100 % Wolf

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Die australisch-belgische Ko-Produktion „100% Wolf“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Jayne Lions aus dem Jahr 2009. Erzählt wird von Freddy Lupin, einem Jungen, der dazu bestimmt ist, wie sein Vater zum Anführer eines Werwolf-Rudels zu werden. Doch als der Tag kommt, da Freddy sich das erste Mal verwandelt, gibt es eine herbe Überraschung: er wird zum Pudel. Ein flotter, amüsanter Film, der zwar nie überraschend ist, aber gute Familienunterhaltung bietet.

Website: https://constantin.qa.astral.de/kino/100-wolf/

USA 2020
Regie: Alexs Staderman
Buch: Fin Edquist
Darsteller: Alina Freund, Kurt Krömer und Hella von Sinnen
Länge: 84 Minuten
Verleih: Constantin
Kinostart: 1. Juli 2021

FILMKRITIK:

Freddy Lupin ist noch ein kleiner Junge, als er mit dem Werwolf-Rudel seines Vaters loszieht. Die helfen Menschen, aber ein Eisverkäufer glaubt, dass sie fiese Monster sind. Freddys Vater stirbt, die Jahre vergehen und der Tag kommt, an dem sich der Junge zum ersten Mal in einen Werwolf verwandeln und das Erbe seines Vaters antreten soll. Doch er verwandelt sich nicht in einen stolzen Wolf, sondern in einen Pudel, der Reißausnehmen muss, um herauszufinden, was mit ihm passiert. Wichtiger noch: Er muss verhindern, dass sein fieser Onkel die Herrschaft über das Rudel an sich reißt.

Animationsfilme müssen heutzutage nicht mehr aus Hollywood kommen, um hohes Niveau zu haben. Gerade belgische Produktionen haben in den letzten Jahren gezeigt, was auch in Europa möglich ist. „100% Wolf“ ist eine Ko-Produktion mit einem australischen Studio. Die Animation ist durch die Bank gut. Nicht minder überzeugend sind die verspielten Designs der Figuren, seien es nun Hunde, Werwölfe oder Menschen.

Die Geschichte macht keine übermäßigen Sprünge. Überraschend ist an dieser durchaus eigenen Version einer Coming-of-Age-Geschichte nichts. Vielmehr bewegt sich die Story immer im Rahmen des Erwartbaren. Das mag ein Manko für ein älteres Publikum sein, der Film zielt aber natürlich auf ein jüngeres ab, das noch nicht so viel gesehen hat. Entsprechend ist der Film für Kids sicherlich aufregender, zumal mit dem Horror-Mythos des Werwolfs gespielt wird. Das geschieht aber auf kindliche Art und Weise, die Kreaturen der Nacht sehen jedoch niemals erschreckend aus.

Die Geschichte ist extrem schnell. Es tut sich immer was. Leerlauf ist für diesen Film ein Fremdwort. Darüber hinaus lässt man zwar so manchen Erzählstrang etwas leiden und die Logik ist auch nicht immer in sich stimmig, aber das macht die Rasanz mehr als wett. Der Film punktet aber nicht nur damit, die Geschichte hat auch eine Botschaft.

Es geht um Vorurteile. Die, die die Werwölfe gegen Hunde haben, und die, die die Hunde gegen Werwölfe haben. Doch diese entstehen daraus, dass man einander nicht kennt. Vorurteile baut man durch direkten Kontakt ab. Auch schön: Ein klein wenig ist der Vater schockiert, als er seinen Sohn als Pudel sieht. Er wurde nicht so, wie er sich das vorgestellt hat, aber er liebt ihn dennoch. Das kann man, ob nun intendiert oder nicht, auch als subtiles Aufgreifen eines ganz anderen Themas sehen – wenn Kinder sich ihren Eltern aufgrund anderer sexueller Orientierung erstmals offenbaren.

Damit ist „100% Wolf“ nicht nur ein amüsant-unterhaltsames Abenteuer, sondern präsentiert dem jungen Publikum auch ein moralisches Koordinatensystem. Wer will, kann aus diesem Film also mehr als nur bloßes Entertainment mitnehmen.

Peter Osteried