über die räumlichen Gegebenheiten, Hygienekonzepte mit Abstandsregeln umzusetzen.

Zugleich warnt der Christian Bräuer: „Es ist nicht abzusehen, wann es wieder einen Normalbetrieb in der Filmbranche geben wird. Mit erforderlichen Abstandsregeln wird es auch nach der Wiederaufnahme des Spielbetriebs lange dauern, bis die Kinos zum Business-as-usual zurückkehren. Der nun vergebene Sonderpreis ist daher eine bedeutungsvolle Soforthilfe. Wir brauchen aber einen Kinoinfrastrukturfonds, um nicht das Bestehende auf Dauer zu gefährden.“

Wie gefährlich eine Pandemie für die Vielfalt von Film ist, zeigt ein Blick auf die Auswirkungen der Spanischen Grippe 1918. Die US-amerikanische Filmbranche war bis zum Ausbruch der Pandemie vielfältig und unabhängig, doch durch die wirtschaftlichen Schäden bündelte sich im Anschluss die Marktmacht bei wenigen Studios in Hollywood, die über Jahrzehnte Bedingungen in der Produktion, der Distribution und beim Abspiel diktierten. Wo sich Marktmacht konzentriert, leidet die künstlerische Vielfalt. Hauptfokus der gesamten Filmbranche muss es daher sein, in der jetzigen Krise das wirtschaftliche Überleben so vieler Marktteilnehmer wie möglich zu sichern. Denn schon vor der Corona-Krise schritt die Marktkonzentration in allen Segmenten der Filmwirtschaft rasant voran.

Verbandspositionen
1. Kinoinfrastukturfonds
zum Erhalt des Kulturorts Kino und zur Abwendung eines Kinosterbens!

2. Einen Fahrplan zur Wiedereröffnung
mit dem Ziel, dass Kinos spätestens im Juli wieder ihre Türe öffnen können!

3. Eine Starthilfe für die Kinobranche
in der Phase der Wiedereröffnung!