Die drohende Abschaffung des Zukunftsprogramms Kino als Investitionshilfe für unabhängige Kinos, die Kürzung beim Kinoprogrammpreis des Bundes, die geplante Streichung der Kinoreferenzförderung und die noch unzureichende Berücksichtigung beim Reformvorschlag des Filmförderungsgesetzes – all das deutet für die AG Kino – Gilde auf einen kulturellen Kahlschlag im kommenden Jahr hin.

Bedroht sieht sie vor allem die Programmkinos, die den künstlerischen Film jenseits des Mainstreams überhaupt erst sichtbar machen. Sie geben insbesondere auch den preisgekrönten Filmen des Deutschen Filmpreises und der internationalen Festivals eine Bühne. Ein herausragendes Beispiel hierfür ist der Favorit beim Deutschen Filmpreis STERBEN von Mathias Glasner, der seit seiner Veröffentlichung vor einer Woche knapp 70 % seiner Besucherinnen und Besucher in den Arthousekinos fand.

Die AG Kino – Gilde setzt sich entschieden dafür ein, das Zukunftsprogramm Kino als Investitionshilfe für Arthousekinos und Filmtheater in der Fläche weiterzuführen. Dies diene nicht nur dem Erhalt kultureller Räume und damit der kulturellen Grundversorgung, sondern vor allem auch der Stärkung des geförderten deutschen Films und der Filmwirtschaft insgesamt.

Das Zukunftsprogramm Kino hat sich direkt nach dem Start zum größten Erfolgsmodell der deutschen Kinoförderung entwickelt. Es ermöglichte in den letzten 5 Jahren über 1.500 investive Maßnahmen in Kinos. Projekte, die die geförderten Filmtheater allein nicht oder nicht in diesem Umfang hätten realisieren können, wie der Verband in einer Umfrage herausfand. Damit trug das Zukunftsprogramm Kino wesentlich zum Erhalt der vielfältigen Kinolandschaft bei. 2023 wurden knapp 25 % der Mittel in die Verbesserung der ökologischen Nachhaltigkeit investiert, dazu mehr als ein Drittel in energieeffizientere Projektions- und Tontechnik. Das Förderbudget für 2024 war bereits nach 20 Sekunden ausgeschöpft – knapp 100 Kinostandorte können deshalb nicht berücksichtigt werden.

Christian Bräuer, Vorsitzender der AG Kino – Gilde, erklärt dazu: „Die Antragsflut beweist, wie hoch der Bedarf für Investitionen ist. Mit dem Zukunftsprogramm Kino wurden wichtige Fortschritte erreicht, doch wir stehen noch immer inmitten der Transformation. Gerade Arthouse- und Landkinos, deren Arbeit einen enormen gesellschaftlichen und kulturellen Mehrwert auszeichnet, brauchen klare Perspektiven. Allein können sie die erforderlichen Investitionen in ökologische und digitale Modernisierung nicht stemmen. Die Streichung des Zukunftsprogramm Kino, ohne ein besseres Nachfolgemodell zu haben, verhindert nicht nur eine seriöse Investitionsplanung, sondern gefährdet auch den Erhalt von Kulturstandorten und Arbeitsplätzen. Eine Nachbesserung des Etats und die Fortführung des Programms sind ein Eckpfeiler der deutschen Kino- und Filmwirtschaft, ohne den uns der große Kollaps droht“.

Neben dem Zukunftsprogramm Kino setzt sich die AG Kino – Gilde auch weiterhin nachdrücklich für eine Programmförderung über den Kinoprogrammpreis des Bundes ein. Kinos, die einen besonderen kulturellen Beitrag leisten, vielfältige Programme, Reihen und Sonderveranstaltungen organisieren und Angebote für ein junges Publikum machen, sollten dafür eine angemessene Unterstützung erhalten. Dass die Prämiensumme des Bundes, die rund 300 Kinos in ganz Deutschland für ihre kulturelle
Filmarbeit auszeichnen, in diesem Jahr erstmals in der fast 50-jährigen Geschichte gekürzt wird, ist für den Verband ein alarmierendes Signal.

„Arthouse-Kinos tragen Filme, Themen und Diskussionen in die Nachbarschaft. Diese Filme brauchen jedes einzelne Kino und jeden einzelnen Gast, um entstehen und gesehen werden zu können. So sehr wir begrüßen, dass der Produktionsstandort Deutschland mit der geplanten Strukturreform gestärkt werden soll, ist die Vielfalt unserer Filmkultur in Gefahr, wenn die zentrale Rolle von Kino und Verleih im Ökosystem Film vernachlässigt wird. Das Interesse an komplexen, herausfordernden Filmen in einer digitalen Medienwelt ist ungebrochen, gerade beim jungen Publikum. Hier eröffnen sich immense Potenziale – es muss uns gelingen, positive Entwicklungen zu verstetigen, um die Kunstform Kino dauerhaft zu stärken“, so Christian Bräuer. „Es ist daher entscheidend, die Strukturreform jetzt im Schulterschluss mit allen Kräften und ganzheitlich umzusetzen.”