Appell der deutschen Filmkunsttheater:
Sichere Kulturorte stärken – kein Lockdown für Kinos, Maßnahmen mit Augenmaß

Im Zuge des rapiden Anstiegs der COVID-19-Fallzahlen beraten morgen erneut Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten über geeignete Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Die Kinos verfolgen die Debatte mit großer Sorge.

„Sicherheit und Gesundheit gehen vor und als sozialer Ort sind wir uns unserer Verantwortung voll und ganz bewusst. Allerdings haben sich die Kinos mit konsequent umgesetzten Hygienekonzepten als besonders sichere Orte bewiesen,“ so Christian Bräuer, Vorsitzender der AG Kino – Gilde deutscher Filmkunsttheater. „Wir appellieren daher eindringlich an Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten sowie die politisch Verantwortlichen, bei allen berechtigten Maßnahmen zur Verhinderung der weiteren Ausbreitung des Corona-Virus Augenmaß zu bewahren.“

Die Räumlichkeiten und Betriebsabläufe von Kinos, Bühnen und vergleichbaren Kulturorten mit fest verankerten Sitzplätzen eignen sich sehr gut für die konsequente Umsetzung von Hygiene- und Sicherheitsauflagen. Infektionsketten sind dort bislang nicht bekannt. Christian Bräuer: „Von daher hoffen wir, dass Kulturorte wie Kinos, Konzertsäle, Theater als sichere Orte von einem wie auch immer gearteten Lockdown ausgenommen werden.“

Die Kinos wären von einer erneuten Schließungsanordnung übermäßig stark betroffen. Denn wie das Frühjahr gezeigt hat, führt die vorübergehende Stilllegung der Kinos zu großen Verwerfungen für den ohnehin schon besonders schwer getroffenen Filmmarkt. Filme, die zum Zeitpunkt der Schließung noch in den Kinos laufen, werden abgewürgt. Und für die Wiedereröffnung brauchen die Kinos und Verleiher einen Planungsvorlauf. Kurz: Der Lockdown wirkt sich im Kinomarkt stärker und länger aus als bei anderen Branchen, die deutsche Filmindustrie wäre existenziell getroffen. „Auch aus diesem Grund bitten wir eindringlich um Entscheidungen mit Weitblick. Dies bedeutet auch, dass wir realisierbare Regeln brauchen. Eine Begrenzung der Saalkapazität auf 50 oder 100 Besucher je Vorstellung, wenn der Saal 500 oder 1000 Plätze und breite Sessel hat, sind nicht hilfreich, damit kann man diese Häuser nicht betreiben. Gleiches gilt für Verzehrverbote,“ betont Christian Bräuer.

Seit der Wiedereröffnung haben die Kinobetreibenden sich als zuverlässige und verantwortungsbewusste Kulturanbieter bewährt. Sie haben die Lüftungszyklen mit maximalem Frischluftanteil erhöht, die natürliche Lüftung ausgeweitet, die Zeiten zwischen den Vorstellungen entzerrt, Plexiglaswände eingezogen, Abstandsmarkierungen angelegt und ganze Saalreihen gesperrt. Über hohe Online-Ticket-Quoten wird zudem zuverlässig und nachweisbar die Kontaktverfolgung sichergestellt.

Christian Bräuer„Gerade in Krisenzeiten ist Kunst für eine freie, demokratische Gemeinschaft wichtiger denn je. Von daher hoffen wir, dass die Kulturorte auch in den kommenden Wochen ihre wichtige gesellschaftliche Aufgabe weiter wahrnehmen und so die schwierige Zeit für viele Menschen erträglicher machen können.“

AG Kino-Gilde, Berlin 27.10.2020