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Originaltitel: Sleuth
USA 2007
Regie: Kenneth Brannagh
Drehbuch: Harold Pinter, nach dem Theaterstück „Sleuth“ von Anthony Shaffer
Darsteller: Michael Caine und Jude Law
86 Min.
Kinostart: 20.12.2007
Verleih: Concorde
Über den Film
Originaltitel
Sleuth
Deutscher Titel
1 Mord für 2
Produktionsland
USA
Filmdauer
89 min
Produktionsjahr
2007
Produzent
Law, Jude
Regisseur
Branagh, Kenneth
Verleih
Starttermin
19.12.2007
PRESSESTIMMEN:
…
FILMKRITIK:
Andrew Wyke, wohlhabender und vom Erfolg verwöhnter Autor von Kriminalromanen, bekommt Besuch. Der Schauspieler Milo Tindle, jung, attraktiv, aber auch beruflich erfolglos, hat ihm die Frau ausgespannt und ist nun angetreten, ihn zur Scheidung aufzufordern. Wyke scheint überraschend schnell einverstanden und schlägt ihm auch noch einen lukrativen Deal vor: Tindle soll zum Schein in sein Haus einbrechen und dort wertvollen Schmuck entwenden. Das geteilte Versicherungsgeld entschädige einerseits den gehörnten Ehemann und gebe gleichzeitig dem mittellosen Konkurrenten die Gelegenheit, seiner neuen Freundin den gewohnten Lebensstandard zu sichern – so Wykes Argumentation. Ein gefährliches Katz- und Mausspiel beginnt, bei dem nie ganz klar ist, welcher der beiden Rivalen gerade wirklich die Fäden in der Hand hält, und das immer bedrohlichere Züge annimmt.
Nach seiner opulenten Zauberflöten-Verfilmung überraschte Regisseur Kenneth Brannagh in diesem Jahr bei den Filmfestspielen in Venedig mit dem Remake eines eloquenten Kammerspieles. Doch „1 Mord für 2“ geht weit über ein reines Remake hinaus. Literaturnobelpreisträger Harold Pinter nahm sich mit Leidenschaft der literarischen Vorlage an und machte daraus ein neues Werk mit eigenen Facetten. So verpasst er dem Film den ihm eigenen düsteren Tonfall und seinen schwarzen Humor, ohne dass dabei die Spannung des Originals verloren geht. Überraschend haben wir es hier im Vergleich zur Vorlage auch mit einem dritten Protagonisten zu tun: das Haus, in dem sich das Duell abspielt. Nach außen hin wirkt es wie ein altehrwürdiger Landsitz, von innen entpuppt es sich als durchgestylter Designertempel, vollgestopft mit Überwachungskameras, die nicht nur etwas über die Neurosen seines Besitzers verraten, sondern auch immer wieder geschickt in den Plot integriert werden.
Letztendlich repräsentiert das Haus aber auch die Frau, um die sich die beiden Herren streiten, denn sie ist es, die dessen mit allen technischen Raffinessen ausgestattete Inneneinrichtung entworfen hat. Ansonsten taucht das Objekt der Begierde jedoch nicht auf, was konsequent ist, denn im Kern geht es nicht um die Frau, sondern um den Kampf zweier Männer um Macht und Besitz, um die Gegensätze zwischen Jugend und Alter, Armut und Reichtum, Spontaneität und Kalkulation, Leidenschaft und Ehealltag. Wer gewinnt, sei hier natürlich nicht verraten. Schauspielerisch jedoch geht der Zuschlag hier nach Punkten an Michael Caine. Es ist faszinierend zuzuschauen, wie es ihm beinahe mühelos gelingt, mit einer Mine zwei Gefühle gleichzeitig auszudrücken. Während sein rechtes Auge noch traurig schaut, funkelt im linken bereits die Lust auf den nächsten Angriff. Bei einer solch überragenden Leistung kann selbst der talentierte Mr. Law nur schwer mithalten.
Anne Wotschke