In einer Mitteilung des Brennessel-Kinos heißt es:

Er hat das Nachkriegskino geprägt wie kaum ein anderer deutscher Regisseur: Michael Verhoeven.

Jeder kennt „Die weiße Rose”, jenes Meisterwerk, mit dem Michael Verhoeven, Spross und mit seiner Ehefrau Senta Berger Oberhaupt einer Künstlerdynastie, der Münchener Widerstandsgruppe um Sophie Scholl ein filmisches Denkmal setzte. Keiner kennt hingegen das Antikriegsdrama „O.K.”, das vor genau fünfzig Jahren bei der Berlinale 1970 für einen Skandal sorgte und zum bisher einzigen Abbruch der Festspiele führte.

Wir sind stolz, aus Anlass des 125. Geburtstags des deutschen Kinos (1895 zeigten die Brüder Skladanowsky erstmals öffentlich „bewegte Bilder”) und im Rahmen unserer Kinoreihe CINEMA SCANDALEUX als erstes Kino die für die Berlinale 2020 restaurierte Fassung von „O.K.” präsentieren zu dürfen. Eine besondere Ehre ist es, Michael Verhoeven am 1. November persönlich in der Brennessel begrüßen und ihm dann für seine Verdienste um das Programmkino und für „O.K.” den vom Künstler Siegfried Speckhardt eigens geschaffenen Kinopreis „Bronzene Brennessel” verleihen zu dürfen.

Brennessel-Betreiber Alfred Speiser: „Mit der Bronzenen Brennessel würdigen wir einen außergewöhnlichen Regisseur, der sein Publikum seit Jahrzehnten fasziniert, und einen einzigartigen Film, der am Beispiel des Vietnamkriegs eindrucksvoll zeigt, was Filmkunst kann: die Zerrissenheit des Menschen zwischen Gut und Böse erlebbar machen. Wir sind glücklich, dass O.K. – wegen Meinungsverschiedenheiten zwischen Produzenten und Regisseur fast fünfzig Jahre lang gesperrt  – auch aufgrund des Engagements der Brennessel-Mitarbeiter endlich im Kino gezeigt werden darf.”

Die Preisverleihung der Bronzenen Brennessel an Michael Verhoeven findet zwischen den Filmvorführungen von „O.K.” am 1. November um 11 und 15 Uhr statt. Vorstellungen nur für Inhaber der entsprechenden Solidaritäts-Eintrittskarten (Reservierung).

O.K.

Ostern 1966. Es herrscht Waffenruhe. Ein paar GIs (u.a. Rolf Zacher, Michael Verhoeven und Gustl Bayrhammer als Offizier) heben Schützengräben aus, spielen mit ihren Waffen, sprechen breiten bayerischen Dialekt und mobben sich gegenseitig. Der von Rob Houwer produzierte und von Michael Verhoeven inszenierte Spielfilm O.K. verlegt den Vietnamkrieg in den Bayerischen Wald, lässt die Kamera freidrehen und rahmt den Plot mit Verfremdungseffekten: Man schaut den Schauspieler*innen zu, wie sie in ihre Rollen hinein- und aus ihnen hinausschlüpfen.

Als Eva Mattes in der Rolle Phan Ti Maos an dem gerodeten Waldstück vorbeiradelt, kommen die Soldaten auf eine brutale Idee. Was dann geschieht, lehnt sich an ein tatsächlich verübtes Kriegsverbrechen an. 1970 bot der Film den Anlass für einen Eklat. Der Jurypräsident George Stevens und die meisten der Juror*innen fanden O.K. antiamerikanisch und verlangten, dass der Film aus dem Wettbewerb entfernt werde. Die anschließende Kontroverse sprengte das Festival. Die Preise blieben im Schrank. 50 Jahre später verleihen wir dem Regisseur Michael Verhoeven für O.K. die Bronzene Brennessel.

Bitte beachten: FSK 16, Einlass erst ab 16 Jahren;

Freier Verkauf für Abendvorstellungen von „O.K.” am 1. November um 17 und 20 Uhr (Reservierungen unter 06201-43185 werden empfohlen)