Bester Film im Wettbewerb:
20,000 SPECIES OF BEES
von Estibaliz Urresola Solaguren

Begründung der Jury:
Der warmherzige Debütfilm der baskischen Regisseurin Solaguren bringt einen neuen Blickwinkel auf das durchaus kontrovers diskutierte Thema der Geschlechteridentität. Die einfühlsam und komplex erzählte Familiengeschichte findet Bilder und Allegorien für die Vielfalt menschlichen Daseins. Das Darstellerensemble allein ist preiswürdig, legt es doch Schicht für Schicht ihre individuellen, unterschiedlich geprägten Geschichten frei und ermöglichen so eine generationsübergreifende Identifikation mit den Figuren. Die vorherrschende Perspektive des nach sich selbst suchenden Kindes schlägt eine filmische Brücke zu einem breiten Publikum. Besonders die einfühlsam inszenierten Momentaufnahmen zwischen den gänzlich unvoreingenommenen Kindern lassen gesellschaftliche, meist erwachsene, Kategorien brüchig werden. Ganz nebenbei erzählt uns der Film von einem kinematografisch bisher fast unentdeckten Flecken im dreisprachigen Baskenland, das mit seiner speziellen Geschichte auch als Ort die Identitätssuche der Figuren widerspiegelt. Von dort transportieren wunderbar fotografierte Bilder das vielschichtig geschriebene Drehbuch auf direktem Weg in die Herzen ihrer Kinozuschauer.

Die Jury für den Wettbewerb der Berlinale 2023 bestand aus:
Stefanie Kleppsius (Yorck Kino, Berlin) (Bild links)
Ansgar Esch (Schlosstheater Münster) (Bild rechts)
Maret Wolff (Metropol Chemnitz)

Generation 14plus:
AND THE KING SAID. WHAT A FANTASTIC MACHINE
von von Axel Danielson, Maximilien Van Aertryck
Begründung der Jury
Von Anfang an sah man durch die Kamera Fragmente von Fiktion und Realität – nach und nach verlor sie zwar ein bisschen von ihrer Obskurität, aber nichts von ihrer Magie. Deshalb können wir seit dem ersten aufgenommenen Bild nicht mehr wegsehen. The King Said, What a Fantastic Machine ist wahrlich und im besten Sinne ein Generations-Film. Er fordert auf, generationsübergreifend nachzudenken, zu diskutieren, zu liken und zu teilen. Wir sehen die ersten Schritte im Erzählen von Licht und Schatten, geraten in den Sog der Selbstvermarktungs-Tweens, blicken auf Bilder von Verzweiflung und dem Missbrauch der Kamera zur Schwächung der Demokratie – trotz der deprimierenden Momente, verlässt man das Kino mit dem Gefühl eine geniale Zeit verbracht zu haben. Damit ist der Film ist eine Einladung die eigenen Film- und Mediaskills zu erweitern. Ohne die Kamera wären wir alle – buchstäblich – nicht hier. Und um den Film zu zitieren: „it’s science, bitch!“.
Infos zum Film

Die Jury Berlinale Generation 14plus 2022 bestand aus:
Hanna Szczepkowska (Arsenal Kinos, Tübingen)
Erich Pannier (Lichtburg Filmpalast, Oberhausen)
Josefine Kraft (Broadway, Trier)

Berlinale Spotlight
Der Gilde-Filmpreis Gewinnerfilm aus der Berlinale-Sektion Generation 14plus geht mit Beginn der nächsten Berlinale, zusammen mit den letztjährigen Gewinnerfilmen, auf eine bundesweite Kino-Tour der AG Kino – Gilde, die unterstützt wird von den Teilnehmer:innen der ‚CinemaVision 14plus‘-Jurys sowie mit Begleitmaterialien der VISION KINO, der gemeinnützigen Gesellschaft zur Förderung der Film- und Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen.

„Die jungen Kinomacher:innen der ‘Cinema Vision 14plus’-Jury sind eine Brücke zwischen Festivalpublikum und jungen Kinofans. Die Juryerfahrungen während der Premieren-Vorstellungen der Generation 14plus, die coming-of-age-Themen in den Mittelpunkt ihrer Auswahl stellt, verbindet sich im Laufe des Filmfests mit Kurationsgedanken für diese Zielgruppe in den eigenen Kinos. Kombiniert mit Begleitmaterial und Moderations-Ideen der VISION KINO schicken wir die Gewinnerfilme in einer Filmfestreihe alle gemeinsam als BERLINALE SPOTLIGHT für das junge Kinopublikum auf die Reise durch die Kinosäle“, erläutert Petra Rockenfeller, Kinobetreiberin des Lichtburg Filmpalasts in Oberhausen und Vorstandsmitglied der AG Kino – Gilde. „Umso mehr freuen wir uns, dass in diesem Jahr mit dem Dokumentarfilm The King Said, What a Fantastic Machine von Axel Danielson und Maximilen Van Aetryck, die diesjährige Jury eine Geschichte rund um die Kamera, welche von Menschen genutzt wird um Momente des Lebens aufzunehmen, bildtechnisch zu komponiert und zu projiziert, wie das Kino selbst, auf bundesweite Kino-Tour schicken wird.“

„Die Geschichte von Fotografie und Bewegtbild, die immer auch mit Fragen der Glaubwürdigkeit und Manipulation, von Präsentation und Repräsentation, aber auch von Selbstermächtigung verbunden ist, kann geradezu als Meisterwerk von Film- und Medienbildung für alle Altersklassen betrachtet werden“, so Leopold Grün, Geschäftsführer der VISION KINO.